Horb

Gäubahn bis Dezember nur eingleisig befahrbar – Vollsperrung nach Pfingsten

Die Freigabe des zweigleisigen Ausbaus zwischen Horb und Neckarhausen verzögert sich bis zum Ende des Jahres. Die gute Nachricht für Bahnreisende: Auf einem Gleis startet der Betrieb wie zuletzt geplant am 28. März. Vorerst zumindest.

20.02.2024

Von Benjamin Breitmaier

Blick von der Brücke vor Dettingen Richtung Neckarhausen. Bis zum 28. März muss hier zumindest ein Gleis fertiggestellt werden. Ab dem 28. März soll die Strecke Stuttgart–Singen auf einem Gleis ohne Einschränkungen bedient werden.Bilder: Benjamin Breitmaier

Blick von der Brücke vor Dettingen Richtung Neckarhausen. Bis zum 28. März muss hier zumindest ein Gleis fertiggestellt werden. Ab dem 28. März soll die Strecke Stuttgart–Singen auf einem Gleis ohne Einschränkungen bedient werden.Bilder: Benjamin Breitmaier

Die Deutsche Bahn AG muss die Freigabe der beiden Gäubahn-Gleise zwischen Horb und Neckarhausen erneut verschieben – bis zum Fahrplanwechsel am 15. Dezember 2024. „Eiswetter und extreme Niederschläge in den zurückliegenden Wochen sowie akute Material- und Personalengpässe“ sorgen laut einer Sprecherin der Deutschen Bahn AG dafür, dass der Betrieb auf beiden Gleisen erst zum Ende des Jahres hin möglich sein wird.

Trotzdem soll die Strecke Singen–Stuttgart zum 28. März wieder weitgehend ohne Einschränkungen bedient werden, so die Sprecherin auf Anfrage der NECKAR-CHRONIK, wenngleich auf nur einem Gleis.

Die Ankündigung der Bahn stellt ein weiteres Kapitel im holprigen Projektverlauf des etwa 6 Kilometer langen zweigleisigen Ausbaus zwischen Horb und Neckarhausen dar, dessen Abschluss ursprünglich auf Ende Oktober des vergangenen Jahres geplant war.

Fünf Monate später gibt es nun die nächste Hiobsbotschaft. Überraschend kommt die Nachricht aus dem Konzern nicht.

Eisenbahnbrücke bei Dettingen, Samstagvormittag, 17. Februar – genau 41 Tage vor der geplanten Freigabe der zwei Gleise. 5 Mitarbeiter der Firma Eiffage Infra-Süd GmbH buckeln unter strahlendem Sonnenschein auf der Gäubahn-Baustelle. An der Szene scheint wenig Auffälliges zu sein.

Wer die zahlreichen Pressemitteilungen der Deutschen Bahn aus den vergangenen Monaten zum Ausbau des Streckenabschnitts kennt, der wundert sich dennoch.

Im November 2023 begründete die Bahn die ersten Verzögerungen mit dem Satz: „In Folge eines bundesweiten Personalengpasses bei Plan- und Abnahmeprüferinnen und -prüfern mussten zudem die für die Inbetriebnahme des zweiten Gleises notwendigen Prüfungen und Abnahmen auf Anfang 2024 verschoben werden.“ In derselben Pressemitteilung ist von „Restarbeiten für den zweigleisigen Ausbau zwischen Horb und Neckarhausen“ die Rede.

Einen Monat später, im Dezember 2023, sprach der Konzern noch von einer „Prüf- und Abnahmephase für den zweigleisigen Ausbau zwischen Horb und Neckarhausen“, die im neuen Jahr noch erfolgen muss.

Beim Blick von der Brücke vor den Toren Dettingens aus, stellt sich die Frage: Was soll hier geprüft werden? Die Gleise Richtung Neckarhausen gibt es noch gar nicht. Nicht einmal das Schotterbett ist hier aufgeschüttet. Die Oberleitung in nördlicher Richtung fehlt bis auf die Masten in Gänze.

