Der Staat als Dealer

Kommentar zur Erhöhungder Tabaksteuer

In der Ökonomie gibt es den anschaulichen Begriff der Elastizitäten.

12.06.2021

Von Guido Bohsem

Ein Produkt gilt als besonders elastisch, wenn Verbraucher bei kleinen Preiserhöhungen deutlich weniger davon kaufen. Zigaretten zum Beispiel gelten als sehr inelastisches Produkt, weil der Konsument davon körperlich und psychisch abhängig ist. Eine Preiserhöhung macht aus einem Raucher also einen ärmeren Raucher, aber keinen Nichtraucher. Seine Gier nach dem Nikotin-Kick wiegt einfach schwerer als der höhere Preis.

Schlimmer wird der Effekt, wenn der Preis für Zigaretten lediglich in kleinen Schritten und über einen langen Zeitraum hinweg angehoben wird. Dann gleicht die Elastizität der eines T-Trägers aus Stahl. Genau das aber hat die Koalition beschlossen: Steuererhöhungen bis 2026 zunächst in zehn- und später in 15-Cent-Schritten. Vier Milliarden Euro im Jahr bringt das an Zusatzeinnahmen, gesundheitspolitisch bringt es wenig bis nichts. Das nährt den Verdacht, dass die Koalition vor allem am Geld interessiert ist und nicht an der Gesundheit der Raucher, von denen jedes Jahr 127?000 sterben. Zugespitzt könnte man sagen, der Staat verhält sich wie ein Drogendealer.

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Erstellt:
12.06.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 31sec
zuletzt aktualisiert: 12.06.2021, 06:00 Uhr

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