Interview

„Es drohen keine Blackouts“

Im Gespräch: ENBW-Vorstand Georg Stamatelopoulos

23.04.2021

Von IGOR STEINLE

ENBW-Vorstand Georg Stamatelopoulos. Foto: EnBW/Endre Dulic

ENBW-Vorstand Georg Stamatelopoulos. Foto: EnBW/Endre Dulic

Stuttgart. Die zentrale Frage der Energiewende lautet, ob genug Wasserstoff vorhanden ist, meint ENBW-Vorstandsmitglied Georg Stamatelopoulos. Es könne gelingen.

Ist die Stromversorgung sicher?

Georg Stamatelopoulos : Ja, es drohen keine Blackouts. Allerdings müssen wir mehr erneuerbare Energien ausbauen, sonst wird die Energiewende nicht gelingen. Außerdem brauchen wir mehr wetterunabhängige Leistung. Gaskraftwerke etwa können schnell runter- und hochgefahren werden, wenn gerade kein Wind weht und die Sonne nicht scheint. Darüber hinaus brauchen wir Energiespeicher wie Batterien, Pumpspeicherkraftwerke und Biomasse. Die haben allerdings den Nachteil, dass sie für eine Dunkelflaute von 14 Tagen, also einen langen Zeitraum ohne Wind und Sonne, nicht ausreichen. Deswegen müssen wir langfristig vor allem auf Wasserstoff setzen. Wenn wir genug Wasserstoff haben, ist die Energiewende im Grunde vollendet. Auch Gaskraftwerke können mit geringen Umbaumaßnahmen auf Wasserstoff umgestellt werden.

Sind genug Gaskraftwerke im Bau?

Zunächst einmal haben wir noch genug konventionelle Kraftwerke in Betrieb, die eine Stromlücke verhindern. Die dürfen nur abgeschaltet werden, wenn die BNetzA sie nicht als systemrelevant einstuft, was im Grunde bei allen Kraftwerken südlich der Main-Linie der Fall ist. Kohle ist natürlich eine Sackgassentechnologie. Bei Gaskraftwerken sieht es anders aus, weil sie mit relativ überschaubarem Aufwand auf grüne Gase (Biogas oder Wasserstoff) umgestellt werden können.

Brauchen wir Atomstrom?

Das ist eine theoretische Diskussion. Der Rückbau der Kernkraftwerke ist in vollem Gange, der Atomausstieg kann praktisch nicht mehr rückgängig gemacht werden.

Reichen denn die Flächen für so viel Wind- und Sonnenstrom?

Ja, mir machen eher die Akzeptanz- und Genehmigungsprobleme Sorgen. Es dauert über 60 Monate, um einen kleinen Windpark mit drei Windrädern genehmigen zu lassen, so wird die Energiewende nicht gelingen. Wir brauchen mindestens doppelt so viel Wind- und Solaranlagen, wie es momentan gibt. Deswegen müssen wir die Bevölkerung stärker von der Notwendigkeit des Ökostrom-Ausbaus überzeugen.

Brauchen wir wegen des zukünftigen Gasbedarfs Nord Stream 2?

Weltweit gibt es genug Gas. Als Kunde ist es aber immer gut, verschiedene Quellen zu haben. igs

Zum Artikel

Erstellt:
23.04.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 01sec
zuletzt aktualisiert: 23.04.2021, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Newsletter los geht's
Nachtleben, Studium und Ausbildung, Mental Health: Was für dich dabei? Willst du über News und Interessantes für junge Menschen aus der Region auf dem Laufenden bleiben? Dann bestelle unseren Newsletter los geht's!