Tübingen

Machen ist krasser

Soll man bei vielem im Haushalt – vor allem in der eigenen Küche – selbst Hand anlegen oder lieber Profis vertrauen? Im „Übrigens“ vom 4. Januar schlug sich Katrin Löffler eindeutig auf die Seite der Letzteren („Respekt, wer’s selber macht? Ich denke nicht“).

08.01.2020

Von Christian-Rainer. Weisbach, Tübingen

Im „Übrigens“ entsteht der Eindruck, dass Kathrin Löffler keine Freude beim Selbermachen empfinden kann. Wie schade, mit so einer Sichtweise dem Leben zu begegnen und – wie sie schreibt – nur Verachtung für Eigenproduktion zu haben. Dagegen hege ich Bewunderung für alle, die ihren Kuchen selbst backen oder ihren Pullover selbst stricken, statt diese zu kaufen, die selbst musizieren, statt ins Konzert zu gehen oder ums Tor kämpfen, statt beim Fußball nur zuzuschauen.

Machen ist nicht nur krasser als wollen, wer selber produziert, bestimmt auch die Qualität.

Selbstredend erzeugen gewerbliche Profis Qualitätsprodukte und gleichzeitig sind sie wirtschaftlichen Rahmenbedingungen unterworfen, die es ihnen schwer machen, höchste Qualität bei konkurrierenden Preisen auf den Markt zu bringen. Rechne ich bei meinem selbst erzeugten Gemüse Arbeitszeit und Rohstoffe zusammen, kostet jede Mahlzeit mindestens 20 Euro, und beim selbstgemachten Bier müssten 10 Euro für den Liter hingelegt werden. Doch wer selbst produziert, tut dies nicht nur aus Kostenersparnis, sondern weil es Freude bereitet. Diese Freude kann sogar ansteckend sein. So wünsche ich Kathrin Löffler, dass sie nicht nur Spaß beim Konsumieren hat, sondern irgendwann entdeckt, wie beglückend und verbindend Eigenproduktion sein kann.

Darüber hinaus tragen alle ,Selbermacher‘ dazu bei, dass altes Wissen und handwerkliches Geschick nicht verloren gehen und sowohl Individualität als auch Vielfalt erhalten bleiben.

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Erstellt:
08.01.2020, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 41sec
zuletzt aktualisiert: 08.01.2020, 01:00 Uhr

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