Tübingen

Mehr als Plexiglas

Zertrümmert wurde die Gedenktafel auf dem Jakob-Stotz-Platz in Mössingen. Der Glasermeister und spätere stellvertretende Bürgermeister war 1933 einer der Anführer des Generalstreiks gegen die Machtübernahme der NSDAP (8. Januar, Steinlach-Bote).

11.01.2020

Von Jens Rüggeberg Tübingen

Über dreißig Jahre wurde Jakob Stotz durch eine Gedenktafel geehrt, am nach ihm benannten Platz. Jetzt wurde die Tafel – kurz vor dem 87. Jahrestag des Generalstreiks – von Unbekannten zerstört. Wir erwarten von der Stadt Mössingen, die Tafel umgehend erneuern zu lassen – aber bitte nicht wieder aus Plastik. Jakob Stotz, nicht nur ehemaliger Bürgermeister, sondern auch Protagonist des Generalstreiks von 1933, sollte der Stadt Mössingen mehr wert sein als nur Plexiglas!

Eine solide Metalltafel wie die an der Langgassturnhalle sieht würdiger aus als eine aus Kunststoff und lässt sich durch Vandalen oder rechtsorientierte Missetäter nicht so leicht zerstören. Die bisherige Plexiglastafel sah schon länger hässlich aus, war verkratzt und durch Wind und Wetter angegriffen. Eine Verbesserung war ohnehin überfällig. Handlungsbedarf hatte das TAGBLATT bereits im Februar 2012 (!) gesehen.

Aber nicht nur das: Straßen(um)benennungen stehen noch aus: 2013, zum 80. Jahrestag des Mössinger Generalstreiks, forderten mehr als 1000 Demonstrant(inn)en, die Otto Merz-Straße in Jakob-Textor-Straße umzubenennen. Otto Merz war der Fabrikant, der angesichts des Generalstreiks beim Oberamt Rottenburg anrief und Polizei anforderte, und Jakob Textor (1908-2010) ein bekannter Teilnehmer des Generalstreiks gegen Hitler. Wie wäre schließlich eine Ayenstraße? Die würde gleich drei Generalstreikteilnehmer ehren: Paul, Eugen und Hermann Ayen. Aber bitte keine Sackgasse für die Ayens!

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Erstellt:
11.01.2020, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 11.01.2020, 01:00 Uhr

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