Empfingen · Forschung

Grünes Licht für Laserlicht

Das Projekt „MS-LART“ des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt soll nach Empfingen kommen. Der Gemeinderat befürwortet das Vorhaben.

21.05.2020

Von Manuel Fuchs

Das neue DLR-Teleskop entsteht gerade bei der österreichischen Firma ASA. Bild: Astro Systeme Austria

Das neue DLR-Teleskop entsteht gerade bei der österreichischen Firma ASA. Bild: Astro Systeme Austria

Der Empfinger Gemeinderat stimmte in seiner Sitzung am vergangenen Dienstag einem Bauvorhaben des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) zu: Wie die SÜDWEST PRESSE berichtete, soll auf dem Gelände des Innovationscamopus ein Forschungsobservatorium entstehen, womit „die Flugbahn und Beschaffenheit von Objekten in erdnahen Umlaufbahnen möglichst schnell, präzise und zuverlässig“ bestimmt werden können – so schreibt es das DLR in einer Pressemitteilung. Für die Zukunft der Raumfahrt sei das elementar, weil sich nur Zusammenstöße zum Beispiel von Weltraumschrott mit Satelliten vermeiden ließen.

Im Vorfeld hatte es Irritationen über die korrekte Bezeichnung des Bauwerks gegeben: Die Sitzungsunterlagen sprachen von einer „Sternwarte“, der Geschäftsführer des Innovationscampus Armin Gallatz beharrte auf „Observatorium“. Bürgermeister Ferdinand Truffner wies deshalb darauf hin, dass im Bauantrag „Sternwarte“ stehe und man daher auch über eine Sternwarte entscheide. Die DLR-Pressestelle teilte der SÜDWEST PRESSE auf Anfrage mit, „Observatorium“ sei zwar der präzisere Begriff, aber selbst intern verwende die DLR beide Bezeichnungen nicht immer trennscharf.

Unbekannte Objekte finden

Über die Entfernungsmessung im Weltall hinaus wollen die Wissenschaflter des DLR unbekannte Objekte im Orbit finden und mit Spektralanalysen herausfinden, um was es für ein Objekt es sich handelt, in welcher Bahn es sich befindet und wie es rotiert. Das Forschungsobservatorium auf dem Innovationscampus in Empfingen führen die bisherigen Entwicklungsarbeiten des DLR zusammen. „Das neue und wesentlich größere Teleskop ermöglicht es uns, noch kleinere Objekte zu untersuchen und die Technologieentwicklung in diesem Bereich wesentlich voranzutreiben“, erklärt Prof. Thomas Dekorsy, Direktor des in Stuttgart ansässigen DLR-Instituts für Technische Physik, dem das Observatorium unterstehen wird. Ziel sei, Objekte im Weltraum zu erfassen, die nur zehn Zentimeter groß sind, sie zu orten und zu bestimmen.

Das Projekt trägt den Namen MS-LART; die Abkürzung steht für „Multi-Spectral Large Aperture Receiver Telescope“, was wiederum ein Empfänger-Teleskop („Receiver Telescope“) mit großer Öffnung („Large Aperture“) bezeichnet, welches mit Licht unterschiedlicher Wellenlängen („Multi-Spectral“) arbeitet. Die Bauarbeiten sollen bereits Ende Mai 2020 beginnen. Ein 15 Meter hoher Rundturm mit drehbarer Kuppel wird das Teleskop beherbergen. Der Innovationscampus sei für die DLR-Forschenden aus Stuttgart-Vaihingen schnell zu erreichen und biete ideale Bedingungen. „Wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit mit dem dortigen Innovationscampus und der Gemeinde Empfingen und danken für die umfangreiche Unterstützung“, so Dekorsy.

Astro Systeme Austria (ASA) fertig Teleskop und Gebäude. Im Dezember 2020 soll das Teleskop das „First ligt“, das erste Licht empfangen. Das bezeichnet in der Astronomie den Augenblick, in dem zum ersten Mal Licht eines Gestirns auf den Spiegel oder die Linse eines neuen Teleskops fällt. Die offizielle Einweihung ist für das Frühjahr 2021 geplant. Das DLR-Forschungsteleskop ist dann das größte seiner Art in Europa. Die Investitionssumme von rund 2,5 Millionen Euro stammt aus Mitteln des DLR und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie.

Die DLR-Wissenschaftler beobachten vor allem Objekte zwischen 400 und 2000 Kilometern Erdentfernung.

In diesen niedrigen Umlaufbahnen (Low Earth Orbit, kurz; LEO) umkreisen immer mehr Satelliten die Erde – und damit langfristig auch Weltraumschrott, der zur Gefahr für die Raumfahrt werden kann. Schätzungen zufolge könnten im LEO bis Ende des Jahrzents über 70000 Satelliten vor allem Elemente sogenannter Mega-Konstallationen unterwegs sein.

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Erstellt:
21.05.2020, 08:30 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 21.05.2020, 08:30 Uhr

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