Horb · Straßen

Haben Horber das Nachsehen?

Holprig unterwegs sind Autofahrer auf so mancher Kreisstraße in der Region. Wir sind der Frage nachgegangen, ob der Eindruck einiger Leute stimmt, dass die Straßen um Freudenstadt in einem besseren Zustand sind als jene um Horb.

21.08.2019

Von Philipp Koebnik

Mindestens verbesserungsbedürftig ist die Kreisstraße, die vom Buchhof nach Isenburg führt. Bild: Karl-Heinz Kuball

Mindestens verbesserungsbedürftig ist die Kreisstraße, die vom Buchhof nach Isenburg führt. Bild: Karl-Heinz Kuball

Werden die Horber um nötige Straßenausbesserungen geprellt? Manchen drängt sich dieser Eindruck auf, wenn sie den Zustand der Straßen in Horb und seinen 17 Teilorten mit dem Zustand der Straßen in Freudenstadt samt seiner acht Teilorte vergleichen. Die SÜDWEST PRESSE ist diesem Vorwurf nachgegangen.

Dazu ist es zunächst notwendig, das Straßennetz aufzuschlüsseln. Im Landkreis Freudenstadt gibt es neben der Horber und der Freudenstädter Gemarkung noch 13 weitere Gemeindegemarkungen, auf denen Kreisstraßen verlaufen – nur in Bad Rippoldsau-Schapbach gibt es keine Kreisstraße. Da diese Straßen sehr oft gemarkungsübergreifend verlaufen, könne man keine Auskunft darüber erteilen, wie viele Kilometer Kreisstraßen sich jeweils auf Horber und Freudenstädter Gemarkung befinden.

In Horb gibt es mehr Kreisstraßen

Über den Zustand der Landes- und Bundesstraßen im Kreis könne man keine Auskunft geben, da für diese das Regierungspräsidium Karlsruhe zuständig ist, wie Sabine Eisele, Leiterin der Stabsstelle Kommunikation beim Landratsamt, auf Anfrage mitteilte.

Auch die Frage, wie viele Kreisstraßen aktuell sanierungsbedürftig sind, konnte das Landratsamt nicht beantworten. Die Festlegung, welche Kreisstraße wann saniert wird, erfolge anhand eines „standardisierten Kriterienkatalogs“, in dem der Straßenzustand, die Fahrzeugbelastung und die Unfallhäufigkeit berücksichtigt und gewichtet werden, so Eisele. „Keine Rolle spielt dabei, auf welcher Gemarkung die Straße liegt.“

Für die SÜDWEST PRESSE haben die Mitarbeiter des Landratsamtes die in den vergangenen zehn Jahren vorgenommenen Erhaltungs- und Baumaßnahmen an Kreisstraßen aufgelistet. Daraus geht hervor, dass seit 2009 auf Horber Gemarkung einschließlich angrenzender Gemarkungen neun Kreisstraßen(-Abschnitte) beziehunsgweise 10,7 Kilometer Kreisstraßen saniert wurden. Im selben Zeitraum wurden auf Freudenstädter Gemarkung einschließlich angrenzender Gemarkungen drei Kreisstraßen(-Abschnitte) beziehungsweise 3,3 Kilometer Kreisstraßen saniert.

Setzt man die Kilometerzahlen zueinander ins Verhältnis, so ergibt sich der Wert 1:3,24. Indes gibt es auf Horber Gemarkung insgesamt 18 Kreisstraßen, auf Freudenstädter Gemarkung gibt es hingegen nur fünf. Diese Zahlen stehen im Verhältnis 1:3,6. Demnach entspräche der Sanierungsaufwand ungefähr dem Bestand an Kreisstraßen. Die Zahl der Landesstraßen auf Horber Gemarkung ist ebenfalls höher als die auf Freudenstädter Gemarkung – das Verhältnis ist 7:4.

Digitale Erfassung per Handy

Die Digitalisierung, von der so oft die Rede ist, macht auch vor der Untersuchung des Straßenzustands nicht Halt: Seit einigen Monaten erfassen Mitarbeiter des Landratsamtes den Zustand der Kreisstraßen digital mit Hilfe einer Handykamera, die an der Windschutzscheibe eines Fahrzeugs der Straßenmeisterei angebracht ist (wir berichteten). Von den 280 Kilometern Kreisstraßen sind laut Eisele bereits 180 Kilometer erfasst. Das Ergebnis werde mittels eines „innovativen Verfahrens und künstlicher Intelligenz nach objektiven Kriterien ausgewertet“ und diene als Grundlage für die Fortschreibung des Kreisstraßendringlichkeitsprogramms.

Die Kreisstraßen werden dazu in beiden Richtungen abgefahren. Alle vier Meter macht das Gerät ein Foto. Über einen Bewegungssensor werden außerdem Erschütterungsdaten auf der App gesammelt und dem jeweiligen Ort zugeordnet. Die gesammelten Daten werden über Nacht auf die Server der Stuttgarter Firma Vialytics übertragen, wo sie mit Algorithmen, also künstlicher Intelligenz, ausgewertet werden. Da die Erfassung zweimal pro Jahr erfolgt, stehen über den Projektzeitraum von drei Jahren – so lange wird es vom Land mit 50 Prozent bezuschusst – stets aktuelle Daten bereit. Über den Zeitraum von drei Jahren gerechnet kostet das Projekt 80 000 Euro. Es verbleiben also 40 000 Euro beim Kreis.

Die Ebenheit wird benotet

Auf Basis der 140 000 Fotos wird gezeigt, wie viel Prozent der Fahrbahn beschädigt sind – durch Risse, ein- oder aufgelegte Flickstellen, Ausbrüche, offene Fugen und offene Nähte. Außerdem wird über den Erschütterungssensor die Längsebenheit der Straße mit einer Note zwischen 1 und 5 angegeben. Das Ergebnis wird am Ende für jeden Straßenabschnitt zu einer Gesamtnote zusammengefasst. Diese soll den Erhaltungsbedarf widerspiegeln.

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Erstellt:
21.08.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 52sec
zuletzt aktualisiert: 21.08.2019, 01:00 Uhr

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