Tübingen

Hier ist die Baustelle

„Die Fraktion“ möchte vier Tübingern die Ehrenbürgerwürde posthum entziehen. Es geht um Eschenburg, Kiesinger, Müller und Schmitthenner. Leserbriefschreiber Volker Bohn unterstützt das.

08.05.2024

Von Andrea Le Lan, Tübingen

Ist Theodor Eschenburg zu Recht Ehrenbürger? Um darüber zu entscheiden, bedarf es einer wissenschaftlich korrekten Prüfung. Volker Bohn aber macht Stimmung mit falschen Fakten. Eschenburg hat seine SS-Mitgliedschaft nicht verharmlost, er war acht Monate in der SS, bis zum 5. März 1934, laut seiner Stammakte ohne nennenswerte Aktivität. Er war auch nie Mitglied der CDU. Welche Rolle er bei sogenannten Arisierungen gespielt hat, dazu gibt widerstreitende Erkenntnisse. Auch dazu, ob er Juden geschadet hat. Ja, Eschenburg hat Globke verteidigt und die Notstandsgesetze. Da war er leider nicht der Einzige!

Es ist höchste Zeit, dass sich Tübingen gründlich damit auseinandersetzt, wie in den Jahrzehnten nach dem Krieg hier mit deutscher Schuld umgegangen wurde. In einer Zeit, in der Mitglieder demokratischer Parteien beim Wahlkampf krankenhausreif geschlagen werden, sei aber auch an Eschenburgs Rolle bei der Schaffung einer wehrhaften Demokratie erinnert. Hier war er ganz pragmatisch tätig, in der konkreten Politik oder mit seinem Engagement für die Demokratiebildung in Schule und Universität. 22 Prozent der deutschen Jugendliche würden jetzt in den Bundestag die AfD wählen. Hier ist die Baustelle, Herr Bohn!

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Erstellt:
08.05.2024, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 35sec
zuletzt aktualisiert: 08.05.2024, 01:00 Uhr

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