OB-Wahl

„Mein politisches Ziel ist es, in Horb alt zu werden“

Am 16. Juli sind die Horber an die Urnen gerufen. Bevor der Wahlkampf so richtig heiß wird, haben wir Amtsinhaber Peter Rosenberger zum SÜDWEST PRESSE-Interview gebeten. Er spricht sehr persönlich über die vergangenen acht Jahre.

17.05.2017

Von Dagmar Stepper

Was ihm an seinem Beruf gefällt? Oberbürgermeister Peter Rosenberger muss für die Antwort nicht lannge nachdenken: „Dass ich ganz, ganz viele Dinge mitentscheiden und gestalten kann.“ Bild: Kuball

Was ihm an seinem Beruf gefällt? Oberbürgermeister Peter Rosenberger muss für die Antwort nicht lannge nachdenken: „Dass ich ganz, ganz viele Dinge mitentscheiden und gestalten kann.“ Bild: Kuball

Entspannt sitzt Peter Rosenberger in der Redaktion. Noch ist er der einzige Kandidat bei der anstehenden OB-Wahl in Horb. Doch er weiß, dass sich das auch noch ändern kann. Die Bewerbungsfrist endet am 19. Juni. Im Interview spricht Rosenberger über die seine Amtszeit, über Erfolge und Misserfolge – und auch über sich selbst.

SÜDWEST PRESSE: Was war der schönste Moment Ihrer Amtszeit?

Peter Rosenberger: Es waren zwei: die Geburt meiner Tochter Emma und meines Sohns Paul. Aber die Gartenschau war natürlich auch ein Highlight. Sie war mit ein Grund, mich in Horb als Beigeordneter zu bewerben.

Und welcher der Schwierigste?

Es gab einige Momente, bei denen ich richtig schlucken musste. Zum Beispiel die toten Kinder in Dießen vor acht Jahren. Da will man mit niemandem tauschen, wie beispielsweise die Feuerwehrkameraden, die ins Haus gegangen sind.

Bilanz von acht Jahren: Was würden Sie so wieder machen?

Die Kleinkindbetreuung und die Ganztagsbetreuung an den Grundschulen. Und immer wieder die Windkraft. Leider sind bei Letzterem die Mehrheiten im Gemeinderat immer mehr gebröckelt. Was immer noch weh tut. Denn das hätte der Stadt jährlich zwei Millionen Euro an Einnahmen beschert. Dann natürlich noch der ausgeglichene Haushalt. Klingt zwar nicht sexy, ist aber generationengerecht.

Was würden Sie anders machen?

Zu Anfang meiner Amtszeit war ich noch nicht abgeklärt genug. Das ist inzwischen anders. Früher war ich dünnhäutiger, aber auch unbeschwerter.

War die Schließung des Horber
Spitals Ende 2012 ein Fehler?

Ja, aus Sicht der Stadt Horb einer der schwersten Fehler. Denn wir müssen mit diesem Manko die nächsten Jahrzehnte leben. Da ist ja nicht nur die Schließung des Spitals, sondern das zieht auch einen Rattenschwanz nach sich wie der Ärztemangel. Aber das war ja nicht die Entscheidung von Horb, sondern die des Kreistags.

Soll Horb aus dem Landkreis
Freudenstadt austreten?

(Lacht.) Wenn wir ganz alleine entscheiden konnten, waren es gute Entscheidungen. Ich sag nur Klimaneutrale Kommune, Schullandschaft und Entwicklung des Kasernenareals.

Was kann Freudenstadt von Horb lernen?

Transparenz und Bürgerbeteiligungen sind Besonderheiten von Horb.

Und was Horb von Freudenstadt?

Freudenstadt macht eins sehr gut: Sie beraten im stillen Kämmerlein und präsentieren anschließend ihre Entscheidungen als gesetzt – siehe Campus Nordschwarzwald.

Welche Gemeinderatssitzung ist
Ihnen am eindrücklichsten in
Erinnerung?

Puh, das ist jetzt echt schwierig. Natürlich meine eigene Wahl zum Bürgermeister. Aber in solchen Momenten ist man ja wie im Nebel. An die Sitzung am Ende er Gartenschau kann ich mich gut erinnern: Wir haben den Mut aufgebracht, im wirtschaftlich schwierigen Jahr 2011/2012 einen Verlust von zirka einer halben Million Euro zu schultern und viele Anlagen dauerhaft zu erhalten. Das hat sich ausgezahlt.

