Sulz/Bergfelden · Bürgermeisterwahl

Für mehr Gemeinschaft und Transparenz

Dirk Konrad tritt als vierter Bewerber in Sulz an. Der 42-jährige Ingenieur aus Bergfelden möchte Schulen zur Chefsache machen, die Stadtteile besser verbinden und Probleme regional lösen.

27.09.2022

Von Cristina Priotto

Will Bürgermeister werden: Dirk Konrad Bild: Cristina Priotto

Will Bürgermeister werden: Dirk Konrad Bild: Cristina Priotto

Als Kandidat Nummer 4 hat Dirk Konrad am Dienstagnachmittag seine Bewerbung für die Bürgermeisterstelle persönlich im Sulzer Rathaus abgegeben.

Im Gespräch mit der NECKAR-CHRONIK erzählte der 42-Jährige, seit der Rückzugsankündigung von Amtsinhaber Gerd Hieber im März mit dem Gedanken zu spielen. „Aus Gesprächen durch mein ehrenamtliches Engagement weiß ich zudem, dass vielen Bürgern ein enger Kontakt und Ansprechpartner in der Verwaltung fehlt“, begründet Konrad seine Kandidaturmotivation.

Mit drei Seiten ist das Anschreiben des Wahl-Bergfelders sehr ausführlich geraten. „Es gibt regionale und überregionale Herausforderungen und Vorgaben, denen wir auch auf kommunaler Ebene mit geeigneten Antworten begegnen müssen“, findet der Vater zweier Söhne. Als Beispiele nennt Konrad etwa den Fachkräftemangel, die Energie- und Verkehrswende, die globale Flüchtlingssituation, eine alternde Bevölkerung, den Verlust an Biodiversität, den Klimawandel mit vermehrten Trockenheits- und Starkregenereignissen, Veränderungen in der Landwirtschaft und den Waldumbau. „Bisher geschieht mir da zu wenig“, findet Dirk Konrad.

Die Slogans des Diplom-Ingenieurs lauten „Mehr Gemeinschaft wagen“ und „Mehr Zukunft wagen“. Der Familienvater setzt auf mehr Miteinander und sieht es als Aufgabe, „alle zusammenzubringen, um Lösungen umzusetzen“. Es dürfe keinen Keil zwischen Verwaltung und Bürgern geben. Um Menschen zusammenzubringen, möchte der Bewerber die Generationen besser miteinander verbinden – und die Stadtteile stärker verknüpfen. „Wir brauchen in einer Gesamtstadt mehr Austausch“, sieht Dirk Konrad ein Manko. Ein rotierendes Fest, das reihum jedes Jahr in einem anderen Teilort Menschen aus allen Ortsteilen zusammenbringen könnte, schlägt der Kandidat als Möglichkeit vor.

Apropos Flächenstadt: Bei den ÖPNV-Verbindungen zwischen den Stadtteilen hapert es aus Sicht des Wahl-Bergfelders erheblich. Sulz sollte sich an Pilotprojekte wie einen Bürgerbus, ein Anrufsammeltaxi oder einen Nachtbus wagen. Auch Mitfahrbänke und mehr Radwege regt Konrad an.

In der Talstadt fehle es dem Zentrum an Attraktivität, besonders der Marktplatz leide unter dem vielen Durchgangsverkehr.

Als Ingenieur in der Automobilindustrie ist der 42-Jährige ganz nah dran an der Mobilitäts- und Energiewende. „E-Ladesäulen für Autos müsste es in jedem Stadtteil geben – nicht nur in der Kernstadt und in Glatt“ fordert Dirk Konrad, der seit vier Jahren ein Plug-in-Hybrid-Fahrzeug fährt. Um von fossilen Energieträgern wegzukommen, schwebt dem Bewerber vor, den Energieverbrauch in der Stadt zu senken, auf städtischen Gebäuden Fotovoltaikanlagen zu errichten und in den Höhenlagen Bürgerwindräder zu bauen.

Bildung möchte Konrad zur Chefsache machen. „Als Bürgermeister würde ich der direkte Ansprechpartner für Schulen sein, etwa bei Problemen mit der Ausstattung und bei Personalfragen.“

Um den Fachkräftemangel zu bewältigen, sollte auf regionaler Ebene zusammengearbeitet werden. Zudem will der Ingenieur Sulz als Wirtschaftsstandort entwickeln und Unternehmen der Energietechnologie ansiedeln.

Zum Regionalen Gewerbegebiet hat der Wahl-Bergfelder, der mehrfach bei Protestaktionen dabei war, eine geteilte Meinung: „Das Anliegen finde ich absolut richtig, denn man braucht Flächen für Großansiedlungen“, betont der Ingenieur, der die Daimler-Pläne für ein Test- und Prüfzentrum auf der Mühlbachebene 2011 intensiv verfolgte.

Gewerbegebiet: falscher Standort

„Es läuft zuviel hinter den Kulissen, die Bürger werden oft vor vollendete Tatsachen gestellt und die Zukunftsängste der Landwirte nicht berücksichtigt“, moniert der Skeptiker. Den Standort entlang der Autobahn hält Konrad indes grundsätzlich für falsch: „Ein Gewerbegebiet in dieser Größe funktioniert nur mit Bahnanbindung“, glaubt der Mitarbeiter eines Automobilherstellers. Entscheidungen müssten transparent getroffen werden, fordert der Bürgermeister-Kandidat. Für eine bessere Sichtbarkeit der Verwaltung würde Konrad im Falle einer Wahl regelmäßige Bürgersprechstunde anbieten, auch in den Teilorten.

In der Freizeit engagiert der 42-Jährige sich bei den Streuobstfreunden, ist Abteilungsleiter Badminton beim SV Bergfelden, im Ki-Aikido Haigerloch und seit 20 Jahren aktiver Baseball-Spieler, aktuell bei den „Herrenberg Wanderers“. Zudem ist Dirk Konrad lizensierter Baseball- und Softballumpire und -Scorer und Trainer Leistungssport Baseball.

Außer Dirk Konrad haben sich bisher Samuel Speitelsbach, Rene Hund und Jens Keucher beworben. Der Bewerbungsschluss ist am 11. Oktober. Die Bürgermeisterwahl ist am 6. November.

Zur Person

Dirk Konrad (Jahrgang 1979) stammt aus Sebnitz in Sachsen. Nach dem
Abitur 1999 studierte Konrad bis 2006 Fahrzeug- und Verkehrstechnik in Dortmund. Bei der Formel D GmbH war der Diplom-Ingenieur (FH) von 2007 bis 2011 bei diversen Projekten für und bei der Daimler AG tätig.

Seither arbeitet Dirk Konrad bei der Mercedes-Benz AG, bis 2016 in der

Serienentwicklung Antriebselektronik in Sindelfingen, seit 2016 ist Konrad in der Vorentwicklung Antriebssysteme in Stuttgart tätig. Dirk Konrad ist

verheiratet, hat zwei Söhne im Alter von 13 und vier Jahren und lebt mit der Familie in Bergfelden.

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Erstellt:
27.09.2022, 21:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 15sec
zuletzt aktualisiert: 27.09.2022, 21:00 Uhr

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