Tübingen

Höchst verdienstvoll

Das Klavierduo Grau/Schumacher spielte Beethovens Neunte vierhändig in der Tübinger Stiftskirche („Menschheit zu zweit“, 7. Januar, Regionale Kultur).

09.01.2020

Von Stefan Krause, Tübingen

In dieser Rubrik ist viel zu lesen von Badenixen und Dunkelradlern, wenig aber von schönen Abenden. So einer war der treuen Tübinger Motettengemeinde am Samstag gegeben. Einen passenderen Auftakt zum Beethoven-Jubiläumsjahr kann man sich kaum wünschen.

Das Jubiläum droht sich ja jetzt bereits zu einem Superhype zu überhitzen, durchblättert man die Feuilletons zum Jahreswechsel oder wischt sich durch die einschlägigen Sender und Programme. Ganz anders hingegen die exzellente Vorstellung des Klavierduos Grau/Schumacher mit der von Carl Czerny für Klavier zu vier Händen gesetzten Version der neunten Symphonie des unumstrittenen Meisters. Das Werk trifft ja ein ähnliches Schicksal wie seinen Schöpfer. Kaum eine Musik wurde so vereinnahmt. Die Bandbreite recht von allerlei pathetischen Feieranlässen zur Beschwörung schöner Werte wie Freiheit, Einheit und sonstigen hehren Dingen bis zur demagogischen Umnutzung bei Reichs- und anderen Parteitagen.

Wie wohltuend es ist, diese große Musik in der unprätentiösen Rahmung einer Motette zu hören – zumal gelöst vom gewohnten Orchester und Chorklang. Die ungeheure Sanglichkeit des Adagio (III. Satz) konnte man wohl selten so wahrnehmen, wie in diesem lyrisch wie brillant vorgetragenen Klaviersatz.

Es ist höchst verdienstvoll, was die Motette dem Publikum bietet. Dafür ist einfach mal Dank zu sagen, was ich hiermit gerne tue.

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Erstellt:
09.01.2020, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 39sec
zuletzt aktualisiert: 09.01.2020, 01:00 Uhr

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