Wie viele Spatenstiche haben Sie miterlebt?

Oh, da habe ich nicht mitgezählt. Zwischen 50 und 100 vielleicht? Jetzt auf die Schnelle kommen mir drei in den Sinn: Der Motorenprüfstand bei der Dualen Hochschule, denn er ist ein Bekenntnis zum Hochschulstandort Horb. Dann der Spatenstich zum neuen Feuerwehrzentrum. Da geht es nicht nur um die Modernisierung der Wehr, sondern auch um die Entwicklung dieses großartigen Areals am Neckar. Dann noch das Altenheim Bischoff Sproll samt Kinderbetreuung, das ein schönes Beispiel für das Miteinander von Jung und Alt ist.

Wie viele Hauptversammlungen
haben Sie miterlebt?

(Lacht.) Noch einige mehr als Spatenstiche. Wobei sie wegen der Bürgergespräche wichtig sind.

Was zeichnet die Horber aus?

Sie sind unheimlich fleißig. Ich komme ja aus Mannheim und im großstädtischen Bereich kenne ich das nicht so, das Anpacken und Machen.

Nehmen die Horber Ihnen die OB-Kandidatur in Mannheim noch übel?

Ich hatte nie das Gefühl, dass die Horber mir die Kandidatur übel nehmen. Klar, diejenigen, die den Rosenberger eh kritisch sehen, schon. Ansonsten habe ich aber sehr positive Rückmeldungen bekommen.

Was ärgert Sie an Ihrem Job?

Dass man nie fertig wird. Wobei „ärgern“ das falsche Wort ist. Er ist einfach sehr anstrengend. Mit 430 Mitarbeitern ist die Stadtverwaltung wie ein mittelständisches Unternehmen. Diese Vielfalt erschlägt einen manchmal.

Was gefällt Ihnen?

Dass ich ganz, ganz viele Dinge mitentscheiden und gestalten kann.

Wann sind Sie in die CDU eingetreten und warum gerade diese Partei?

Das war 2006. Ich war also nicht in der Jungen Union. Der Grund waren meine ersten kommunalpolitischen Erfahrungen in Schriesheim. Aber Parteipolitik hat in einer Kommune nichts zu suchen. Das sieht man auch bei mir. Mit Windkraft habe ich ja eher eine Grünen-Position besetzt. Außerdem hieß es ja auch oft genug, der Rosenberger hat den Zeitler links überholt. Aber wo man weltpolitisch steht, das kann man schon zeigen.

Schon mal mit ihr gehadert?

Ja, klares Ja.

Ihr größtes Vorbild in dieser Partei?

Politische Vorbilder sind für mich eher schwierig. Was mich beeindruckt sind Menschen, die glühen, die andere überzeugen können, die authentisch sind.

Ist Politik ein Marathon-Job?

Eindeutig. Wobei Marathon das falsche Wort ist. Hamsterrad trifft es eher.

Welches politische Ziel wollen Sie noch erreichen?

Mein Ziel ist es, in Horb alt zu werden. Oberbürgermeister zu sein, macht mir am meisten Spaß.

Am 16. Juli ist die OB-Wahl in Horb: Sind Sie schon im Wahlkampf?

(Lacht.) Ich bin seit acht Jahren im Wahlkampf. Im Ernst: Es ist gerade eine schwierige Zeit, da Jan Zeitler weg ist und der neue Bürgermeister Ralph Zimmermann noch nicht im Amt. Ich bin gerade dabei, meine Themen festzulegen. Denn ich will nicht die Rathaus-Themen abdecken, sondern Akzente setzen. In den Pfingstferien werde ich in den Ortschaften Bürgertreffs abhalten. Momentan wird auch eine Homepage aufgebaut. Aber noch nicht mit der Dynamik, die ich mir wünschen würde.

Fürchten Sie einen Gegenkandidaten oder ist es eher eine sportliche
Herausforderung?

Weder noch. Es ist ernster als eine sportliche Herausforderung. Ich will hier in Horb wieder Oberbürgermeister werden. Angst vor
einem Mitbewerber habe ich nicht – aber brauchen tue ich es
auch nicht.

