Offener Brief

Für eine gezieltere Arbeit notwendig

Der Jugendhilfeausschuss sprach sich am Montag mit knapper Mehrheit für die Einrichtung einer unbefristeten Stelle eines Kreisjugendreferenten aus.

08.12.2018

Von NC

„Der qualitative Mehrwert und Nutzen eines Kreisjugendreferenten für den Landkreis Freudenstadt, der vom Gremium und insbesondere durch Fachkräfte gesehen wird, kommt in diesem Votum deutlich zu wenig zum Ausdruck.

Die Aufgabe des Landkreises, die kommunale Jugendarbeit zu unterstützen und in diesem breiten Feld tätig zu werden, wird durch die Einrichtung eines Kreisjugendreferates angegangen. Die vorhandenen kommunalen Jugendreferate bekommen somit vielschichtige Unterstützung in ihren Aufgaben und können sich auf ihre zentrale Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen in der Kommune konzentrieren. Die Aufgaben vor Ort sind sehr vielseitig und in den Kommunen oft unterschiedlich geprägt. Dies ist auf die jeweilige Entstehungsgeschichte und Weiterentwicklung der Jugendarbeit zurückzuführen. Die Arbeit vor Ort wird durch ein Kreisjugendreferat nicht ersetzt oder überflüssig. Im Gegenteil: Um mit Jugendlichen vor Ort arbeiten zu können, müssen genügend Ressourcen in den kommunalen Jugendreferaten und Jugendhäusern für die jungen Menschen vor Ort zur Verfügung stehen. Diese Ressourcen werden oftmals durch zentrale Themen und Aufgaben gebunden. Mit dieser Stelle eines Kreisjugendreferenten ist es unter anderem
möglich, diese Ressourcen zu kanalisieren.

Die Aufgaben der Kreisjugendreferate ergeben sich aus den gesetzlichen Grundlagen des Kinder- und Jugendhilfegesetzes (SGB VIII). Gemäß Paragraph 79 SGB VIII tragen die Kreisjugendreferate die Gesamtverantwortung für die Entwicklung und Umsetzung entsprechend erforderlicher (infrastrukturellen) Angebote der Jugendarbeit im Landkreis.

Bisher spart sich der Landkreis Freudenstadt als einziger Landkreis in ganz Baden-Württemberg die Einrichtung einer solchen Stelle.

Wir möchten deshalb nochmals ganz konkret den fachlichen Mehrwert und Nutzen eines Kreisjugendreferates mit einem breiten Aufgabenprofil aufzeigen:

Die Ausrichtung des Landkreises bezüglich der Zielgruppe junger Menschen: Jugendliche sollten mit ihren Belangen mehr in den Fokus genommen werden, um bedarfsgerechte und passgenaue Kinder-und Jugendarbeit zu schaffen. Durch entsprechende Steuerung können die Auswirkungen des demografischen Wandels aktiv und gewinnbringend gestaltet werden.

Fachberatung für Jugendreferenten und Kommunen sowie für Jugendarbeit, die nicht an die Jugendreferate angegliedert ist: Die Aufgaben des Kreisjugendreferenten ist es, den Arbeitskreis der Jugendreferenten zu leiten sowie die Jugendreferate im Landkreis in pädagogischen, konzeptionellen, finanziellen, organisatorischen und rechtlichen Fragen zu beraten. Hierzu gehört auch die Unterstützung beim Thema Jugendschutz und die Begleitung von Bauwägen. Die Bündelung der Themen entlastet die Arbeit vor Ort, so dass die Ressourcen vor Ort in die Jugendarbeit fließen können.

Die Fachberatung und Koordinierung der Schulsozialarbeit: Die fachliche und koordinierende Funktion erhöht den kollegialen Austausch und sichert die Vernetzung von Schulsozialarbeit und Jugendreferaten.

