Horb · Fußball-Bezirksliga

Ein Tor in der 73. Minute entscheidet alles

Herzogsweiler-Durrweiler sichert mit einem 1:0-Sieg in Empfingen den Relegationsplatz. Felldorf landet dadurch auf dem 3. Rang und Salzstetten bleibt in der Liga.

08.06.2019

Von Martin Körner, Uli Bernhard, Willy Bernhardt

Ein enges Spiel lieferten sich Herzogsweiler und Empfingen am Samstag – mit dem besseren Ausgang für Herzogsweiler. Bild: Ulmer

Ein enges Spiel lieferten sich Herzogsweiler und Empfingen am Samstag – mit dem besseren Ausgang für Herzogsweiler. Bild: Ulmer

SG Empfingen – SG Herzogsweiler-Durrweiler 0:1 (0:0). Während die SG Herzogsweiler-Durrweiler ihr Ziel erreichte und den Einzug in die Aufstiegsrelegation am kommenden Mittwoch in Mühlen gegen den Bezirksligazweiten vom Nachbarbezirk Schwarzwald SV Seedorf erreichte, muss die SG Empfingen als Viertletzter in die Abstiegsrelegation. Empfingen war am Samstagnachmittag vor knapp 250 Zuschauern gegen die favorisierte SG Herzogsweiler-Durrweiler hochmotiviert, verlangte dem Tabellenzweiten alles ab, verlor aber trotzdem knapp mit 0:1. Nach Spielende war Spielern und Fans der Frust ins Gesicht geschrieben.

Vom Start weg entwickelte sich auf dem satten und schmucken Empfinger Rasenteppich ein Spiel auf Augenhöhe. Empfingen stand in der Defensive recht kompakt mit den beiden Innenverteidigern Dennis Rebmann und Daniel Schima, wobei gerade Rebmann Gästespielertrainer Dein Smajovic im Griff hatte. Auch die Abwehrreihe des Zweiten Herzogweiler-Durrweiler stand recht gut, Abwehrorganisator Michael Züfle und seine Nebenleute ließen wenig anbrennen. Entsprechend gab es in den ersten 45 Minuten wenig Tormöglichkeiten.

Die Zuschauer sahen in einer Phase gar hüben wie drüben zahlreiche Ballverluste im Mittelfeld. Mittlerweile forderte Smajovic von seinen Kickern lautstark mehr Körpersprache. Es dauerte 36 Minuten, bis Schiedsrichter Rainer Scheel von der Gruppe Zollern erstmals Gelb zückte: Es traf nach Foulspiel Empfingens Patrick Dettling. Betrachtet man die komplette Partie hatte der Unparteiische nicht nur in der Abseitsauslegung seine Probleme, seine Spielleitung war recht großzügig, so ließ er immer wieder Foulspiels ungeahndet.

Herzogsweiler startete mit mehr Offensivdrang in Halbzeit zwei, Spielertrainer Smajovic verlangte in der Pause von seinen Mannen mehr Risiko. Smajovic köpfte eine Freistoßhereingabe von Dario Schmidt (48.) über die Latte. Empfingen hatte in der 54. Minute Pech, als Denis Weing den Ball aufs Tor schoss, doch Dominik Stoll klopfte den Ball noch vor der Torlinie weg.

Nun hatte der Mann mit der Nummer 97 Herzogsweilers seinen Auftritt, doch statt selbst den Abschluss zu suchen, entschied sich Wladislav Weber dazu, noch abzuspielen – doch der Pass blieb in der Abwehrreihe stecken.

Spielertrainer Dein Smajovic entschied die Partie mit einer starken Einzelleistung in der 73. Minute: Er setzte sich gegen zwei Empfinger durch und knallte das Spielgerät aus knapp 20 Metern zum 1:0 in den Torwinkel, sein 27. und vielleicht wichtigster Saisontreffer.

Empfingen stellte auf Dreierkette um und versuchte nochmal alles. Gästekeeper Stahl konnte einen hohen Ball nur abklatschen, in dieser Szene kam Denis Weing zu Fall und Empfingen forderte vergebens Elfmeter. Spielertrainer Philipp Wolf verstand die Welt nicht mehr: „Klarer Elfer, er wurde umgetreten.“ Doch Schiri Scheel entschied auf Weiterspielen. Empfingens Torwart Tischler klärte (90.+3) gegen Smajovic. Der nach langer Verletzung erstmals diese Runde zum Einsatz gekommene Empfinger Spielertrainer Philipp Wolf schlug in der siebten Nachspielminute eine Ecke zum Tor, der Ball segelte am langen Torpfosten vorbei ins Aus – dann folgte der Abpfiff. Während die Einheimischen am Boden lagen, freuten sich die Kicker von Dein Smajovic über die Vizemeisterschaft.

