Eutingen · Schienenverkehr
Mit oder ohne Umstieg nach Stuttgart?
Laut Falt-Fahrplan der Albtalverkehrsgesellschaft hält der RE 14b, die schnelle Verbindung in die Landeshauptstadt, nicht am neuen Bahnhaltepunkt Eutingen-Nord. Die App der Deutschen Bahn und der an der Haltestelle ausgehängte Fahrplan versprechen etwas anderes. Auch auf dem Rathaus herrscht Verwirrung.
Die Anzeige der Fahrgastinformation verkündet in gelber, recht pixeliger Schrift, dass der RE 14 um 14.47 Uhr ankommt. Ein Blick auf die Uhr verrät: es ist 14.45 Uhr. Eigentlich sollte jetzt die Warnsignale ertönen, die Schranken sich nach kurzer Vorankündigung nach unten bewegen. Doch es geschieht: nichts. Die Ampeln für Fußgänger und Autofahrer schalten nicht auf rot, ein Zug ist nicht in Sichtweite. Weiter heißt es warten. Ein Blick auf die Uhr verrät: Es ist 14.55 Uhr. Mittlerweile sollte die Fahrgastinformation wenigstens die Verspätung verkünden – doch das tut sie nicht. Die Bahn-App dagegen gibt Auskunft: „Oberleitungsstörung. Zwischen Bondorf (b Herrenberg) und Schopfloch (b Freudenstadt) wurde der Bahnbetrieb der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft mbH vorübergehend eingestellt.“ Der SÜDWEST PRESSE-Test, ob der RE 14b nun am neuen Bahnhaltepunkt Eutingen-Nord hält, fällt somit erstmal aus. Die Fahrgastinformation hat mittlerweile schon umgeschaltet und kündigt die Ankunft des Zugs nach Horb um 14.55 Uhr an – mit 5 Minuten Verspätung.
Eigentlich war klar, dass mit der Inbetriebnahme des Bahnhaltepunkts im Norden Eutingens und dem Fahrplanwechsel der Deutschen Bahn das Bahnfahren für die Gäu-Bewohner attraktiver wird. Beim Festakt zur Einweihung betonte Verkehrsminister Winfried Hermann, dass nun im Zwei-Stunden-Takt Fahrten ohne Umstieg nach Stuttgart möglich sind. Liest man den von Vertretern der Albtalverkehrsgesellschaft (AVG) ausgeteilten Plan jedoch richtig, überspringt der RE 14b Eutingen-Nord. Die schnelle Verbindung in die Landeshauptstadt hält – als Beispiel – um 6.40 Uhr in Hochdorf und um 6.52 Uhr am Bahnhof Eutingen im Gäu. Bei Eutingen-Nord ist keine Zeit angegeben, was bedeutet, dass der Zug eben auch nicht hält.
Fahrpläne widersprechen sich
Diese Taktung wiederholt sich alle zwei Stunden; vom Bahnhof Eutingen-Nord geht es nur nach Bondorf (siehe kleines Bild rechts oben). Übrigens: Die am Sonntag ebenfalls eingeweihten Haltepunkte in Dornstetten und Dornstetten-Aach sind mit einer Zeitangabe versehen; von ihnen kommt man definitiv umstiegsfrei nach Stuttgart.Die Stimmung bei Eutingens Bürgermeister Armin Jöchle war auf der Rückfahrt des Sonderzugs aus Dornstetten ins Gäu, als er ebenfalls auf diese Sachlage stieß, dementsprechend verhagelt. „Es wäre für mich ein Rätsel, wenn der RE in Hochdorf halten kann, aber für unseren neuen Haltepunkt anscheinend keine Zeit bleibt. Aber liest man den Fahrplan richtig, wäre das tatsächlich der Fall.“ Ein herber Rückschlag und eine Taktung, die Bahnfahren für die Eutinger nicht unbedingt attraktiver macht. Hinzu kommen die Kosten von 490 000 Euro für eine Haltestelle, die zumindest nicht optimal angebunden ist. Um nach Stuttgart zu kommen, wäre weiterhin ein Umstieg in Bondorf oder die direkte Fahrt zum etwa drei Kilometer außerhalb des Ortskerns gelegenen Bahnhof Eutingen im Gäu nötig. „Mit bequemen Fahrten hätte das dann weiterhin nichts zu tun“, sagt Jöchle.
Noch gibt es Hoffnung für Bahnfahrer. Der Fahrplan in der Kabine vor Ort (siehe kleines Bild rechts unten) verspricht einen Halt des RE 14b in Eutingen-Nord. Auch in der DB-App wird bei der Verbindung Eutingen-Nord – Stuttgart Null Umstiege angegeben. Doch was stimmt denn nun? Unserer Zeitung bestätigte Michael Groh, Leiter des Regionalbereichs Südwest der DB Station&Service AG, bereits bei einem Telefonat am Sonntag nach der festlichen Einweihung, dass die von Hermann verkündete umstiegsfreie Fahrt nach Stuttgart so nicht stimme.
Zuständigkeiten-Wirr-Warr
Am gestrigen Montag erreichte die SÜDWEST PRESSE weder Michael Groh für eine Stellungnahme, noch einen Vertreter der AVG oder der DB in Stuttgart. Wobei; Unsere Zeitung erreichte sowohl die AVG als auch die DB in Stuttgart – allerdings teilten die Ansprechpartner dort jeweils mit, dass das andere Unternehmen für die Fahrpläne zuständig sei.Auch Eutingens Bürgermeister Armin Jöchle war im Gespräch mit unserer Zeitung die Enttäuschung anzuhören. Die Einweihung eines der größten Projekte der vergangenen Jahre hätte deutlich erfreulicher enden sollen – und nicht im Frust darüber, dass weiterhin Ungereimtheiten bestehen. Der beste Ausgang wäre nun, dass der Bahnhaltepunkt Eutingen-Nord regulär so im Fahrplan integriert ist, dass – wie von Winfried Hermann versprochen – alle zwei Stunden umstiegsfreie Fahrten nach Stuttgart möglich und der Faltfahrplan schlichtweg falsch ist.
Pendler gefragt
Sie fahren jeden Morgen von Eutingen nach Stuttgart und sind seit dem Fahrplanwechsel am Sonntag, 15. Dezember, bereits beim neuen Bahnhaltepunkt Eutingen-Nord in den Regional-Express 14b eingestiegen? Da unser Test am gestrigen Montag aufgrund der Oberleitungsstörung und damit ausfallenden Zügen der Bahn nicht möglich war, bitten wir Sie Kontakt zu uns aufzunehmen. Entweder per Mail an wilke@neckar-chronik.de oder per Telefon unter 074 51/90 09 26. Teilen Sie uns schlichtweg mit: Hält der RE 14b in Eutingen-Nord oder nicht?