Fördermittelakquise auf EU, Bundes und Landesebene: Mit der zentralen Sichtung, Prüfung auf Umsetzbarkeit und gezielter Steuerung der umfangreichen Förderprogramme können weitere finanzielle Ressourcen für den Landkreis und die Kommunen eröffnet werden. Dadurch ist eine finanzielle Entlastung in Projekten der Jugendarbeit möglich. Die Fördermittellandschaft ist groß und für die einzelne kommunalen Jugendreferenten kaum zu überblicken.

Koordinierung landkreisweiter Jugendbeteiligung: Die Durchführung landkreisweiter Jugendbeteiligungen wird gesetzlich gefordert und ist bislang personell nicht abgedeckt. Der Kreisjugendreferent kennt die Probleme und Themen der Jugendlichen und kann diese dabei unterstützen und langfristig begleiten. Durch einen festen Ansprechpartner und die dadurch entstehende Transparenz erfahren Jugendliche Wertschätzung und sind eher bereit, sich dauerhaft politisch zu engagieren.

Vernetzung der Jugendreferate in den Gemeinden des Landkreises: Aktuell erarbeitet jedes Jugendreferat für sich Themen, die jedoch viele betreffen. Durch eine entsprechende Vernetzung ist eine erhebliche Zeitersparnis zu erwarten. Die Bündelung von Themen bringt Entlastung und damit die Möglichkeit direkt mit Jugendlichen in der Kommune zu arbeiten.

Koordination und Vernetzung von Jugendarbeit der freien Träger, Kirchen, Wohlfahrtsverbänden, Initiativen und sonstigen beteiligten Institutionen: Aktuell investiert der Landkreis in Kinder- und Jugendarbeit, nicht aber in deren Vernetzung. In Zukunft wird es immer wichtiger sein, auch die ehrenamtliche Arbeit von Vereinen und Kirchen noch mehr miteinander zu vernetzen. Hier braucht es einen Ansprechpartner, um dies zu begleiten. Damit werden positive Rahmenbedingungen für die Jugendarbeit vor Ort geschaffen. Vereinsstrukturen können überörtlich und konfessionell übergeordnet bei den Kirchen weiter bestehen.

Initiierung und Durchführung von landkreisweiten Projekten, Veranstaltungen und Fachtagungen: Größere und öffentlichkeitswirksame Projekte können umgesetzt werden und die Arbeit der Jugendreferenten vor Ort sinnvoll ergänzen.

Wir als Fachkräfte im Landkreis Freudenstadt erhoffen uns einen effektiven Personaleinsatz durch eine fachlich gut organisierte, strukturierte und qualifizierte Arbeit vor Ort durch Fachberatung, Fachtage und gute Vernetzung. Durch den verbesserten Überblick über Projektgelder und Förderprogramme können die finanziellen Ressourcen erweitert werden und eine zukunftsfähige Jugendarbeit im Landkreis gewährleistet sowie politische Entwicklungen transparent auf die Jugendarbeit vor Ort herunter gebrochen werden. Ein Kreisjugendreferat ist Ansprechperson für landkreisweite Aktionen und Projekte für die verschiedensten Akteure von sozialen Institutionen, Schulen und kommunalen Jugendreferaten – somit ein großer Mehrgewinn für den ganzen Landkreis.“

Die Unterzeichner

des Offenen Briefs:

Markus Guse (Arbeitskreis Jugendreferenten Landkreis Freudenstadt); Elisabeth Wütz (BDKJ Jugendreferat Freudenstadt/Horb), Kathrin Brucker (EJW Bezirk Freudenstadt);

Rüdiger Holderried (Caritas Schwarzwald-Gäu); Axel Buchthal (Paritätischen Wohlfahrtsverband); Ulrich Hoffmann (AWO Kreisverband Freudenstadt); Klaus Kübler (Kreisjugendring); Edwin Benner (Diakonie Freudenstadt).

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Erstellt:
08.12.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 30sec
zuletzt aktualisiert: 08.12.2018, 01:00 Uhr

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