Vom Zauber der Isländer

Isabelle Köckritz und Jens Füchtenschnieder gründeten den Weitinger Pferdehof mit Hestarkeppni-Konze

Isabelle Köckritz und Jens Füchtenschnieder haben im vergangenen Jahr nach einem pferdegeeigneten Hof gesucht, um ihr neuartiges Konzept Hestarkeppni verwirklichen zu können. Per Zufall stießen die beiden auf den Landwirtschaftshof im Auchtert am Rande von Weitingen, der zu dieser Zeit zum Verkauf ausstand. Die Pferdewirte fühlten sich hier sofort wohl und übernahmen den Hof – inklusive der beiden Hofhunde.

26.03.2016

Von Carolin Wuchter

Mit ihrem Pferdehof haben sich Isabelle Köckritz und Jens Füchtenschnieder einen Traum erfüllt. Bilder: wuc

Mit ihrem Pferdehof haben sich Isabelle Köckritz und Jens Füchtenschnieder einen Traum erfüllt. Bilder: wuc

Weitingen. Isabelle Köckritz und Jens Füchtenschnieder riefen im vergangenen Jahr das Konzept Hestarkeppni ins Leben, die Idee zu diesem Vorhaben hatten sie bereits 2014. Die beiden Pferdeliebhaber entwarfen ein Modell, das sich an den Bedürfnissen der Reiter und ihrer Pferde orientiert. „Übersetzt heißt Hestarkeppni Sportpferd“, erklärt Füchtenschnieder. „Der Fokus liegt jedoch nicht primär auf dem Turniersport, sondern auf guter Qualität der Ausbildung von Pferd und Reiter“, fügt seine Partnerin hinzu.

Im vergangenen Jahr suchten sie nach einem geeigneten Hof für ihre Pferde und stießen dabei auf den ehemaligen Landwirtschaftshof im Auchtert, der damals zum Verkauf stand. „Die Größe und Lage des Hofes sagte uns beiden sofort zu, sodass wir ihn kurzerhand übernahmen, inklusive der beiden Hofhunde“, sagt die Pferdewirtin lachend. Bei der Namensgebung des Hofes ließen sie sich von ihrer Umgebung inspirieren. „Da wir ja nun im Auchtert wohnen, gaben wir dem Hof den Namen ,Islandpferde vom Auchtert’“, erzählt Füchtenschnieder.

Seit Januar sind die Planungs- und Bauarbeiten in vollen Gange. Wo früher einmal der Schweinestall war, sind neue Pferdeboxen entstanden. „Ab nächstes Jahr werden hier rund 36 Pferde Platz haben“, erklärt der Pferdewirt. Der Durchbruch für den Außenbereich geschieht in den nächsten vier Wochen. Eine kleine Longier- und Reithalle wurde ebenfalls in einem weiteren Gebäude untergebracht, ein Reitplatz soll noch folgen. Der Weidegang der Pferde ist den beiden besonders wichtig, daher haben sie viele Koppeln rund um den Hof. Eine Führanlage wird ebenfalls anvisiert.

Jens Füchtenschnieder entdeckte schon im Kindesalter seine Leidenschaft für Pferde. Er sammelte schon früh Erfahrung mit den unterschiedlichsten Pferderassen und Reitweisen. Seit mehr als 30 Jahren ist er mit vielen verschiedenen Pferden im Sport und in der Zucht auf nationalen und internationalen Veranstaltungen erfolgreich – seine bevorzugte Rasse ist jedoch das Islandpferd. „Ich bin eigentlich spontan zum Islandpferd gekommen“, erinnert sich der Turnierreiter. „Ich wurde gefragt, ob ich ein Islandpferd mal reiten möchte und wie ich im Stattel saß, sind wir einfach losgetöltelt“, erzählt Füchtenschnieder schmunzelnd. „Mich packte sofort die Faszination der Gangart Tölt, da der Sitz im Sattel ganz weich und locker ist“, fährt er fort. „Das Islandpferd ist zudem ein sehr ursprüngliches und naturverbundenes Pferd“, erklärt der Züchter weiter, „zu seinen Stärken zählt der eigenständige Charakter.“ Diese besonderen Pferde seien auch in der Lage fast ohne Menschen auszukommen, da sie einen robusten Körperbau haben, erläutert der Pferdewirt, durch ihr dickes Fell könne man gut mit ihnen im Winter arbeiten. Kälte mache ihnen eigentlich nichts aus, da sie diese von Island gewöhnt seien. „Ihr Sozialverhalten unterscheidet sich von vielen anderen Rassen, da sie einen stärkeren Herdenverbund aufweisen“, erklärt der Pferderichter weiter.

2014 wurde Jens Füchtenschnieder mit Runa fra Tröllastadir Deutscher Meister im 250 Meter Passrennen und Mitteleuropäischer Vizemeister im Passrennen mit Keimur fra Votmula und Runa. Er ist gelernter Pferdewirtschaftsmeister und bildet aus, ist nationaler und internationaler Sportrichter, Trainer und Ausbilder sowie internationaler und nationaler Zuchtrichter und Prüfer beim Islandpferde-Reiter und Züchterverband.

