Eutingen · Lokalpolitik

„Die Vereine werden ihren Anteil leisten“

Neben dem Teilneubau der Weitinger Halle wird vor allem die Suche nach einem Konzept zur Kinderbetreuung das kommunalpolitische Jahr 2020 prägen. Im Interview mit der SÜDWEST PRESSE erklärt Eutingens Bürgermeister Armin Jöchle zudem, dass sich die Sanierung des Rathauses wohl verzögert und ab wann die Neubaugebiete bebaut werden können.

11.01.2020

Von Maik Wilke

Eutingens Bürgermeister Armin Jöchle sprach mit der SÜDWEST PRESSE über die größten Herausforderungen im neuen Jahr. Bilder: Karl-Heinz Kuball

Eutingens Bürgermeister Armin Jöchle sprach mit der SÜDWEST PRESSE über die größten Herausforderungen im neuen Jahr. Bilder: Karl-Heinz Kuball

SÜDWEST PRESSE: Herr Jöchle, welches Gefühl überwiegt bei Ihnen: Die Freude über die Einweihung des Bahnhaltepunkts vor drei Wochen oder der Frust darüber, dass Eutingen-Nord von der Deutschen Bahn nicht optimal im Fahrplan integriert wurde?

Armin Jöchle: Nach wie vor überwiegt die Freude, aber es bleibt auch ein wenig Trübsal, weil man nach vielen Jahren der Planung und mit vielen Rückschlägen nun dachte, dass alles gut läuft. Es ist wirklich schade, dass gerade der frühe Zug, der um kurz vor 8 Uhr am Stuttgarter Hauptbahnhof ankommt, nicht in Eutingen-Nord hält. Vielleicht muss man es positiv sehen und ein neues Ziel anstreben, nämlich dass es künftig doch noch ein Experte schafft, unseren neuen Halt vollständig in den Fahrplan einzubinden.

Die Bahn war bei den regelmäßigen Treffen mit allen Beteiligten stets mit einem Vertreter anwesend. Wurde dabei nie erwähnt, dass die Haltestelle zu der für Pendler besten Uhrzeit nicht bedient werden kann?

Detailliert haben wir uns nicht über den Fahrplan unterhalten. Für uns war mit der Zusage ,Ja, die Züge nach Stuttgart halten in Eutingen-Nord’, das Thema abgeschlossen. Diese Zusage haben wir von der Albtalverkehrsgesellschaft und der DB bekommen.

Machen Sie der DB, der die Regionalexpresszüge gehören, im Nachhinein keinen Vorwurf? Es ist doch verwerflich, in dem Wissen an den Gesprächen teilzunehmen, dass Eutingen-Nord zweimal nicht bedient wird…

Das müssen wir nun verschmerzen, es hilft ja nichts. Was mich eher stört ist, dass es bei den Fahrpreisen so ein Durcheinander gibt und bei der regulären Eingabe der Fahrdaten, also der Abfahrt am Haltepunkt Eutingen-Nord, nicht der günstigste oder teils gar kein Preis angezeigt wird. Das sollte einem solchen Konzern wie der Deutschen Bahn nicht passieren. Da hat irgendjemand nicht die richtigen Angaben in den Fahrkartenautomaten und in das Informationssystem eingepflegt. Aber wir haben alle richtigen Stellen über die Probleme informiert – auch wenn dabei wieder die Schuld von der DB auf die Nahverkehrsgesellschaft geschoben wurde.

Glauben Sie der Halt wird trotz dieser anfänglichen Verwirrung gut frequentiert?

Man sieht bereits jetzt Leute oben stehen und in die Züge einsteigen. Man hat seitens der Bahn und der AVG vermeidbare Aufreger produziert, hinzu kommt, dass der Mensch ein Gewohnheitstier ist – und dennoch wird dieser Halt angenommen. Richtig deuten kann man die Frequentierung auch erst, wenn das gesamte Areal fertiggestellt ist inklusive Geh- und Radweg, Park&Ride-Parkplatz sowie den überdachten Abstellboxen für Fahrräder. Der Bahnhaltepunkt Eutingen-Nord wird sich etablieren.

Das größte Projekt 2020 wird der Teilneubau der Weitinger Halle inklusive Unterbringung der Feuerwehr im Gebäudekomplex sein. Hat Sie der Antrag auf mehr Eigenleistung der Vereine in der letzten Gemeinderatssitzung überrascht?

Durchaus, wobei die Diskussion über den Anteil nie gänzlich abgeschlossen und im Gemeinderat festgelegt wurde. In den Vorgesprächen mit der Besichtigungsrunde wurde gemeinsam mit dem Architekten überlegt, wie hoch der Eigenanteil sein kann – konkret wurde aber nichts festgehalten. Das alte Gremium hatte noch 100 000 Euro angesetzt, das war niedrig kalkuliert. Dann wurden 150 000 Euro in der Sitzungsvorlage festgeschrieben. Dass dann gleich 300 000 Euro im Antrag verlangt wurden, ist weniger nachvollziehbar. Zumal Projekte miteinander verglichen wurden, die nicht vergleichbar sind.

Würden Sie sich selbst dennoch mehr Bereitschaft zur Kostenbeteiligung der Weitinger Vereine wünschen?

