Mühlen · Fußball-Entscheidungsspiel

In Überzahl das Spiel vergeigt

Herzogsweiler-Durrweiler führt gegen Seedorf mit 1:0 und bekommt in der zweiten Halbzeit in Überzahl binnen zehn Minuten drei Gegentreffer. Am Ende steht eine 1:4-Pleite für die SG.

13.06.2019

Von Jürgen A. Klemenz

Patrick Stoll (rechts) versucht, den Seedorfer Tom Ritzel zu stoppen.

Patrick Stoll (rechts) versucht, den Seedorfer Tom Ritzel zu stoppen.

Im vergangenen Jahr wurde der Bezirksliga-Vizemeister des Nördlichen Schwarzwalds, die SG Herzogsweiler-Durrweiler, im ersten Entscheidungsspiel zum Aufstieg in die Landesliga verschaukelt. Diesmal brauchte der Gegner keine Unterstützung durch den Schiedsrichter, denn der SV Seedorf erwies sich am gestrigen Mittwochabend vor knapp 800 Zuschauern auf dem Mühlener Sportplatz zu stark für die Elf des scheidenden Trainers Dein Smajovic. Der Ex-Landesligist aus dem Bezirk Schwarzwald gewann mit 4:1 (0:1) und beendete damit frühzeitig den Traum der SG Herzogsweiler-Durrweiler auf den ersten Aufstieg in die Landesliga in ihrer Vereinsgeschichte.

Der SV Seedorf dagegen lebt seinen Traum vom sofortigen Wiederaufstieg weiter und trifft am Sonntag im zweiten Entscheidungsspiel in Gosheim auf Croatia Reutlingen. Der Alb-Vertreter bezwang den Böblingen/Calw-Vizemeister SV Deckenpfronn gestern nach Elfmeterschießen mit 5:3 (2:2).

Umstellung auf Dreierkette

Eine Stunde lang sah es sehr gut aus für den Vertreter des Bezirks Nördlicher Schwarzwald. Die SG Herzogsweiler-Durrweiler führte durch ein tolles Freistoßtor von Dein Smajovic mit 1:0, Seedorf kassierte nach 53 Minuten eine Ampelkarte und in Überzahl hatte die Smajovic-Elf zwei sehr gute Kontermöglichkeiten, die sie leichtfertig vergab. Der Schwarzwald-Vizemeister, der den Titel am letzten Spieltag durch ein Heim-2:2 im Derby gegen Fluorn-Winzeln den bis dahin punktgleichen Tuttlingern überlassen musste, schüttelte sich kurz und stellte auf Dreierkette um. Innenverteidiger und Spielertrainer Tobias Heizmann ging in den Sturm und leitete die Wende ein. Binnen zehn Minuten drehten die von einem lautstarken Anhang angefeuerten zehn Seedorfer zwischen der 67. und 77. Minute den 0:1-Rückstand in eine 3:1 Führung. Fünf Minuten vor dem Ende stellte der überragende Tobias Heizmann durch den 4:1-Siegtreffer das Weiterkommen der Seedorfer sicher.

„Wir haben gewusst, dass der Gegner nach einer Stunde konditionell stark abbaut. Wir haben nach der umstrittenen Ampelkarte umgestellt und auf unser Können vertraut. Denn wir wissen, wozu die Mannschaft imstande ist. Heute hat die klar bessere Mannschaft gewonnen. Lediglich zu Beginn haben wir uns ein bisschen blöd angestellt, aber vor allem in Unterzahl haben wir stark gespielt,“ sagte Heizmann, der durch seine zwei Treffer selbst zum Matchwinner der Seedorfer wurde.