Der Blick nach Norden: Das Gleis Richtungen Zürich liegt. Daneben fehlt allerdings selbst der Schotter. Eine Oberleitung gibt es auf dieser Seite ebenfalls nicht. Diese Seite wird nun im laufenden Betrieb fertiggestellt.

Der Blick nach Norden: Das Gleis Richtungen Zürich liegt. Daneben fehlt allerdings selbst der Schotter. Eine Oberleitung gibt es auf dieser Seite ebenfalls nicht. Diese Seite wird nun im laufenden Betrieb fertiggestellt.

Von Dettingen aus schlängelt sich nur eines der beiden geplanten Gleise durch das Neckartal Richtung Horb. Der Bahndamm daneben ist verwaist, das Schotterbett für das zweite Gleis fehlt hier ebenfalls. „Ich hab’ gehört, das dauert auf jeden Fall bis Mai“, sagt ein Dettinger, der den Fortschritt der Arbeiten beobachtet. Ganz daneben liegt der Baustellen-Beobachter nicht.

Dass die Freigabe nun auf den Dezember geschoben wird, erklärt die DB-Sprecherin damit, dass das zweite Gleis nunmehr während des laufenden Betriebs fertiggebaut wird. Außerdem stünden die nötigen Prüferinnen und Prüfer erst zum Ende des Jahres hin zur Verfügung.

Weitere Sperrungen geplant

So hat der monatelange Schienenersatzverkehr zwischen Böblingen und Oberndorf mit Halt in Horb ab dem 28. März ein Ende.

Lange können sich die Horberinnen und Horber über die Freigabe des einen Gleises im Übrigen nicht freuen. Wie eine Anfrage des Schienenexperten und Grünen-Bundestagsabgeordneten Matthias Gastel an das Bundesverkehrministerium jüngst ergab, folgt die nächste Sperrung der Gäubahn bereits Ende Mai (siehe Infokasten). Weil in Eutingen und Ergenzingen zwei Eisenbahnüberführungen erneuert werden, wird der Fahrbetrieb wieder unterbrochen. Laut Bahnsprecherin ist die Sperrung über die Pfingstferien geplant, also von 21. bis einschließlich 31. Mai.

Gastel-Anfrage ergibt: Weitere Sperrung im Mai

Der Schienenexperte und Bundestagsabgeordnete Matthias Gastel (Grüne) stellte am 15. Januar eine Anfrage an das Bundesverkehrsministerium für Digitales und Verkehr. Die Frage lautete: „An wie vielen Tagen im Jahr 2023 war die Gäubahn (Stuttgart – Singen) durchgehend befahrbar und an wie vielen Tagen wird diese Strecke im Jahr 2024 voraussichtlich durchgehend befahrbar sein?“ Am 6. Februar erhielt er Antwort aus dem Ministerium: „Nach Angaben der DB AG war die Gäubahn im Jahr 2023 im Bereich Stuttgart Hbf – Stuttgart-Vaihingen – Horb – Hattingen an 188 Tagen durchgehend befahrbar, davon kam es an 34 Tagen in zweigleisigen Streckenabschnitten zu eingleisigen Sperrungen. An 177 Tagen war die Strecke an wechselnden Stellen vollständig gesperrt. Auch im Jahr 2024 plant die DB AG auf der Gäubahn umfassende bauliche Maßnahmen. Die vollständige Sperrung seit dem 8. Januar 2024 wird voraussichtlich bis zum 27. März 2024 andauern. (...) Des Weiteren soll die Gäubahn Ende Mai 2024 gesperrt werden, um unter die Erneuerung zweier Eisenbahnüberführungen (Eutingen, Ergenzingen) vorzunehmen. Ende Juli folgen laut DB AG Arbeiten in den Bereichen Stuttgart-West – Stuttgart Vaihingen und Böblingen – Stuttgart West. Die Ergebnisse der Planungen sollen zeitnah kommuniziert werden. Erst dann kann die DB AG Angaben zur durchgehenden Befahrbarkeit der Gäubahn im Jahr 2024 übermitteln.“

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Erstellt:
20.02.2024, 18:42 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 22sec
zuletzt aktualisiert: 20.02.2024, 18:42 Uhr

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