Kultur

Horbs Musik-Nachtschicht

Bei der Horber Kneipennacht am Samstag konnten die Besucher in elf Lokalitäten in Vielfalt und feine Unterschieden der Stilrichtungen eintauchen.

29.10.2018

Von Andreas Wagner

Eva Winter von den Strummingbirds.

Eva Winter von den Strummingbirds.

Im Jahr 2016 startete die Horber Nachtschicht mit sechs Bands und Kneipen in ihre erste Runde. Am Samstag fuhr die Horber Kneipennacht mit insgesamt elf verschiedenen Lokalitäten auf.

„Put in your ear plugs. Cause we play loud and hard“, warnte Frontmann „Spyder“ die Gäste im „Catweazle“. Die Stilrichtung „Türborock“ der Band „Kvinna“ ließ musikalische Einflüsse der Bands „Motörhead“ und „Turbonegro“ erahnen. „Schneller Rock auf die Glocke“, übersetzte Gitarrist Patrick Djuga alias „Grizzly“ den energiegeladenen Sound der dreiköpfigen Truppe, die mit dem Drummer „Thünderwolf“ komplettiert wurde. Die Schnelligkeit ihrer Songs galt beinahe als eine Kampfansage an „Motörhead“, während die Kürze der Lieder an die musikalischen „Quickies“ der „Ramones“ erinnerte. „Wir sind inhaltlich sehr effizient“, bestätigte der Gitarrist und verriet: „Deshalb haben wir gestern noch vier weitere Songs geschrieben, damit wir ein wenig länger spielen können.“ Dies wird auch auf dem Debütalbum „This is Türborock“, das im kommenden Jahr erscheint, deutlich. Dieses fasst 21Lieder mit Vollgas in zehn Minuten zusammen. Die Fans des härteren Genres kamen jedenfalls voll auf ihre Kosten und ließen sich vom kraftvollen, schnellen Sound der Band mitreißen.

Sitzen und Lauschen

In der „Lounge 09“ lautete die Devise „Sit And Listen“. Dort erwarteten die Besucher Songs, die in heimeliger Atmosphäre akustisch präsentiert wurden. Durch die zahlreichen Couchgarnituren konnten sich die Gäste gemütlich zurücklehnen und der Musik von „Chords & Lyrics“ lauschen. Das glich beinahe einem Wohnzimmer-Gig, wobei die Musiker die direkte Nähe zum Publikum besonders schätzten. „Ich hab die Möbel vorher etwas umgestellt. Ich hoffe, es gefällt euch“, witzelte Leadsänger Timo Müller. Zusammen mit Gitarrist Michael „Eise“ Eisenbeis präsentierte das über Freudenstadt hinaus beliebte Akustik-Duo eine Songauswahl, die von „Rio Reiser“ bis zu „Stone Sour“ reichte. Darunter auch aktuelle Hits wie „The A Team“ von Ed Sheeran und bekannte Klassiker, wie „Talkin‘ About A Revolution“ von Tracy Chapman.

Im Bistro erwartete die Musik-Pilger die Gruppe „Lightning Crashes“ aus Tübingen. Jürgen Langanke (Vocals), Rainer Wenzel (Gitarre), Lutz Aicher (Bass) und Benjamin Pfrommer (Drums) steuerten Hits wie „Word Up“ (Cameo) und „Sunday Bloody Sunday“ (U 2) und „Let Me Entertain You“ (Robbie Williams) bei.

In der „Kulisse“ nahm die Truppe „Colorful“ aus Mössingen ihre Gäste mit auf eine Zeitreise durch die Musikgeschichte. Die insgesamt sieben Musiker versprachen ein inspiriertes Rock & Blues-Erlebnis, das durch mehrstimmigen Gesang in Szene gesetzt wurde.

Ein wahrer Hörgenuss erwartete die Besucher im „Pub“, wo die „Strummingbirds“ eine breite Auswahl aus den Stilrichtungen „Rock ‚n‘ Roll“, „Blues“ und „Country“ in ihrem Set vereinten. Neben Gitarrist Revin Schangula, der gleichzeitig mittels Fußpedalen die Cajón bediente, stach vor allem Eva Winter (Vocals, Gitarre) gesanglich heraus. Die leidenschaftliche Musikerin traf mit ihrer zarten und gefühlvollen Stimme mitten in das Herz. Kraftvoll gesungene Passagen, wie in „Angel From Montgomery“ (Bonnie Raitt) verdeutlichten zudem die beeindruckende Stimmbeherrschung der Künstlerin. Winter interessierte sich bereits im Kindesalter für Country und Blues. „Scheiß auf Rolf Zuckowski“ habe sie sich gedacht. „Ich hab gute Musik als Kind gehört.“ Davon profitierten jetzt die Gäste.

