Fußball

Joachim Löw und die zwei Extrem-Jobs

Nur vier Länderspiele bleiben dem Bundestrainer, um eine Turniermannschaft für die kommende Europameisterschaft zu formen. Erstmal wird das DFB-Urgestein allerdings 60 Jahre alt.

02.01.2020

Von SID

Trainer Joachim Löw steht vor einem Jahr, das riesige Herausforderungen bieten wird. Foto: Andreas Gebert

Trainer Joachim Löw steht vor einem Jahr, das riesige Herausforderungen bieten wird. Foto: Andreas Gebert

Joachim Löw erlebt als Bundestrainer gerade die „schrecklichste Zeit“. Bei aller Vorfreude auf die Fußball-EM im Sommer: Die lange Winterpause der Nationalmannschaft nervt den 59-Jährigen. Es gäbe aktuell so viel anzupacken bei einem Team, das er nach dem WM-Desaster 2018 radikal umgekrempelt hat. „Vier Monate Pause tun unserer jungen Mannschaft gar nicht gut“, sagte Löw, der weiß, dass er beim nächsten Turnier wieder liefern muss. Einen weiteren Vorrunden-K.o. würde ihm auch im DFB wohl niemand mehr verzeihen – trotz eines Vertrages bis zur WM 2022.

Löw muss ein talentiertes, aber unfertiges Ensemble um die beiden Weltmeister-Routiniers Manuel Neuer (33) und Toni Kroos (29) bei dem Lehrgang im März sowie vom 26. Mai an im Trainingslager in Seefeld in kürzester Zeit zu einer funktionstüchtigen Turniermannschaft formen.Vier Testspiele müssen dafür vor dem EM-Ernstfall am 16. Juni gegen Frankreich ausreichen. „Die wenigen Spiele und die kurze Zeit bis zum Turnier müssen wir nutzen“, sagte Kroos, mit 96 Länderspielen der erfahrenste Akteur. „Wir dürfen in der Vorbereitung kein Prozent liegenlassen“, mahnte auch DFB-Direktor Bierhoff.

Löw hat in den bislang sechs Länderspielen der EM-Saison 25 Spieler eingesetzt, darunter die Neulinge Robin Koch, Luca Waldschmidt (beide SC Freiburg), Nadiem Amiri (Bayer Leverkusen), Suat Serdar (Schalke 04) und Niklas Stark (Hertha BSC). Manches war so gewollt, vieles aber auch erzwungen. „Wir waren gebeutelt von wahnsinnig vielen Verletzungen“, klagte Löw. Daraus leitet sich fast zwangsläufig sein Neujahrswunsch ab: Keine weiteren Verletzten mehr.

Eine funktionierende Achse konnte sich in der am Ende souveränen EM-Qualifikation mit dem Gruppensieg vor Holland weder bilden noch einspielen. Manuel Neuer im Tor, Joshua Kimmich und Toni Kroos im Mittelfeld, dazu der bei Löw immer spielende und fast immer auch treffende Serge Gnabry im Angriff sind aktuell die EM-Fixpunkte.

Löw muss hoffen, dass Abwehrchef Niklas Süle und Angreifer Leroy Sané nach Kreuzbandrissen rechtzeitig fit werden. Oder dass ein Timo Werner im DFB-Trikot so wertvoll wird, wie es der beste deutsche Bundesliga-Torschütze (18 Treffer) im Trikot von RB Leipzig ist.

Die Heim-EM 2024 nannte Löw zuletzt immer wieder als Fernziel. Auch für sich selbst? Der ewige Bundes-Jogi wird am 3. Februar 60 – der zweite Extrem-Job. Und er macht sich vor diesem runden Geburtstag durchaus Gedanken. „Trainer mit 70? Das halte ich für undenkbar“, sagte er.

Seine Zukunft als Bundestrainer macht Löw auch von der weiteren Entwicklung der Nationalelf abhängig. „Als Trainer verfolge, beachte und durchdenke ich auch die Entwicklungsschritte einer Mannschaft. Der nächste Gedanke geht für mich bis zur EM“, sagte Löw, auch wenn sein aktueller Bundestrainer-Vertrag bis zur nächsten WM Ende 2022 läuft: „Ich denke jetzt nicht an Katar. Es geht jetzt um eine gute Turniervorbereitung und eine gute EM. Das ist das Ziel – und nicht, was danach kommt.“ sid

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02.01.2020, 06:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 02.01.2020, 06:00 Uhr

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