Horb · Bildung

Lernen, was man lernen will

Die Freie Alternativschule Horb (FASH) nimmt Form an: Beim Treffen im Digital Hub ließen sich Interessierte und Unterstützer das Konzept zeigen.

24.10.2019

Von Mathias Huckert

Dietmar Urban stellte zusammen mit Dennis Pallentin und Tilly Laaser das Konzept für die Freie Alternativschule Horb vor.Bilder: Karl-Heinz Kuball

Dietmar Urban stellte zusammen mit Dennis Pallentin und Tilly Laaser das Konzept für die Freie Alternativschule Horb vor.Bilder: Karl-Heinz Kuball

Die Kinder reden vom eigenständigen Lernen: „Du tust das Ganze für dich selbst, nicht für die Lehrer und nicht für deine Eltern“, sagt eines der Mädchen. Als der Trailer zum Schulkonzept der Alternativschule an die Wand im Digital Hub in Horb geworfen wird, schauen etwa ein Dutzend Interessierte gebannt zu. Von einer Schule ohne Noten und Hausaufgaben ist da die Rede, vom selbstbestimmten Lernen und dem würdevollen Umgang mit dem eigenen Umfeld.

Wie das „Startup im Bildungssektor“ konkret aussehen soll, erklärten Initiator Dietmar Urban, Berufsschullehrer Dennis Pallentin und – neu an Bord und gerade erst nach Rexingen gezogen – Tilly Laaser am Dienstagabend ihren Gästen. Sozialpädagogin Johanna Haiss, die das Projekt zusammen mit Urban und Pallentin angestoßen hatte, arbeitet inzwischen an der Freien Alternativen Schule in Tübingen.

Nach einem Besuch an der Freien Schule in Brigach bei Sankt Georgen hatten sich die Urban, Pallentin und Laaser an ein Konzept für die neue Schule in Horb gemacht. Im Zentrum soll der Mensch stehen. Die Schwerpunkte der FASH werden Technologie und Natur sein – auch weil das für die Schulgründung laut Ministerium Voraussetzung sein wird. Urban, selbst Unternehmer in der IT-Branche, spricht von der „digitalen Mündigkeit“, die man den Schülern vermitteln will. Der Naturaspekt lasse sich etwa durch einen schuleigenen Garten in das Konzept implementieren, sagt Laaser.

Freiwilliges Lernen im Alltag

Der Unterricht an der FASH soll von 8.30 Uhr bis 14.30 gehen. Ein Schwerpunkt liegt auf der Arbeit in Lerngruppen, anschließend sollen Spiel- und Projektgruppen gebildet werden, bei denen die Schüler selbst entscheiden, was sie lernen möchten. Man bewegt sich weg von den klassischen Schulfächern – stattdessen setzt man auf anwendungsbezogenes Lernen in verschiedenen Bereichen wie Gesellschaft, Mensch, Kultur oder Wirtschaft.

Was abstrakt klingt, macht Dennis Pallentin an einem Beispiel deutlich. Wird mit den Kindern etwa gekocht, so lernen sie währenddessen etwas über Mathematik, etwa beim Einteilen der Zutaten und schulen zugleich ihr Verantwortungsbewusstsein, etwa wenn anschließend abgespült wird. In jedem Halbjahr soll es Feedback-Gespräche anstelle von Noten geben.

Starten will man an der FASH mit zwei Lehrpersonen: einem Lernbegleiter und einem Lehrer. Beide würden rund 20 Schüler betreuen, die im Schuljahr 2020/2021 den Anfang machen. Urban stellt klar: „Der Wille ist wichtiger als das zweite Staatsexamen.“ Vorstellbar sind auch Ehrenamtliche, die Projekte mitgestalten, oder FSJler. Im März soll die Bewilligung für die Schule spätestens erfolgen. Die Initiatoren sind guter Dinge: Mehr als 350 Arbeitsstunden haben die Gründer in das Schulkonzept gesteckt, Horbs Oberbürgermeister Peter Rosenberger und Bürgermeister Ralph Zimmermann zeigen sich begeistert von der Idee. Im November sollen der Verwaltungs- und Technischen Ausschuss und der Gemeinderat mehr erfahren. Wenn alles klappt, öffnet die FASH im kommenden Sommer ihre Pforten. Das soll erstmal im Kleinen geschehen, etwa in einer zentral gelegenen Wohnung in Horb.

Um die Schule zu finanzieren, die als gemeinnützige GmbH strukturiert sein wird, sind die Schulgründer auf Stiftungsgelder, Spenden und Kooperationen mit lokalen Unternehmen angewiesen. Der monatliche Beitrag für das Schulgeld ist bei 150 Euro angesetzt, das Gehalt der Lehrpersonen orientiert sich am Lohn staatlich beschäftigter Grundschullehrer. Dietmar Urban weiß: „In den ersten drei Jahren werden wir ums Überleben kämpfen.“ Den Grundstein für einen Sieg in diesem Kampf hat die FASH bereits gelegt.

Die Vorstellung des Schulkonzepts stieß in Horb auf Interesse.

Die Vorstellung des Schulkonzepts stieß in Horb auf Interesse.

Stammtisch zur FASH

Unterstützer der FASH können künftig an einem zweiwöchentlichen Stammtisch immer donnerstags um 19 Uhr im Digital Hub teilnehmen. Informationen und Kontakt unter www.fab-horb.de

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Erstellt:
24.10.2019, 01:05 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 24.10.2019, 01:05 Uhr

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