„Als Züchter hat man eine große Verantwortung“, fährt er fort. Man müsse schließlich immer die Veränderung der Population im Auge behalten. „Das Stockmaß zum Beispiel hat in den vergangenen 30 Jahren stark zugenommen, aber die Züchter müssen sich auch fragen, wo die Obergrenze liegt. Der Austausch der Züchter ist daher sehr wichtig und wir pflegen regelmäßig den Kontakte zu befreundeten Züchtern in Osterreich, Schweiz, Island und Schweden.“

Isabelle Köckritz studierte Medienmanagement in Stuttgart und arbeitete nach ihrem Abschluss hauptberuflich mit Pferden. Ihren Trainerschein beim IPZV (Islandpferde-Reiter und Züchterverband) absolvierte sie mit Bravour und war bundesweit Jahrgangsbeste. Sie gewann im Jahr 2014 die Deutsche Meisterschaft im Passrennen auf 150 Metern mit ihrem Pferd Konungur von der Krähenweide. Seit 2015 ist sie Kadertrainerin des Jugendkaders Rheinland-Pfalz-Saar. Sie hat mehrere Trainerscheine und Reitabzeichen abgelegt.

Auf ihrem neuen Hof wollen sie nun die Pferdezucht fortführen und in naher Zukunft auch hier auf dem Hof direkt Reiter mit ihren Pferden aus- und weiterbilden. Derzeit geben sie noch externe Kurse auf anderen Höfen. Zu ihrem breitgefächerten Repertoire gehören Lehrgänge, Seminare, Fortbildungen, Reitlehrgänge in allen Gangarten, Dressurlehrgänge, Turniervorbereitungen und Lehrgänge zur Bodenarbeit. Das Züchten ist eine Leidenschaft der beiden. Sie arbeiten daher eng mit einem Gestüt in Island zusammen. Die beiden besitzen mehrere Stuten, Wallache und Hengste. Sieben Fohlen tollen momentan ebenfalls auf ihren Weiden umher. „Diese kommen aber bald nach Frankreich auf eine große Koppel, wo sie gleichaltrige Fohlen kennenlernen können“, erklärt die Kadertrainerin. Nach vier Jahren könne der Einritt der Jungtiere folgen, erzählt sie. „Manche Jungtiere behalten wir und manche werden verkauft oder wir verleihen sie an andere Höfe, wie auch zum Beispiel unsere Hengste.“

Jens Füchtenschnieder besaß früher das Islandpferdegestüt „Mönchhof“ in Moosbronn, am Rande des Schwarzwaldes. Er leitete die Zucht, die Pferdereha, die Pferdepension und den kompletten Reitbetrieb. Vor eineinhalb Jahren veräußerte er den Betrieb mit rund 150 Pferden und einer Landwirtschaft von 140 Hektar. Seine Intention ist das gleiche hier in Weitingen aufzubauen, nur in einem viel kleineren Rahmen. Am Hof arbeitet, neben den beiden Besitzern, Hannah Krieg. Sie wurde von Jens Füchtenschnieder ausgebildet und ist gelernte Trainerin und Pferdewirtin. Die drei arbeiten inzwischen acht Jahre zusammen und sind daher ein eingespieltes Team.

Die Pferdewirte arbeiten nach dem Prinzip: „Geht nicht, gibt‘s nicht!“. „Man muss schauen, was man im positiven Sinne bei Pferd und Reiter verbessern kann“, erklärt Füchtenschnieder. „Der Unterschied besteht darin, dass man nicht danach fragt, was kann das Pferd nicht, sondern danach, was das Pferd gut kann, denn darauf kann man aufbauen.“ Ein häufiges Problem sehen die beiden Pferdetrainer darin, dass die Reiter keine klare Struktur aufweisen und daher nicht konsequent im Umgang mit ihren Pferden sein können.

Am meisten Spaß macht beiden der Umgang mit jungen Pferden. „Man sieht bei ihnen schnell Fortschritte“, erklärt die Pferdewirten lachend, „auch wenn sie manchmal noch ganz viel Blödsinn im Kopf haben.“

Isabelle Köckritz entwickelte zusammen mit ihrem Partner, nachdem sich ihr eigenes Pferd am Knorpel verletzte, ein spezielles Knorpelaufbaumittel. „Der Bedarf an gutem Futter und speziellen Aufbaumitteln nach einer Verletzung ist enorm“, erklärt Isabelle Köckritz, „daher haben wir neun Produkte entwickelt, die für jedes Pferd und jede Rasse geeignet ist.“ „Wir haben diese langjährig an unseren eigenen Pferden getestet und geben sie ihnen regelmäßig, natürlich alles dopingfrei.“

Die beiden sind froh, wenn die ganzen Umbauarbeiten fertig sind. Dankbar sind sie auch für die tolle Unterstützung der Weitinger.

Diese Gangart beherrschen nur die Islandpferde: der Tölt.

Diese Gangart beherrschen nur die Islandpferde: der Tölt.

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Erstellt:
26.03.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 4min 24sec
zuletzt aktualisiert: 26.03.2016, 01:00 Uhr

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