Dein Smajovic: „Nachdem wir es in der ersten Hälfte nicht gut gemacht hatten, stellte ich in der Pause auf mehr Risiko um. Ich hatte den Jungs schon vor dem Spiel gesagt, Empfingen ist seit fünf Spieltagen unbesiegt, das ist keine Laufkundschaft. Mit meiner ersten richtigen Torchance habe ich das vor dem Spiel versprochene Tor gemacht. Ich denke, wir wurden verdienter Zweiter, wenn man die komplette Runde betrachtet. Jetzt haben wir am Mittwoch noch ein Bonusspiel.“

Derweil stand Empfingens Coach Philipp Wolf die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben: „Heute haben wir auf Sieg gespielt und, wie jeder sehen konnte, gegen ein Topteam gut mitgehalten. Beim Gegentor kam die individuelle Qualität zum Vorschein. Heute konnten wir nur gewinnen, meine Mannschaft hat sich voll ins Zeug geworfen und ein gutes Spiel abgerufen.“

SGM Felldorf/Bierlingen – TSF Dornhan 2:0 (0:0). Auch wenn es letztlich doch nicht ganz gelangt hat, um den Traum von einer möglichen Relegationsteilnahme zur Landesliga perfekt zu machen, sah man am Samstag auf dem Felldorfer Sportplatz nur zufriedene Gesichter. Bereits unmittelbar nach Schlusspfiff trommelte SGM-Coach Werner Hagenlocher sein Team zusammen und sprach mit einem „wir alle sind stolz auf euch“ der Mannschaft ein dickes Lob für eine überragende Runde aus.

Zu dem Zeitpunkt waren beim Parallelspiel in Empfingen noch gut fünf Minuten zu spielen. Man wusste in Felldorf, dass Herzogsweiler führte und man selber „nur“ auf dem dritten Platz bleiben würde – vorausgesetzt Empfingen würde kein Tor mehr erzielen. „Immer wieder, immer wieder, immer wieder SGM“, sangen Mannschaft und Fans gemeinsam, während via SÜDWEST PRESSE-Hotline alles Wesentliche von den anderen Plätzen übermittelt wurde.

Kein Jammern auch als bekannt wurde, dass sich in Empfingen nichts mehr getan hat, und der vermeintlich unattraktive dritte Platz trotz des Sieges im letzten Heimspiel nicht mehr aufgestockt werden konnte. Keeper und Mannschaftskapitän Matthias Schwind, der mit sensationellen Paraden den Sieg gegen Dornhan erst möglich machte, gab sein persönliches Statement ab: „Als ich vor einen Jahr hierher gekommen bin, habe ich gesagt, dass ich nur komme, weil ich vorne mitspielen will. Das haben wir geschafft. Es war eine super Runde.“

Ähnlich äußerte sich auch Torjäger Thomas Baur, der vor dem Spiel mit der Torjägerkanone der SÜDWEST PRESSE ausgezeichnet wurde und mehrfach knapp sein 38. Saisontor verpasste, ehe er in der 88. Minute dann doch noch zum 2:0 traf. „Die Relegation hätten wir natürlich schon gerne mitgenommen, allein wegen der Atmosphäre und der Kulisse bei so einem Spiel. Aber trotzdem sind wir nicht unzufrieden, dass es nur zum dritten Platz gereicht hat.“

Dosenöffner zum Felldorf-Bierlinger Erfolg war einer, der seine Kickschuhe vor einem Jahr eigentlich schon an den Nagel gehängt hatte: Marian Jänke, der im besten Fußballalter von 28 Jahren entschied, dem Fußballsport Servus zu sagen. „Ich wollte einfach nicht mehr zwischen meinem Wohnort Tübingen und hier hin und her pendeln“, sagt Jänke. Seinem Kumpel und Co-Trainer Lukas Baur zuliebe hat er sich in den letzten drei Spielen noch einmal zu einem Comeback breitschlagen lassen. Und er spielte, als ob er nie weggewesen wäre.

In der Halbzeit gegen Dornhan eingewechselt, traf Jänke in der 75. Minute mit einem trockenen Schuss aus 22 Metern zum 1:0. Damit konnte der überragende Gästekeeper Albion Muzaqi das erste Mal überwunden werden, nachdem dieser mindestens vier todsichere Chancen der Felldorf/Bierlinger-Kombi zunichte gemacht hat. Jänke durfte als Dank für sein Tor die erste Bierdusche nach dem Spiel genießen.

Bester Mann auf dem Platz war aber, weil zu Null spielend, Keeper Matthias Schwind. Der Fischinger im Tor von Felldorf leistete schier unheimliches und erntete nach dem Match ungeteilten Beifall von allen Seiten. Und wenn Schwind mal nicht auf dem Posten war, dann rettete (wie in der 24. Minute bei einem Schuss von Julian Haas) die Latte. Oder eine andere Szene, in der Dornhan dem Führungstreffer nahe war, als bei einem Distanzschuss von Jan Andre Demann SGM-Verteidiger Jan Pfeffer kurz vor der Torlinie klären konnte.