Wenn man sieht, dass die Vereine bereits viele Spenden gesammelt haben und bis zum Projektabschluss noch zweieinhalb Jahre vergehen, bin ich überzeugt, dass die Weitinger Vereine die geforderten 150 000 Euro leisten werden. Wenn sie 80 000 Euro in Geld bringen und dann noch beim Rückbau der Halle etwa 70 000 in Eigenleistung finanzieren, dann ist der Betrag schon erreicht. Eventuell ist der Betrag deshalb immer noch vorsichtig kalkuliert, da hätte der Ortschaftsrat seinen Vereinen mehr zutrauen können.

Ein weiterer anstehender Umbau ist der des Eutinger Rathauses. Wie geht es 2020 dabei voran?

Wir wollen schon in der Januar-Sitzung des Gemeinderats die Planung absegnen lassen. Wenn wir Zustimmung finden, können wir den Bauantrag einreichen. Allerdings vergeht bis zur Baugenehmigung etwa ein halbes Jahr, sodass wir erst im Herbst die Aufträge ausschreiben können.

Es wird also Verzögerungen geben?

Davon gehen wir aktuell leider aus. Zumal Bauamtsleiter Wolfram Fischer im März 2021 in Ruhestand geht und wir bei der ersten öffentlichen Ausschreibung noch keinen Nachfolger gefunden haben. Der Plan war, den Nachfolger ab Sommer dieses Jahres einzuarbeiten und somit im Herbst genügend Kapazitäten zu haben, um parallel das Weitinger Hallenprojekt und den Rathaus-Umbau in Eutingen stemmen zu können. Da das so wohl nicht klappt, haben wir etwas Tempo aus den Planungen genommen.

Das Eutinger Rathaus könnte erst 2022 barrierefrei sein?

Das könnte passieren, ja.

Auch bei der Kinderbetreuung muss schnell eine Lösung für das Platzproblem gefunden werden. Bis wann könnte ein Konzept feststehen?

Zunächst müssen sich Verwaltung und Gemeinderat über den Umfang klar werden. Wollen wir in unserer Gemeinde die Betreuungsplätze immer knapp am aktuellen Bedarf halten oder großzügigere Reserven einplanen? Man sieht in anderen Städten und Gemeinden, dass selbst neue Häuser schnell komplett belegt sind. Allerdings ist die Quote für Ganztags- oder U3-Betreuung im Vorfeld nur schwer abzuschätzen. Es gilt also, verschiedene Varianten zu diskutieren und der Öffentlichkeit mitzuteilen, um diese anschließend einzubinden. Denn die Kinderbetreuung ist ein Thema, bei dem das öffentliche Interesse groß ist. Zumal die Gemeinde viel Geld dafür investieren muss. Wir hoffen noch in diesem Jahr die Planungen und Konzepte beschlussfähig zu haben und den Architekten baureife Pläne vorlegen zu können.

Welche Varianten sind vorstellbar?

Eine Option ist ein Anbau am Kindergarten in Göttelfingen, um dort U3-Gruppen einzurichten. Eine andere ist ein Ausbau des Fantadu in Eutingen und wieder eine andere wäre es, das Obergeschoss im C-Bau der Grundschule umzufunktionieren. Hinzu kommen Überlegungen für einen Waldkindergarten, wobei diese meistens aus reinen Elterninitiativen entstehen. Da müssen wir also auch abfragen, wie hoch das Interesse tatsächlich ist.

Neue Eutinger werden in den kommenden Jahren definitiv in die Gemeinde ziehen. Welche Schritte sind bei den drei Neubaugebieten in Eutingen, Göttelfingen und Rohrdorf 2020 geplant?

Die Umlegung wird noch fertiggestellt, im Herbst werden wir mit den Ausschreibungen beginnen. Noch vor der Sommerpause sollen daher die Bebauungsplanentwürfe in die öffentlichen Sitzungen des Gemeinderats. Wenn die Verfahren ohne Verzögerungen ablaufen – was ich aber nicht garantieren kann – dann können die Privatleute ab 2021 bauen.

In Horb gab es zuletzt heftige Kritik an Einfamilienhäusern aufgrund des Flächenverbrauchs. Bleibt es im künftigen Eutinger Wohngebiet „Vollmaringer Weg“ dennoch bei zwei Geschosswohnbauten?

Das sehen die Entwürfe Stand jetzt so vor. Wir wollen auch versuchen, in Göttelfingen und Rohrdorf Gebäude mit vier bis sechs Parteien anzubieten. In Eutingen könnten die zwei Häuser bis zu acht Wohnungen haben. Aber massive Klötze mit 20 Einheiten wird es bei uns nicht geben.

Auf welches Ereignis hätten Sie 2019 verzichten können?

Rein geschäftlich darauf, dass wir die Absage für den gestellten ELR-Zuschuss fürs Eutinger Rathaus nicht erhalten haben. Das hat uns weit zurückgeworfen.

Und auf welches Ereignis 2020 freuen Sie sich?

Das Ringtreffen in Weitingen und die Feier zu 1250 Jahre Rohrdorf. Da sind wir als Verwaltung unterstützend dabei, doch vor allem wird man wieder sehen, was für großartige Events die Vereine im Ehrenamt stemmen können. Zudem freue ich mich natürlich auf die Eröffnung des Edeka. Ich glaube, da sind viele Bürger nun beruhigt, dass endlich gebaut wird.

Vor allem auf die Eröffnung des Edeka freut sich Jöchle.

Vor allem auf die Eröffnung des Edeka freut sich Jöchle.

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Erstellt:
11.01.2020, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 4min 48sec
zuletzt aktualisiert: 11.01.2020, 01:00 Uhr

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