Welche Eigenschaften muss man als Oberbürgermeister mitbringen?

Eine gehörige Portion an Optimismus und einen sehr langen Atem. Man darf nicht empfindlich sein und nicht im goldenen Käfig sitzen.

Oberbürgermeister ist ja mehr als ein Job: Es verändert auch das persönliche Leben, weil man permanent im Fokus ist. Wie beurteilen Sie Ihr Amt?

Ich genieße es sehr, Freiheiten zu haben und mein Leben gestalten zu können. Aber natürlich ist der Beruf sehr zeitintensiv. Da leidet auch die Familie darunter. Da kommt man später zum Grillen oder geht früher. Und man muss sich bewusst sein, dass man unter Beobachtung der Öffentlichkeit steht. Man ist nicht anonym.

Noch ein paar Fragen in Kurzform, die Sie bitte spontan beantworten: Schule: Streber, Klassenclown oder Outlaw?

Klassenclown kommt am nächsten hin.

Ihr Abi-Durchschnitt?

3,1. Der Einser-Kandidat war ich in der Schulzeit nicht.

Was hing an den Wänden Ihres
Jugendzimmers?

Sportler wie Carlo Thränhardt, Dietmar Mögenburg und natürlich Boris Becker und Stefanie Graf.

Zivildienst oder Bundeswehr?

Ich habe bei der Johanniter-Unfallhilfe in Mannheim Zivildienst gemacht.

Wie erden Sie sich?

Durch meine Familie und meinen kleinen Freundeskreis. Da bin ich einfach der Peter.

Wo entspannen Sie am besten?

Beim Sport: Wenn ich einen Tennisschläger in der Hand habe, bin ich ein anderer Mensch. Oder
am Grill: Ich kann locker 20 Besucher verköstigen. Da kann ich abschalten.

Ihr Lieblingsplatz in Horb?

Mein Garten. Einfach nur dasitzen und den Zwergen beim Tollen zuschauen.

Was ist das Erste, das Sie morgens nach dem Aufstehen machen?

Ich mache 150 Milliliter Milch warm für Paulchen.

Und was das Letzte?

Da habe ich kein Ritual. Ich versuche aber, abends noch eine Stunde Sport im Keller zu machen.

Mit wie viel Stunden Schlaf kommen Sie aus?

Mit sechs Stunden bin ich ganz gut aufgestellt. Wird es weniger, spüre ich es.

Mit wem wären Sie gerne zwei
Stunden im Fahrstuhl eingesperrt?

Mit meiner Frau. Es kommt in meinem Beruf und mit den Kindern sehr selten vor, dass wir beide zwei Stunden ganz alleine sind.

Und mit wem auf gar keinen Fall?

Es gibt einige – auch Horber – aber ich nenne keine Namen.

Smartphone: Segen oder Fluch?

Segen.

Wo kaufen Sie sich Ihre Anzüge?

Bei Digel in Nagold.

Batman oder Superman?

Superman.

Hund oder Katze?

Hund.

Kässpätzle oder Rindersteak?

Steak. Wobei – erst kürzlich habe ich beides zusammen gegessen.

Kaffee oder Tee?

Weder noch.

Weizen oder Château Pétrus?

Weizen.

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten…

Gesundheit. Das ist das Wichtigste. Das habe ich am eigenen Leib erlebt.

Kurzbiografie

Peter Rosenberger (45) wurde in Mannheim geboren. Nach dem Fachabitur absolvierte er in Kehl sein Studium zum Diplom-Verwaltungswirt. Anschließend war er von 1997 bis 2008 bei der Stadtverwaltung Mannheim beschäftigt, zunächst in der Ratsschreiberei, später als Leiter dreier Stadtteilrathäuser. 2008 wurde Rosenberger vom Gemeinderat mit einer Stimme Mehrheit zum Bürgermeister von Horb gewählt. Ein Jahr später – nach der Wahl von Oberbürgermeister Michael Theurer ins Europaparlament – wurde er als einziger Kandidat zu seinem Nachfolger gewählt. Rosenberger ist verheiratet und hat drei Kinder im Alter von 10, 8 und drei Jahren.

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Erstellt:
17.05.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 5min 27sec
zuletzt aktualisiert: 17.05.2017, 01:00 Uhr

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