Felldorf hatte in den ersten Minuten durch Thomas Baur gleich zwei ganz dicke Chancen. Danach schnupperte Dornhan zweimal am Führungstor. Kurz vor der Pause hatte Dornhans Denis Mutschler noch eine weitere Möglichkeit. Die zweite Halbzeit begann mit Großchancen der Gastgeber durch Thomas Baur (47.) Karl Merz (48.) und den überragenden 19-jährigen Johannes Pfeffer, der gleich zweimal (56., 67.) knapp am Gästetorwart scheiterte. Ein 4:4 zu diesem Zeitpunkt hätte den Spielverlauf wohl am ehesten wiedergegeben. 15 Minuten vor Spielende traf Marian Jänke per Fernschuss dann zum 1:0. Und zwei Minuten vor Schluss war schließlich auch noch der Torjäger vom Dienst, Thomas Baur, erfolgreich. „Mit rechts habe ich heute alle ganz knapp verzogen. Dann hab ich es mit Links probiert und das hat geklappt“, sagte Baur nach seinem 38. Saisontreffer.

SGM Felldorf-Bierlingen Trainer Werner Hagenlocher sagte nach dem Spiel, dass er stolz auf seine Mannschaft sei: „Wir haben hier richtig gute Fußballer, die eine wahnsinnig starke Saison gespielt haben.“ Sein Trainerkollege Michael Haas von den TSF Dornhan war mit dem Spiel seiner Mannschaft auch zufrieden: „Wir haben gesagt, dass wir uns, auch wenn es um nichts mehr geht, ordentlich verabschieden und alles geben wollen. Das ist uns gelungen. Von den Chancen her hätten wir ein Unentschieden verdient gehabt. Aber wir haben halt wieder mal das Tor nicht getroffen“.

SG Dornstetten – SF Salzstetten 0:0. Banges Warten auf das Ergebnis aus Empfingen galt auch in Dornstetten, allerdings für die Gäste. Die Telefondrähte glühten, dennoch galt es für die SF Salzstetten nach Abpfiff der Partie in Dornstetten, die vor 130 Besuchern mit einem leistungsgerechten 0:0 endete, abwarten. Offiziell wollte es niemand auf seine Kappe nehmen, „dass Herzogsweiler-Durrweiler kurz vor Schluss mit 1:0 in Empfingen geführt hat“, wie es Salzstettens Fußball-Chef Andreas Müller beschrieb. Er und SFS-Boss Holger Kreidler hatten ihr gesamtes Netzwerk angezapft – und irgendwann kam dann die erlösende Nachricht, dass die SG Empfingen mit 0:1 gegen das Team von Dein Smajovic verloren hatte. Als sich die Nachricht auf dem Rasen breit machte, brachen bei den Salzstettern alle Dämme. Allesamt waren sie schlicht happy, vom Risiko eines Entscheidungsspiels um den Klassenerhalt verschont geblieben zu sein. Auf dieses darf, beziehungsweise muss sich nun eben die SG Empfingen einstellen und die hat am Dienstagabend ab 18.15 Uhr in Hopfau die Chance, sich den Gegner im Match zwischen dem FC Holzhausen II (A 2) und dem VfR Klosterreichenbach (A 1) in Ruhe selbst anzusehen.

Erst als dies alles klar war, gab SFS-Coach Mustafa Naim ein Statement gegenüber der Presse ab: „Ich bin überglücklich und habe mit dem Klassenerhalt der Zweiten und nun der Ersten einen perfekten Abschied hier in Salzstetten.“ Er verlässt den Verein nach sieben Jahren in Richtung seines Heimatvereins VfL Nagold, bei dem er dann in der kommenden Saison die C 1-Junioren trainieren wird.

Das Spiel selbst war zumindest in der ersten Hälfte recht abwechslungsreich und dem Salzstetter Team war anzumerken, dass es auf Sieg programmiert war. So erspielte sich die Elf von Mustafa Naim auch die besseren Chancen, doch Dornstettens Defensive stand um ihren „Fels in der Brandung“, Dominik Benner, sicher. Auf der anderen Seite ließen die beiden Spohn-Brüder Pascal und Sascha hinten gleichfalls kaum etwas durch und so kam es, dass sich aus dem Spiel heraus kaum Chancen ergaben.

Wenn doch, dann zumeist über Standardsituationen. Und dabei zeigten sowohl Marvin Kaupp im Kasten von Salzstetten wie auch Lukas Betz in dem von Dornstetten ihre Klasse. Optisch erspielten sich die Platzherren, bei denen Baiersbronn-Rückkehrer Rico Finkbeiner letztmalig im SGD-Trikot und zudem auch als Kapitän auflief, druckvoller nach vorne. Doch unterm Strich geht dieses 0:0 in Ordnung.

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Erstellt:
08.06.2019, 22:15 Uhr
Lesedauer: ca. 6min 33sec
zuletzt aktualisiert: 08.06.2019, 22:15 Uhr

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