Ein weiteres bekanntes Duo wartete mit „Sandy & Udo“ in der Pilsstube auf. Mit Hits von Bonnie Tyler bis zu Gossip zeigte Sandy Heller eine beeindruckende Stimmgewalt, die sich mit dem furiosen Gitarrenspiel von Udo Seiler perfekt vereinte. Auch bei Oberbürgermeister Peter Rosenberger, der sich über das musikalische Live-Angebot begeistert äußerte, hinterließ die Stimme der Sängerin einen bleibenden Eindruck. „Die hat eine unglaubliche Röhre“, sagte der OB, als er mit City-Manager Thomas Kreidler der Musik von Ralph „Balou“ Widmann im „Luziferturm“ lauschte. Eingängig im Balladen-Stil brachte Widmann Songs wie „Sex On Fire“ (Kings Of Leon), „Turn The Page“ (Metallica) und „Dancing In The Dark“ (Bruce Springsteen) zu Gehör.

Musik zum Tanzen

Bestens unterhalten wurden die Gäste im „Gleis Süd“, wo „Ambience“ ein musikalisches Feuerwerk abbrannte und der Funke sogleich auf die Besucher übersprang. Das Motto der Musiker „We Play, You Dance“. Zu Frontmann Rouven Lohrer, Joachim Schäfer (Saxofon, Keyboard, Sound Pad) und Christian Ott (Gitarre) gesellten sich die übrigen Rockstars von „Iron Cobra“ auf die Bühne. Julian Lepore ersetzte Stephan Sawadsky am Schlagzeug, während Sebastian Scherrmann als Ersatz für Andre Wehrstein den Bass zupfte. Der Höhepunkt war die Darbietung von „Get Lucky“ (Daft Punk), die zu einer nicht enden wollenden Improvisation wurde. Über die Funky-Melodie zauberte die Band im Handumdrehen die Texte aus den Songs „Butterfly“ (Crazy Town), „Türlich, Türlich“ (Das Bo), „Bon Voyage“ (Deichkind) und „Single Ladies“ (Beyonce). Letzteres ergänzte Lohrer noch mit der Choreographie aus dem gleichnamigen Musikvideo – zur besonderen Freude des Publikums.

Kleine Missverständnisse

Im „Café Haag“ versprühten „Maybug“ ihre Flowerpower und das Gefühl von Woodstock. Neben ruhigen Tönen von John Denver konnte sich Frontmann Walter F. Diet zu zahlreichen Klassikern und eigenen Stücken ordentlich auf seiner „Klampfe“ austoben.

Tobias Haase (Keyboard, Vocals) schlug zusammen mit „Mr. Blue“ (Bass) in „Marcos Steakhaus“ etwas ruhigere Töne an. Dies traf anscheinend nicht jedermanns Geschmack, denn den anwesenden Gästen stand der Sinn nach Party. Zudem führte offenbar eine Verwechslung der Uhrzeit dazu, dass der Künstler zunächst eine Stunde zu früh sein Equipment abbaute. Als dieser von Inhaber Marco Krauth darauf angesprochen wurde, baute er wieder auf und machte weiter. Die musikalische Qualität des Musikprofis zweifelten einige Gäste nicht an, waren aber dennoch nicht mehr zufriedenzustellen. Dies auch zum Leidtragen des Künstlers: „Ich hatte gar keine Möglichkeit, mein Album vorzustellen und sollte stattdessen den Unterhaltungsclown spielen“, bedauerte Haase. Genügend Gelegenheit zum Feiern und Tanzen gab es nicht weit entfernt vom Steakhaus.

Denn, im „Schillerpub“ servierte DJ Cayman Latino und Partysound sowie Salsa-Musik. Dazu hätten die unzufriedenen Gäste jedoch das Lokal wechseln müssen.

Horbs Musik-Nachtschicht
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Erstellt:
29.10.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 59sec
zuletzt aktualisiert: 29.10.2018, 01:00 Uhr

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