Tennis

Große Ehre, keine Bürde

Auf Fed-Cup-Spielerin Angelique Kerber lastet in Stuttgart der größte Erwartungsdruck. Sie versucht, alles an sich abprallen zu lassen.

21.04.2017

Von HELEN WEIBLE

Angelique Kerber beim Training auf dem Sand der Porsche-Arena. Hier kann und darf die beste deutsche Tennisspielerin eigentlich nicht verlieren. Foto: Eibner

Angelique Kerber beim Training auf dem Sand der Porsche-Arena. Hier kann und darf die beste deutsche Tennisspielerin eigentlich nicht verlieren. Foto: Eibner

Vor einem Jahr in Rumänien befanden sich die deutschen Tennisspielerinnen in der gleichen Situation. Sie meisterten die Aufgabe mittels eines 4:1-Erfolgs in der Relegation, gleichbedeutend mit dem Klassenerhalt in der acht Teams umfassenden Weltgruppe I. Großen Anteil an diesem Triumph des Fed-Cup-Teams hatte Angelique Kerber. Es war enorm wichtig, dass die Australian-Open-Siegerin ihre beiden Einzel für sich entschied. Selbst gegen die Top-Ten-Spielerin Simona Halep, die gegen Andrea Petkovic den einzigen Punkt für Rumänien holte, präsentierte sie sich beim 6:2, 6:2 vor zwölf Monaten höchst souverän.

Auch jetzt, ein Jahr später in der Relegation gegen die Ukraine (Samstag ab 12 Uhr und Sonntag ab 11 Uhr), wird wieder viel von der Spitzenspielerin Kerber abhängen. Ab Montag wird die Kielerin in der Weltrangliste wieder an zwei geführt, zieht sie beim an den Fed Cup anschließenden Porsche Grand Prix bis ins Halbfinale ein, erobert die 29-Jährige den Tennis-Thron wieder zurück. Es wird erwartet, dass ihr an diesen Heimspieltagen in Wohlfühl-Atmosphäre alles gelingt, dass die Linkshänderin in Stuttgart einwandfrei funktioniert. „Jeder erwartet so viel von mir“, beklagte Kerber deshalb, wie sehr sie die andauernde Kritik an ihrer Form stört. Sie erinnerte mit Nachdruck: „Wir sprechen hier von einem hohen Niveau, auf dem es nicht läuft.“

Vorteil: Wechsel auf Sand

Nun war Kerbers Hartplatzsaison noch nicht von Erfolgen gekrönt. Beim Grand-Slam-Turnier Down Under war im Achtelfinale schon Schluss. Die Endspielteilnahme in Monterrey war das beste Resultat bislang. Doch jetzt steht der Wechsel auf Sand an – und das macht ihr große Hoffnung. „Ich fühle mich sehr wohl, ich mach mir keine Sorgen. Die Sandplatzsaison war 2016 nicht so gut, dass wird sich hoffentlich ändern“, betonte Kerber, die keineswegs unentspannt oder nervös wirkte. Im Gegenteil: Die Branchenführerin gab sich genauso gelöst und locker wie etwa Julia Görges, die auch in „Petko-Manier“ zu Späßen aufgelegt war. „Die Ukraine hat gute Spielerinnen, aber wir haben auch etwas zu bieten“, meinte die Kandidatin fürs Einzel und Doppel Görges. Kerber stellte klar, dass es keine Bürde sei, die sie zu tragen habe, sondern „es eine große Ehre ist mit der Mannschaft vor deutschem Publikum zu spielen – und das jetzt als zweifache Grandslamsiegerin“.

Der Name, der Kerber vielleicht am meisten Respekt einflößt, ist die Nummer eins der Osteuropäerinnen: Elina Svitolina. Die erst 22-Jährige sicherte sich in diesem Jahr schon zwei WTA-Titel (Dubai, Taipeh) und drei Mal hintereinander konnte sie Angie Kerber schlagen. So eine wie Svitolina, zuckersüß im Umgang und knallhart auf dem Platz, verleiht dem Tennis in der Ukraine ein neues, frisches Gesicht. Auch ihre Fed-Cup-Kollegin Lesia Tsurenko kennt ihre Konkurrenz und hat sich sowohl für Kerber, Siegemund und Görges einen „Gameplan zurecht gelegt“. „Wir werden uns nicht in unseren Zimmern verstecken“, witzelte die 27-jährige Tsurenko.

Tja, aber draußen, das ist das Wohnzimmer von Kerber und Co. Auf dieser teils rutschigen, roten Asche in der Porsche-Arena kann zumindest sie nicht verlieren! Bei ihren zwei Titelbeutezügen 2015 und 2016 beim Stuttgarter Turnier verlor Kerber kein einziges Spiel.

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Erstellt:
21.04.2017, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 36sec
zuletzt aktualisiert: 21.04.2017, 06:00 Uhr

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