Tübingen

Mitgemeint

Wir berichteten über das Gendern an Schulen. Dazu gab es bereits einige Leserbriefe. Hier sind weitere Antworten zum Thema.

29.04.2024

Von Friedbert Widmann, Tübingen

Leider kenne ich den Text von E. Meineke nicht. Der Diskussion um eine gendergerechte Sprache eine Verschwörung zu unterstellen, finde ich einen harten Tobak – womöglich gleich die feministische Weltrevolution? Historisch betrachtet waren Rollen wie „Bäcker“ oder „Bauer“ männlich besetzt – bis vor Kurzem waren Frauen in diesen Rollen unerwünscht. Dagegen hat sich bei Rollen, die historisch mit Frauen besetzt waren, das Femininum als grammatikalischen Genus etabliert (vgl. „Hebamme“). Meines Erachtens unterscheidet die deutsche Sprache hier deutlich zwischen männlich und weiblich belegten Rollen. Diese Diskrepanz zeigt sich auch, wenn Männer weiblich belegte Rollen einnehmen. So wurden männliche Hebammen nicht „Hebammer“ genannt, was grammatikalisch gesehen ja logisch und konsequent wäre, nein, es wurde das Kunstwort „Endbindungshelfer“ eingeführt. War es den Männern etwa nicht zuzumuten, als männliche Hebamme „mitgemeint“ zu werden? Ich wünsche mir, dass sich die deutsche Sprache weiterhin flexibel an gesellschaftliche Veränderungen anpassen kann, wie sie es seit Jahrhunderten macht, und nicht durch eine Verbotskultur (siehe Bayern) in künstlich geschaffene Grenzen eingeengt wird.

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Erstellt:
29.04.2024, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 32sec
zuletzt aktualisiert: 29.04.2024, 01:00 Uhr

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