Das mit dem „blöd angestellt“ bezog Heizmann wohl auf den stürmischen Beginn seiner Elf, die mit einem wuchtigen Lattenknaller durch den bulligen Kevin Kitiratschky das erste Ausrufezeichen schon nach 100 Sekunden sendete. Da hätte der A-Junior im Tor der SG, Kevin Stahl, keine Chance gehabt. Immer wieder suchten die Seedorfer den schussgewaltigen Kitiratschky, doch der hatte zum Glück für Herzogsweiler sein Visier schlecht eingestellt. Die SG stand zunächst ziemlich tief und verlegte sich aufs Kontern. So ergab sich auch in der 14. Minute eine erste gute Möglichkeit in einer 2:1-Überzahlsituation, allerdings geriet der Querpass von Wladislaw Weber auf Spielertrainer Dein Smajovic zu ungenau. Die SG befreite sich zusehends vom Anfangsdruck der Seedorfer und hatte in der 20. Minute die nächste gute Gelegenheit durch einen Freistoß von Smajovic, den Seedorfs Keeper Fabian Dittmer nur mit großer Mühe über die Latte lenkte. Dann kam die stärkste Phase der SG: In der 29. Minute spielte Gerhard Melewzik einen Traumpass auf die rechte Seite, wo Filius Sandro des einstigen Dribbelkünstlers Mario Finkbeiner seinen Spielertrainer bediente, der zum Fallrückzieher ansetzte, aber da stand der hinter ihm stehende Tobias Bea einem Torerfolg im Weg. Aber eine Minute später klingelte es im Seedorfer Kasten: Smajovic zirkelte einen Freistoß über die Mauer ins untere Eck, da gab’s für Dittmer nichts zu halten. In der Viertelstunde bis zur Pause hätte die SG das 2:0 nachlegen müssen. Die beste Chance vergab Smajovic, der nach einem Fehler von Innenverteidiger Tobias Bea alleine aufs Tor zustürmte, doch der Lupfer geriet zu niedrig.

Heizmann narrt SG-Abwehr

Nach Wiederanpfiff übernahm erneut Seedorf das Kommando, geriet aber nach der Ampelkarte in der 53. Minute gegen Julian Link etwas aus dem Konzept. In der Folge versäumte es die SG bei zwei vielversprechenden Kontern, das 2:0 zu machen. Stattdessen drehte Seedorf die Partie. Beim 1:1 narrte Heizmann, der dreimal einen Schuss antäuschte, die gesamte SG-Hintermannschaft (67.). Das 1:2 durch Kapitän Christoph Müller roch ganz stark nach Abseits (75.) und nur zwei Minuten später sorgte Kitiratschky mit dem 3:1 für die Vorentscheidung.

Der SG fehlte die Kraft, sich gegen die Niederlage zu stemmen, so stellte Heizmann mit seinem zweiten Treffer den 1:4-Endstand her (85.). „Es langt halt einfach nicht“, sagte SG-Kapitän Benjamin Joswig, der selbst eine gute Partie bot, nach dem erneuten Scheitern auf dem Weg in die Landesliga.

SG Herzogsweiler-Durrweiler: Stahl, Heggenberger, Züfle, Dominik Stoll, Patrick Stoll, Schmid, Joswig, Finkbeiner (75. Gall), Melewzik, Weber, Smajovic.

Jubel in blau: Die Mannschaft des SV Seedorf nach dem Ausgleichstreffer zum 1:1. Bilder: Ulmer

Jubel in blau: Die Mannschaft des SV Seedorf nach dem Ausgleichstreffer zum 1:1. Bilder: Ulmer

„Hab’ mir was anderes gewünscht“

SG-Spielertrainer Dein Smajovic war nach den 90 Minuten gestern dann doch recht enttäuscht. „Ich hätte mir einen schöneren Abgang vorgestellt. Es war jetzt meine dritte Relegation, denn bei der ersten sind wir in die Bezirksliga aufgestiegen. Ich denke, für den Verein war das dreimal eine tolle Geschichte. Es ist schade, dass das heute nicht geklappt hat, denn die Mannschaft hätte sich das verdient gehabt. Die erste Halbzeit hat viel Kraft gekostet. Die Ampelkarte für den Gegner hat uns gar nicht gut getan. Wir haben einen Gang zurückgeschaltet und dem Gegner zu viel Raum gelassen. Dennoch hätten wir bei Kontern das 2:0 machen müssen. Aber dann haben wir nicht mehr ins Spiel zurückgefunden. Dass 2:1 war zwar klar abseits, aber ich will jetzt nicht die Schuld darauf schieben. Seedorf war die reifere Mannschaft. Gratulation zum verdienten Sieg. Somit endet meine Geschichte nach vier Jahren hier bei der SG“, sagte der scheidende Spielertrainer, der beim Aufsteiger in die A 2, dem ASV Bildechingen, angeheuert hat.

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Erstellt:
13.06.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 57sec
zuletzt aktualisiert: 13.06.2019, 01:00 Uhr

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