Geburtstag

Immer für ein Schwätzchen zu haben

Veronika Raible feiert heute voller Lebensfreude im Göttelfinger Sportheim im Kreise ihrer großen Familie ihren 90. Geburtstag.

12.01.2018

Von Diana Wally

Veronika Raible wird heute 90 Jahre alt.Bild: Wally

Veronika Raible wird heute 90 Jahre alt.Bild: Wally

Geboren wurde die Jubilarin am 12. Januar 1928 in der Habergasse (Hochdorfer Straße) als erstes von fünf Kindern der Eheleute Konrad und Lidwina Raible. Arbeit und Sparsamkeit prägten ihr Leben von Kindheit an, denn die Familie musste wie es damals üblich war von der Landwirtschaft leben.

Als Älteste musste Veronika Raible bereits mit zwölf Jahren die Pferde und Ochsengespanne bei den Feldarbeiten führen. Der Krieg hat auch bei ihr Spuren hinterlassen. Als ein Angriff über dem Flecken geflogen wurde, befand sie sich mit ihrem Vater gerade auf den Feldern und entkam mit Glück dem Tod. „Der Herrgott hatte etwas anderes für mich vorgesehen“, erzählt die 90-Jährige.

Familienmotto: „Immer die

Ärmel hochkrempeln“

1952 heiratete sie Ludwig Raible aus Göttelfingen und blieb damit eine Raible. Vom Ortsrand zog sie ins elterliche Anwesen ihres Mannes in die Rathausstraße mitten in die Ortsmitte, wo sie viele Jahrzehnte lang wohnte und ihre Kinder groß zog. Heute würde man sie als alleinerziehende Mutter bezeichnen, denn bereits 1967 verstarb ihr Ehemann und sie blieb mit fünf Kindern im Alter von 5 bis 14 Jahren zurück. Eigentlich musste Raible bereits viele Jahre vorher für die Familie alleine sorgen, denn wegen Krankheiten, die teilweise aus dem Krieg stammten, befand sich Ehemann Ludwig vor seinem Tod lange Zeit in diversen Sanatorien.

Die Lebensfreude und der Mut hat sie dennoch (fast) nie verlassen, egal wie schwierig die Zeiten auch waren. Ihr Motto „Ärmel hochkrempeln und anpacken“, hat sie auch ihren drei Söhnen und zwei Töchtern vermittelt, auf die sie mit Stolz blickt: „Aus allen ist etwas geworden“.

Die Familie hat sich zwischenzeitlich zur Großfamilie entwickelt. Zu ihren verheirateten fünf Kindern haben sich zehn Enkel, die Großteils ebenfalls verheiratet sind und bis dato zwölf Urenkel gesellt, das 13. Urenkelkind wird in wenigen Monaten geboren. „Jeden Abend bete ich zum Herrgott, er soll mich noch ein bisschen leben lassen, solange Urenkel, Enkel und Kinder gerne zu mir kommen“, sagt Veronika Raible.

Vom Krebs nicht besiegen lassen

Alle ihre Lieben versorgt sie heute noch mit selbstgestrickten Socken, früher waren es auch die legendären „Spezialgerichte“ wie Kartoffelsalat, selbstgemachte Maultaschen, Linsen und „süßes Kraut“ mit selbstgemachten Spätzle. Als ihre Mutter 1982 starb, hat sie ihren ledigen Bruder bis zu dessen Tod versorgt, auch als sie selbst 1985 an Krebs erkrankte. Von diesem Schicksalsschlag hat sie sich aber wieder gut erholt, inzwischen wohnt sie bei ihrer ältesten Tochter Margret im Haus. „Am nasenweisen Eck“ gegenüber vom Rathaus wird sie gut versorgt und fühlt sich sehr wohl, ihr Schwiegersohn schaut jeden Morgen nach ihr.

Neben der Familie spielen auch die Begegnungen mit anderen Menschen für sie eine große Rolle. Trotz zahlreicher Gebrechen und Einschränkungen müssen die täglichen Spaziergänge mit dem Rollator durch den Flecken sein. „Ein Schwätzchen in Ehren, kann niemand verwehren“, dafür bietet ihr der Rollator alle Möglichkeiten. Anfänglich nicht gewollt ist er für Veronika Raible heute nicht mehr weg zu denken, für sie ist er ihr „bester Freund“ geworden.

Der Schalk sitzt ihr auch heute immer wieder noch im Nacken und die „Vero“ ist im ganzen Ort bekannt und immer für ein Schwätzchen gut. Und ohne ihre Zeitung, die SÜDWEST PRESSE, kann kein Tag starten, weil sie jeden Morgen pünktlich wissen möchte, was in der Welt passiert.

Weihnachten ist für die Jubilarin eine wichtige Zeit, da kommt die ganze Familie zur Bescherung, feiert gemeinsam Weihnachten und schart sich um Oma „Vero“ in der Stube. Ein Brauch, der bis heute währt. Auch wenn sie selbst nicht mehr aufs Feld gehen und ihren Garten bestellen kann, beobachtet sie das Treiben auf den Feldern und im Krautland bis heute und gibt ihre Ratschläge und Erfahrungen weiter.

Seit vielen Jahrzehnten ist Veronika Raible außerdem Mitglied beim VdK-Ortsverband und besuchte immer regelmäßig die Hauptversammlungen im Café Sökler.

Immer für ein Schwätzchen zu haben

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Erstellt:
12.01.2018, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 12.01.2018, 01:00 Uhr

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