Horb · Abschlussklasse

Jahrgang 2020 nimmt einsam Abschied

Getrennt mussten sie im letzten halben Jahr ihrer Realschulkarriere lernen, getrennt mussten sie ihren Abschied feiern. Strenge Hygiene- und Abstandsregeln machten die übliche ganz große Feier zunichte.

03.08.2020

Von Hans-Michael Greiß

In vier Gruppen wurden den Abschlussklassen ihre Zeugnisse überreicht und auch getrennt gefeiert: die Abschlussklasse 10 B. Bild: Andreas Wagner

In vier Gruppen wurden den Abschlussklassen ihre Zeugnisse überreicht und auch getrennt gefeiert: die Abschlussklasse 10 B. Bild: Andreas Wagner

Verabschiedet sich die Realschule Horb jährlich mit einem rauschenden Ballerlebnis, so war in diesem Jahr alles anders. Nach einer völligen Schulschließung und anfänglich improvisiertem, dann doch professioneller werdendem Fernunterricht nahmen die Lehrer ihren in sechs Jahren ans Herz gewachsenen Schützlingen während der letzten Wochen vor Ort erst die Angst und dann die Realschulprüfung ab.

Schulleiterin Heidrun Linka und ihre Stellvertreterin Stephanie de Zeeuw waren deshalb am wirklich allerletzten Tag dieses verflixten Schuljahres aufs Äußerste gefordert, statt der großen Gemeinsamkeit aller Zehntklässler jeder der vier Abschlussklassen einen feierlichen Abschied zu bereiten.

Die Feiern gerieten zu Klassentreffen mit Eltern, denn nur maximal zwei Begleitpersonen waren nach Voranmeldung zugelassen und die Bewirtung musste ganz ausfallen. Das sonst respektabel aufspielende Schulorchester war zu den musikalischen Beiträgen auf Duette geschrumpft, in der Hohenberghalle gaben der Lehrer Johannes Metzner und die Referendarin Isabell Ruff für die Klassen 10 A und 10 B trotz Gesangs- und Blasmusikverbot die musikalische Note, in der Schulaula übernahmen die Lehrerinnen Anja Heinzelmann und Rebecca Rehfuß diesen Part.

Ab dem 16. März alles anders

So blieb es an dem letzten Tag bei Schulgefühl und einer endenden Klassengemeinschaft, als Linka und de Zeeuw um acht Uhr in der Frühe mit freundlichen Worten ihren einstigen Schülern die Tür ins Leben aufstießen.

Das Leben heiße Veränderung – nichts bleibe, wie es war, gab Linka in ihrer Rede zu bedenken. Im eigenen Erleben war ab dem 16. März alles anders. Kurz vor den schriftlichen Abschlussprüfungen hieß es „Schule zu!“ Die Alltagssprache erweiterte sich um Begriffe wie Abstands- und Hygieneregeln, Mund- und Nasenschutz, Coronapandemie, Prüfungsverordnung, RKI und vieles Verwirrende mehr. Die Challenge von Ungewissheit, Ängsten und Bedenken hätten alle mit Mut und Zuversicht angenommen und die Krise gemeistert. Die Klasse 10 A mit bilingualem Zug habe gleich zwei Schulbeste hervorgebracht, dazu erhalte Jan Ruggaber den Sparkassenförderpreis für seine Fremdsprachenleistungen. So jung bereits krisenerprobt empfahl Linka in Anlehnung an den österreichischen Dichter Ernst Ferstl, die Steine auf dem Lebensweg wegzuräumen und Brücken daraus zu bauen.

Konrektorin Stephanie de Zeeuw griff zur Metapher der Seefahrt, denn so isoliert wie auf einer einsamen Corona-Insel hätten sich viele gefühlt, um jetzt auf der Trauminsel der Mittleren Reife im Meer des Lebens zu landen.

Dorthin habe sie die Realschule als ein solides Schiff mit einer verlässlichen Crew gebracht. Stürme und Flauten habe man gemeinsam gemeistert, bis dann, ausgerechnet am Freitag, dem 13. März, das Schiff krachend auf einer Untiefe auflief. Unter dem Kommando der Schulleitung habe man aber das Schiff wieder flott bekommen und beherzt nach Kompass den Kurs auf den Zielhafen ausgerichtet. Die Prüfungsvorbereitungen in heimischer Isolation seien zur mitunter zur Wasserbüffelei geraten, die Internet-Kontakte durchaus Flaschenpostsendungen vergleichbar gewesen.

Mit augenzwinkernden Rückblicken erinnerten die Klassenlehrer Anita Engler, Matthias Lenz, Damaris Scheerer und Jennifer Wagner an amüsante und wehmütige Momente der überwundenen Schulzeit. Marion Steiner und Tanja Kieferle beleuchteten die Elternperspektive an dieser markanten Wegmarke, die das gewohnte Familienleben gründlich verändere.

Die Schülersprecher Jette Wollschläger und Dustin Gieseke sprachen ihren Lehrern Dank für das Gelernte und Respekt vor dem mitmenschlichen Umgang miteinander aus und ihren scheidenden Schulkameraden Mut für die Zukunft zu.

Die Abschlussklasse 10D Bild: Andreas Wagner

Die Abschlussklasse 10D Bild: Andreas Wagner

Die Abschlussklasse 10 C. Bild: Realschule Horb

Die Abschlussklasse 10 C. Bild: Realschule Horb

Die Abschlussklasse 10A Bild: Realschule Horb

Die Abschlussklasse 10A Bild: Realschule Horb

Die Preisträger und Belobigten

31 Schüler erhalten einen Preis: Felix Moster, Jan Ruggaber, Jonas Saiber, Azra Yade Özcelik, Jonas Braun, Sophie Karoline Blank, David Kneißler, Marie Graf, Celina Kaupp, Lukas Kuhn, Vanessa Breisinger, Daniel Novak, Fabian Schmider, Nico Schneider, Laura-Sophie Brenner, Anika Zeller, Dustin Gieseke, Kevin Köhler, Simon Kläger, Louis Singer, Sina Schetter, Romario Bailer, Benjamin Flaig, Anna Schneiderhan, Jonas Ehreiser, Sandra Pustelnik, Niklas Brenner, Marius Schmid, Lea Singer, Davis Stebner und Lena Lutz.

35 Schüler erhalten eine Belobigung: Manuel Jung, Yannick Potschien, Jennifer Burikin, Jette Wollschläger, Samy Bahmou, Katharina Fritz, Marina Kreidler, Josip Stojcevic, Simon Walz, Jasmina Hertkorn, Maik Oehme, Katharina Meintel, Tim Steiner, Mara Wollschläger, Melisa Kanyilmaz, Asli-Nzmiye Kop, Leonie Wössner, Manuel Stickel, Maria-Cristina Rusu, Hashir Ahmad Gondal, Dennis Beck, Havva Mihriban Aydin, Yadenur Atik, Carolin Kreidler, Julia Tuffentsammer, Jana Züfle, Joschua Culjak, Luis Marquardt, Alexandre Costa, Leon Rico Götz, Maximilian Peters, Jonas Rauschenberger, Nico Schüssler, Sabrina Renz und Kennedy Batalon.

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Erstellt:
03.08.2020, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 10sec
zuletzt aktualisiert: 03.08.2020, 01:00 Uhr

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