Tourismus

Kurbähnle reist nach Sardinien

Die blau-gelbe Bahn ist Vergangenheit. Grün-weiß ist künftig angesagt. Anekdoten über die alte Waldbahn, der Farbtupfer im Stadtbild.

22.06.2018

Von Hannes Kuhnert

Das blau-gelbe Freudenstädter Kurbähnle fährt künftig auf Sardinien. Bilder: Kuhnert

Das blau-gelbe Freudenstädter Kurbähnle fährt künftig auf Sardinien. Bilder: Kuhnert

Irgendwie gehörte das blau-gelbe Kurbähnle zum Stadtbild von Freudenstadt. Es tuckerte durch die Straßen, zum Stadtbahnhof, auf den Marktplatz, zum Lauferbrunnen oder auf
den Kienberg. Künftig werden sich die Freudenstädter umgewöhnen müssen. Das neue Kurbähnle ist grün-weiß,und wesentlich stärker und wendiger als sein Vorgänger. Das alte wird eine weite Reise antreten und rollt künftig auf Sardinien.

„Es war höchste Zeit für ein neues Bähnle“, sagt Carola Broermann. Die Zugmaschine hat viele tausend Kilometer geleistet und schwächelt. Die Familie Broermann ist Teilhaberin einer privaten Gesellschaft, die das Kurbähnle betreibt. Es wird einiges neu sein beim grün-weißen Bähnle, das schon seit drei Tagen unterwegs ist. Die Fahrtroute wird für die Fahrgäste mit einem vorbereiteten, von einem Profi gesprochenen Standardtext über Lautsprecher erläutert.

Neue könnte Waldbahn heißen

Das Bähnle wird an den Seitenwänden statt Reklame das Stadtwappen tragen. Und es wird – vermutlich – einen neuen Namen bekommen. „Kurbähnle ist nicht mehr zeitgemäß“, sagt Broermann. Sie schlägt als neuen Namen „Waldbahn“ oder „Waldbähnle“ vor. So neu ist dieser Name allerdings auch nicht, schon vor 50 Jahren schnaufte ein Waldbähnle durch die Stadt und stand sogar unter diesem Namen im Telefonbuch. Die neue Bahn, sie wird auch künftig von Karl-Heinz Mönch gelenkt, soll demnächst offiziell vorgestellt werden.

Es ranken sich viele Geschichten und Anekdoten um die verschiedenen Fahrzeuge des Kurbähnle, das nach energischem Betreiben von Maria Broermann seit 1961 in Freudenstadt unterwegs ist. Sie gründete mit Siegfried Klaus, Ernst Luz, Fritz Klumpp und Karl-Heinz Katz die Gesellschaft Broermann, Katz & Co., um die Bahn zu betreiben. Sie sollte den Weg in den Parkwald erleichtern. So ist es in alten Dokumenten zu lesen. Die Zugmaschine war ein umgebauter Porsche, den Josef Sepp Hafner 30 Jahre lang steuerte.

„Das Bähnle war sein Leben“, erinnert sich Carola Broermann, die als Mädchen in vielen Sommerferien neben Hafner Runde um Runde durch die Stadt und den Wald mitgefahren ist. Ihr Bruder Michael durfte kassieren und Neffe Wolfgang Kemme wollte von Beruf „Bähnlesfahrer“ werden. Nach über 60000 Rundfahrten hieß es Abschied nehmen von der alten Waldbahn. Sie wurde ersetzt von der Tschu-Tschu-Bahn, die in dieser oder ähnlicher Ausführung in vielen Städten rollt – am Fuß des Fudschijama ebenso wie im Disneyland bei Paris oder in Baden-Baden.

Die Betreibergesellschaft ist mit den Jahren nahezu unverändert in die nächste Generation übergegangen. Das Bähnle fährt auch künftig vom 1. Mai bis Ende Oktober in Abstimmung mit der Freudenstadt Tourismus im täglichen Linienverkehr und kann nach wie vor für Sonderfahrten gebucht werden.

C. Broermann

C. Broermann

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Erstellt:
22.06.2018, 10:32 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 20sec
zuletzt aktualisiert: 22.06.2018, 10:32 Uhr

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