Ausstellung

Ein Weiß kommt selten allein

Wie halten es die Künstler mit der Nicht-Farbe? Das klärt das Museum Ritter.

19.05.2018

Von BURKHARD MEIER-GROLMAN

Weiß gegen Schwarz: Plexiglas-Skulptur von Marcello Morandini im Museum Ritter. Foto: Gerda Meier-Grolman

Weiß gegen Schwarz: Plexiglas-Skulptur von Marcello Morandini im Museum Ritter. Foto: Gerda Meier-Grolman

Waldenbuch. Wenn sich die Kunstsammlerin Marli Hoppe-Ritter in ihrem Museum in Sachen Ausstellungen einmal ganz auf die Farbe Weiß konzentriert, muss man sich keine Sorgen machen. Man wird in keinem Fall ausschließlich auf einem auf Schneeweiß gebürsteten Bilderteppich wandeln, die Farbverächter finden hier auch bestimmt nicht ihr Paradies, denn das Weiß liebt einfach die Geselligkeit und kommt daher selten allein zur Museumsparty.

Gut, der ganz der analytischen Malerei verbundene US-Amerikaner Robert Ryman arbeitet seit Jahrzehnten daran, dem puren Weiß Altäre zu bauen, aber irgendwann wird man in seinen Leinwänden entdecken, dass sich da doch etliche Spuren von unterschiedlichem Grau hineingeschmuggelt haben, und schon ist das Reinheitsgebot wieder ad absurdum geführt.

Auch im Museum Ritter versucht etwa Rymans deutscher Kollege Raimund Girke, Farbsplitter aus seinen blütenweißen Grundierungen herauszuhalten. Aber die beiden sind die berühmten Ausnahmen von der Regel, die anderen Ritter-Künstlerinnen und -Künstler lieben es, wenn sie das Weiß in einen Dialog mit Schwarz, Rot, Blau, Gelb, Grün und Blau zwingen können. Konkret-Künstler wie Shizuko Yoshikawa, Francois Morellet oder Max Bill und sein Neffe David Bill marschieren da vorneweg und liefern aufregende Bildmuster, die keinen kalt lassen.

Einer schießt aber den Vogel ab, es ist der Zero-Künstler Günther Uecker. Bei seiner kreisrunden Nagel-Spirale von 2002 schafft er allein durch den Schattenwurf seiner ins Weiß geschlagenen Eisenstifte ein aufregend schönes Lichtballett, das einem nicht mehr aus dem Kopf gehen will. Einen angenehmen Ausgleich zum Weiß-Wettbewerb bei Ritter schafft der Kölner Künstler Ulrich Wagner mit seinen pigmentgesättigten, oft schwarz und dunkelrot aufleuchtenden geometrisch aufgebauten Bildsystemen, die meist Farbfelder mit Städtegrundrisslinien kombinieren.

Burkhard Meier-Grolman

Info Bis 16. September im Museum Ritter in Waldenbuch, Di-So 11-18 Uhr.

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Erstellt:
19.05.2018, 08:11 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 53sec
zuletzt aktualisiert: 19.05.2018, 08:11 Uhr

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