„Polizeiruf 110“

Entlaufene Katze und viele Ganoven

Die letzte Folge vor der Pause ist ein tiefgründiger und spannender TV-Krimi mit Verena Altenberger als cleverer Streifenpolizistin.

18.06.2021

Von Martin Weber

Bessie (Verena Altenberger) hängt Katzensteckbriefe auf. Foto: Hendrik Heiden/BR/Geißendörfer Pictures/dpa

Bessie (Verena Altenberger) hängt Katzensteckbriefe auf. Foto: Hendrik Heiden/BR/Geißendörfer Pictures/dpa

Geldübergaben auf verlassenen Parkdecks können tödlich enden, wie vor Jahren der großartige US-Winterkrimi „Fargo“ unmissverständlich gezeigt hat. Das ist auch im neuen „Polizeiruf 110“ aus München so, obwohl eigentlich nur eine entlaufene Katze namens Pandora gegen einen Finderlohn von 100 Euro getauscht werden soll.

Doch weil der charakterlich höchst fragwürdige Michael Meyer (Ferdinand Dörfler) die junge Finderin Vicky Neumann (Luna Jordan) unbedingt auf 20 Euro herunterhandeln will, gerät die Situation völlig außer Kontrolle. Ein paar Minuten später liegt Vicky totgefahren auf der Straße, die Katze entwischt erneut und der fahrerflüchtige Meyer sowie seine zutiefst bösartige Frau Karin (Lilly Forgach) haben ein Problem.

Sie sind nicht die einzigen schrägen Figuren, die dem ausgezeichneten Krimi „Polizeiruf 110: Schrödingers Katze“ (20.6., Das Erste) ihren Stempel aufdrücken. Der letzte neue ARD-Sonntagskrimi vor der Sommerpause ist etwas ganz Besonderes.

Der Titel des tiefgründigen und spannenden Films mit der grundsympathischen Streifenpolizistin Bessie Eyckhoff (Verena Altenberger) bezieht sich sowohl auf die betagte Besitzerin der Katze, Johanna Schrödinger (Ilse Neubauer), als auch auf das berühmte Gedankenexperiment des Physikers Erwin Schrödinger (1887–1961). Er gilt als Begründer der Quantenmechanik, nach der alles mit allem zusammenhängt.

Genau so ist es auch in dem von Regisseur Oliver Haffner nach einem verzwickt-intelligenten Drehbuch von Autor Clemens Maria Schönborn inszenierten Krimi, der langsam anfängt und sich immer mehr steigert – bis zum packenden Finale, in dem Eyckhoff eine gute Figur abgibt und mit der Versetzung zur Kripo belohnt wird.

Ausgangspunkt der mit viel schwarzem Humor versehenen Tragödie ist der Ausflug von Frau Schrödingers Katze Pandora, die sich in München verläuft und den Weg zu ihrem Frauchen nicht mehr zurückfindet. Die gutmütige Eyckhoff hilft der Seniorin bei der Suche und kommt damit dem Ehepaar Meyer in die Quere, das sich vorgeblich ums Wohl der betagten Dame kümmert, es in Wirklichkeit aber auf deren Haus und Geld abgesehen hat. Damit Johanna Schrödinger bald das Zeitliche segnet, haben die beiden Erbschleicher ihre Herztabletten gegen Pfefferminzdrops ausgetauscht und sprechen mit gefälschten Dokumenten schon einmal bei einem Notar vor. Doch der Jurist, der den Schwindel durchschaut, verfolgt eigene Pläne und will vom Kuchen etwas abhaben.

Während Eyckhoffs Vorgesetzter Attila Breitner (Heinz-Josef Braun) den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht und sich ihr bornierter Kollege Dennis Eden (Stephan Zinner) vor allem vor der Arbeit drücken will, zählt die begabte Kriminalistin in Uniform eins und eins zusammen – und erkennt messerscharf, dass in diesem Fall, der noch weitere Tote fordert, alles mit allem zu tun hat.

Entlaufene Katze und viele Ganoven

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Erstellt:
18.06.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 19sec
zuletzt aktualisiert: 18.06.2021, 06:00 Uhr

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