Das Mittwochs-Interview

„Keine Frage, es gibt Berührungsängste“

Fußball oder Futsal in der Halle? WFV-Futsal-Experte José Macias räumt mit Futsal-Vorurteilen auf und erklärt, dass der Verband weiter Aufklärungsarbeit an der Basis leisten muss. In Zukunft soll flächendeckend Futsal gespielt werden – allerdings nicht ruckartig.

17.01.2018

Von Sascha Eggebrecht

Bei der Nagolder Stadtmeisterschaft wird Futsal gespielt. Auf diesem Bild ist eine Szene aus dem Spiel Gündringen (blau) gegen den VfL Hochdorf aus dem Jahr 2015 zu sehen. Bild: Ulmer

Bei der Nagolder Stadtmeisterschaft wird Futsal gespielt. Auf diesem Bild ist eine Szene aus dem Spiel Gündringen (blau) gegen den VfL Hochdorf aus dem Jahr 2015 zu sehen. Bild: Ulmer

SÜDWEST PRESSE: Herr Macias, in Horb und Empfingen wird statt Futsal auf Kunstrasen mit Rundumbande gespielt. Warum erhalten diese Turniere vom WFV eine Ausnahme?

José Macias: Beide Turniere sind keine offiziellen Wettbewerbe des WFV, bei denen komplett nach Futsal-Regeln gespielt wird. Bei Turnieren auf Kunstrasen darf aufgrund des Sprungverhaltens mit dem normalen Fußball gespielt werden. Und bei allen übrigen Hallenturnieren ist unsere einzige verbindliche Vorgabe der Futsal-Ball, nicht das komplette Futsal-Regelwerk.

In Horb und Empfingen hat es kritische Stimmen zum Futsal gegeben. Stichwörter: Zu wenige Tore, daher auch nicht attraktiv für die Zuschauer. Können Sie die Kritik verstehen?

Wir nehmen diese Töne natürlich wahr. Ich kenne aber auch ganz andere Stimmen. Im Jugendbereich fallen tendenziell weniger Tore. Das hat mit der Schusstechnik zu tun. Es gibt konkrete Überlegungen, hier einige Anpassungen vorzunehmen. Im Aktivenbereich kann ich eine Torarmut bei den Spielen nicht sehen. Da höre ich von Akteuren auch immer, dass sie das Spiel und vor allem den Ball mögen. Im Gäubote stand als Überschrift ein Zitat eines Spielers, der zum Futsal-Ball sagt: ,Ich liebe es, damit zu spielen!‘

Muss der WFV aber dennoch weitere Aufklärungsarbeit in Sachen Futsal betreiben? Es scheint ja so, als hätten die Fußballer Angst vor dieser Art des Fußballspiels?

Keine Frage, es gibt noch Berührungsängste. Weniger seitens der Aktiven als vielmehr bei den Veranstaltern. Spieler und Trainer, die zum ersten Mal mit dem Futsal-Ball in Berührung kommen, sind oft positiv überrascht. Daher müssen wir weiter werben, um auch die Kritiker zu überzeugen.

Wäre es aber nicht konsequenter
in der Halle nur Futsal spielen zu
lassen?

Das Fernziel ist auf jeden Fall, den Futsal auf eine möglichst breite Basis zu stellen. Allerdings nicht mit Gewalt. Wir werden mit Bedacht vorgehen und dort, wo es sinnvoll ist, gemeinsam mit den Turnierausrichtern eine Lösung finden. Noch einmal: Einzige verbindliche Vorgabe ist bisher der Futsal-Ball.

Welche Vorteile sieht der WFV im Futsal?

Die Spieler müssen viel schneller agieren. Dieses hilft ihnen auch auf dem Feld, wenn eine schnellere Auffassungsgabe beim Umschaltspiel gefordert ist. Dadurch verbessert sich auch das Kombinationsspiel. Einziger Nachteil für technisch schwächere Spieler ist es, dass die Bande als Mitspieler fehlt.

Wieso folgt der WFV überhaupt so hartnäckig der Vorgabe?

Wir halten uns an die internationalen Richtlinien. Futsal wird sich in Deutschland etablieren. Es wird auch irgendwann eine Futsal-Bundesliga und eine U19-Nationalmannschaft geben.

Steht Ihnen im Bezug auf Futsal in der Halle das Turnier im Glaspalast in Sindelfingen im Weg? Ganz nach dem Motto: Dort Hallenfußball spielen zu lassen und von allen anderen Futsal zu verlangen. Geht ja nicht.

Wir behandeln grundsätzlich
alle traditionellen Hallenturniere gleich. Wir haben in den vergangenen Monaten den
Dialog gesucht und uns intensiv mit den Organisatoren ausgetauscht.

Sollte aber ein Fußball-Verbot in
den Hallen kommen, wollen die
zum Beispiel die Horber ihre Stadtmeisterschaft als Privatturnier
weiter mit der Rundumbande und Kunstrasen austragen. Geht das
so einfach? Vor allem dürfte es mit dem Versicherungsschutz Probleme geben.

Das geht nicht natürlich nicht so einfach. Nach unseren Ordnungen muss grundsätzlich jedes Turnier genehmigt werden, es sei denn es handelt sich um ein reines Freizeitturnier für Hobbymannschaften. Dafür werden dann auch keine Schiedsrichter eingeteilt. Wird ein Turnier ohne Genehmigung durchgeführt, kann dies jedenfalls mit einer Geldstrafe sanktioniert werden. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass es dazu kommen wird. Wir werden auf jeden Fall miteinander sprechen müssen.

Haben Sie daher auch keine Befürchtungen, dass es eine „Wilde Liga“ geben könnte? Sprich viele selbst organisierte Turniere.

Eine ,Wilde Liga‘ sehe ich nicht kommen. Es gibt besonders beliebte Traditionsturniere, aber daneben ist die Anzahl der Hallenturniere in der Winterpause insgesamt rückläufig. Spieler und Vereinsfunktionäre sind beruflich immer stärker gefordert und verbringen die fußballfreie Zeit lieber mit der Familie.

José Macias

José Macias

Zur Person

José Macias ist WFV-Mitarbeiter in der Abteilung Spielbetrieb. Er ist 42 Jahre alt und lebt in Asperg. Marcias ist verheiratet und hat ein Kind. Der Ex-Fußballer hat unter anderem für die Amateure des VfB Stuttgart (damals Regionalliga Süd = 3. Liga) und beim SV Sandhausen gespielt und ist absoluter Futsal-Experte erster Stunde.

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Erstellt:
17.01.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 07sec
zuletzt aktualisiert: 17.01.2018, 01:00 Uhr

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