Saal ein halbes Jahr zu
Im April beginnt in Tübingen der Sudhaus-Umbau
Im und um das Sudhaus wird sich einiges ändern: Mitte April beginnen die Bauarbeiten. Manche Konzerte und die Comedy Stube ziehen derweil um.
Adalbert Sedlmeier, Geschäftsführer des Sudhaus-Vereins, schwärmt besonders von den beiden Tribünen. Sie sind nämlich verschiebbar, nach vorne und hinten, nach links und rechts. „Damit kann man den Saal verkleinern“, sagt er und zeichnet zwei Quadrate, die die Tribünen darstellen sollen, in das Saal-Rechteck, das er auf einem Stück Pappe skizziert hat. In ein weiteres Rechteck zeichnet er ein Quadrat mitten hinein – „auch so kann man das machen“.
Durchbrüche, Küche und Toiletten
Bis Mitte Oktober werden im Altbau Wände herausgerissen und neue gezogen, Durchbrüche geschaffen und die Toiletten im Untergeschoss saniert. Aus dem bisherigen Gastro-Bereich wird eine Küche, denn der jetzige Saal verwandelt sich in ein Foyer, in dem es eine Bar geben wird. „Die Leute wollen ja nicht nur auf ihren Stühlen sitzen, es gehört einfach dazu, dass sie sich auch unterhaltne können“, sagt Sedlmeier. Bisher war das bei Veranstaltungen eher schwierig: „Da mussten wir die Leute im Regen stehen lassen.“ Lediglich ein Zeltdach, unter dem Getränke ausgeschenkt wurden, schützte Besucher in den Pausen der größeren Veranstaltungen, ansonsten drängte und drückte sich alles an der Bar.
Im Oktober sollen die Bauarbeiten im Bestand so weit fertig sein, dass der alte Saal wieder bespielbar ist. Der Neubau soll ein Jahr später fertig werden. Bevor er mit einem großen Fest eröffnet wird, muss der alte Saal wieder schließen, damit er zum Foyer umgebaut werden kann.
Für die Monate zwischen März und Oktober hat Sedlmeier Ausweichräume für einige der Veranstaltungen gefunden – nur der Vollmondtanz wird ausgesetzt. „Für den ist es nicht sinnvoll, auszuweichen“, sagt Sedlmeier. Die Comedy-Stube weicht ins Kreissparkassen Carré aus, das Offene Singen wird einmal im Sudhaus-Biergarten sein und einmal in der Stiftskirche. Außerdem gibt es ja noch die Waldbühne und die beiden kleineren Säle, die bespielt werden können. „Uns gibt es während der Bauzeit, wir gehen nicht verloren“, verspricht Sedlmeier.
Lange Vorgeschichte
Der Anbau hat eine lange Vorgeschichte: „Im Januar 2001 war ich zum ersten Mal bei Oberbürgermeisterin Brigitte Russ-Scherer und Sozialbürgermeister Gerd Weimer“, erinnert sich Sedlmeier. Er habe ihnen klargemacht, dass es so nicht weitergehen könne, dass der Saal zu klein sei und ein Foyer fehle. „Aber dann kamen erstmal die Pläne mit dem Konzert- und Balletthaus an der Blauen Brücke – und wir sind ins Hintertreffen geraten.“ Aus dem Konzerthaus wurde nichts, stattdessen stand an seiner Stelle jahrelang eine Bauruine. Und inzwischen gibt es dort das Ibis-Hotel.
Ärger mit den Nachbarn
Die Sudhaus-Pläne wurden deshalb wieder aus der Schublade geholt und überarbeitet. 2012 fasste der Gemeinderat den Baubeschluss. Dass der Anbau immer noch nicht steht, liegt vor allem an den Nachbarn. Sie beschwerten sich darüber, dass sich Partygäste nachts laut in ihrem Viertel aufhielten, Autotüren schlugen und Autos fuhren, Leute in Gärten pinkelten. Mit dem Sudhaus wurde schließlich vereinbart, dass es nur noch zehn Partys im Jahr machen darf, weshalb es nun bei den Vollmondpartys bleibt.
Ein weiterer Kompromiss war, dass Parkplätze hergestellt werden. Dafür musste der Betrieb, der große Dekofiguren anbot, weichen, sein Gebäude, das ehemalige „Waldhörnle“, wurde abgerissen. Der Parkplatz ist immer noch ein Provisorium, denn für seinen Bau soll der Aushub des Neubaus verwendet werden.
Kritzeleien in der Künstlergarderobe
Was Sedlmeier retten will, sind einige der Kritzeleien an den Wänden der Künstlergarderobe. „Die sind fast schon ein Kulturdenkmal“, findet er. Zurzeit werden sie alle abfotografiert, und die eine oder andere bekritzelte Rigipsplatte soll einen Platz im umgebauten Sudhaus finden.
Der gesamte Umbau, der Neubau und der Parkplatz kosten rund 7,1 Millionen Euro, die die Stadt als Eigentümerin des Hauses bezahlt. Der Sudhaus-Verein bekommt für die Anschaffung der neuen Technik Zuschüsse vom Bund.
Die Stadtverwaltung lädt für den 8. Mai zum offiziellen Spatenstich ein. Dann ist ein Teil des Gebäudes schon abgerissen. „Darum wird das eher ein Baustellenfest“, sagt Sedlmeier.
Während der Bauzeit fallen Parkplätze weg
Schon morgens ist der Sudhaus-Parkplatz gut belegt: Schüler und Lehrer der nahen Beruflichen Schulen nutzen ihn, außerdem Pendler, die sich dort zu Fahrgemeinschaften treffen. Während der Bauarbeiten steht – auch weil die Garage abgerissen wird – aber nur eine Teilfläche des Parkplatzes zur Verfügung, und die braucht das Sudhaus selber. „Es gibt hier im Haus viele Betriebe, deren Kunden herfahren müssen“, sagt Sudhaus-Geschäftsführer Adalbert Sedlmeier.
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