Fußball-Tourismus

Kritik als zusätzliche Trainingseinheit

Der FC Bayern reist erneut nach Katar – die Politik mischt sich ein.

02.01.2020

Von DPA

München. Die umstrittene Reise beginnt am Samstag. Bereits zum zehnten Mal fliegt der FC Bayern München zur Vorbereitung auf die Bundesliga-Rückrunde für eine Woche (bis 10. Januar) nach Katar, und zum wiederholten Male steht der Rekordmeister dafür in der Kritik. Nicht zuletzt bei den eigenen Anhängern. „Und wieder fliegen mit Kafala Airways die Menschenrechte davon!“, stand etwa auf einem Banner, das jüngst in der der Arena hing.

„Kafala“ bezeichnet das umstrittene Bürgschaftssystem, das vor allem in den arabischen Golfstaaten das Arbeits-, Aufenthalts- und Familienrecht regelt. Ihm unterworfen sind nicht zuletzt die zahlreichen Arbeitsmigranten aus anderen Ländern, die in der vom Islam und der Scharia geprägten absoluten Monarchie unter anderem die Stadien für die Endrunde der Fußball-WM 2022 errichten. Organisationen wie Human Rights Watch oder Amnesty International haben das Land dafür immer wieder kritisiert.

„Noch immer leben und arbeiten viele Arbeitsmigranten unter erschwerten Bedingungen.“, sagte Regina Spöttl, Katar-Expertin bei der Menschenrechtsorganisation Amnesty International Deutschland. Es stehe Amnesty aber nicht zu, unter anderem Sportvereine, die auch Wirtschaftsunternehmen sind, für wirtschaftlich orientierte Partnerschaften oder eine Zusammenarbeit mit katarischen Firmen zu kritisieren.

Allerdings hätten „Funktionäre und Spieler von Sportvereinen wie dem FC Bayern meist Zugang zu hochrangigen Entscheidungsträgern und könnten diese Chance ergreifen, ihre Prominenz und ihre Vorbildfunktion zu nutzen, um Menschenrechtsverletzungen anzusprechen und einzufordern“, sagte Spöttl.

Die Bayern behaupten seit Jahren, sie führten vor Ort stets gute und vertrauensvolle Gespräche mit ihren Partnern. Immerhin: Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge sagte auf der jüngsten Jahreshauptversammlung: „Wir haben erreicht, dass sich viele Dinge verändern durch den Fußball.“ dpa

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Erstellt:
02.01.2020, 06:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 02.01.2020, 06:00 Uhr

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