Glatt · Kunst
Kleiner Raum für großen Künstler
Norbert Stockhus hat jetzt ein Ausstellungszimmer im Kultur- und Museumszentrum Schloss Glatt. Das beeindruckendste der Exponate ist das Glatt-Bild.
Zugänglich ist der Raum im zweiten Stock des Glatter Wasserschlosses bereits, offiziell eröffnet wurde das neue Zimmer mit Werken ausschließlich von Norbert Stockhus bislang noch nicht. Auf Anfrage zeigte der Glatter Maler der Presse am gestrigen Dienstag die kleine, aber feine Ausstellung mit insgesamt acht Exponaten.
Den Anstoß hatte Kreisarchivar Berhard Rüth bereits 2018 gegeben. Doch zunächst musste die Galerie umgestaltet und saniert werden: Den ehemaligen „Kunst-Raum Sulz“, den Stockhus sich bislang mit Werken von Bauernfeind, Heinzelmann, Kälberer, Fendrich und Neuner-Duttenhofer teilte, darf der führende Künstler jetzt allein belegen. „Ich bin stolz und fröhlich, dass sowas nur für mich eingerichtet wurde“, sagte der 72-Jährige. Die Maler- und Verputzarbeiten übernahm Bernhard Schneider, ein Fachmann aus Glatt. Eigentlich war eine Vernissage geplant, doch diese fiel bislang Corona zum Opfer.
Dominiert wird das Stockhus-Zimmer vom Glatt-Bild, mit zwei auf 1,30 Metern zugleich das größte Exponat. Im Auftrag der Stadt Sulz – und anlässlich seines 70. Geburtstags – erstellte Norbert Stockhus die Ortsansicht seiner Wahlheimat 2018/19 in Rekordzeit. „Zu Glatt habe ich einen besonderen Bezug“, begründete der gebürtige Lemgoer, der seit 40 Jahren in dem Sulzer Stadtteil lebt.
Skulptur und Farbradierungen
In guter Erinnerung behalten hat der Maler auch, wie das Portrait von Paul-Eberhard Schwenk entstand. Der Besitzer von Schloss Haigerloch teilte Stockhus’ Leidenschaft fürs Bogenschießen, weshalb der Künstler Pinsel, Radiernadel und Buntstifte als Pfeile gestaltet hat, die eigene Hand lugt durch eine Schießscharte ins Bild. Das Werk mit dem Titel „Dialog“ befindet sich im Besitz der Familie Schwenk, die es dem Kultur- und Museumszentrum aber als Dauerleihgabe überlassen hat.Rechts daneben an der Wand hängt mit „Quellberg“ ein weiteres Großformat, entstanden 1992. Dieses Bild hat Rüth ausgewählt. Dass sich in der buschigen Landschaft frivol dargestellte Elemente verstecken, wie manche Betrachter dem Künstler unterstellt haben, lässt sich aber nur bei genauem Hinsehen entdecken.
Wesentlich deutlicher zu erkennen sind die verschlungenen Straßen, Brücken und Tunnels, die in dem Gemälde „Teststrecke“ eine Wüstenei durchziehen. Was das Werk nachträglich zu etwas Besonderem macht, ist dass das Bild lange vor der 2011 geführten Diskussion um den Bau einer Daimler-Teststrecke auf der Mühlbachebene entstand. „Ich scheine manchmal eine gewisse Vorahnung zu haben“, kommentiert Stockhus dies schmunzelnd. Den 2022 geplanten Kreisverkehr an der Kreuzung zwischen L409 und L424 hatte der Maler ebenfalls schon 2009 vorhergesehen (wir berichteten am 15. Oktober).
Ein weiteres Exponat aus der „Ghetto“-Reihe zeigt Stockhus’ Faible für archäologische Funde und alte Gebäudereste.
Von den raren Skulpturen steht im Turmzimmer – wie bislang schon als Teil des „Kunst-Raums Sulz“ – die 2000 aus gebranntem Ton erstellte Säule mit dem Titel „Don’t touch“. Ein weiteres von nur drei Exemplaren befindet sich ebenfalls in Privatbesitz auf einer Finca an der Costa Blanca.
In einer Vitrine können Stockhus-Fans die zwei Farbradierungen „Stapel“ und „Murmeln“ bewundern, beide 1987 entstanden und im Besitz des Landratsamts.
Eine Tafel mit dem Lebenslauf des Künstlers sowie die Beschriftung einiger Bilder fehlen noch.
Darum kann Norbert Stockhus sich aber vorerst nicht kümmern: Der Maler ist mit den Stadtbildern von Bad Saulgau und Schiltach sowie drei Werken für die Ausstellung des Kunstvereins Oberer Neckar, die am 22. November in Horb eröffnet wird, vollauf beschäftigt.