Narren werfen das Netz aus

Per Countdown hatte die Narrenzunft Sulz die Menschen in den vergangenen Tagen auf den Launch der eigens kreierten Homepage zur „Sulzer Corona-Fasnet“ eingestimmt, am Montagabend war es schließlich soweit.

Wer die Startseite aufruft, landet bei der Rubrik „Online Zuftschdub“ und erblickt als Erstes Fotos des „Fasnets-Bierles“ der Brauerei Alpirsbacher, vom Wimpelaufhängen über der Oberen und Unteren Hauptstraße sowie Werbung für die närrischen Mund-Nasen-Masken und Loops. Letztere wurden auch prominent in der Kopfleiste platziert, sinnigerweise bei einer stilisierten Darstellung der Figuren Optimist und Pessimist, die vorbildlich Stoffmasken mit dem eigenen Konterfei tragen. Aus der Verzweiflung über die coronabedingt ausgefallene Fasnet 2021 ist bei den Sulzer Narren Galgenhumor erwachsen, denn eine animierte Hexe verpasst Coronaviren Hiebe – wenn dies bloß helfen würde.

Die weiteren Rubrikentitel tragen ebenfalls schwäbische Namen und heißen „Bildle“, „Filmle“, „Liadle und Sprüchle“, „Puzzle Ecke“, „Narrablädle“ und „kommt no“. Pfiffig umgesetzt ist die Idee, private Fotos der Fasnetseröffnungen bei Narren zu Hause zu präsentieren, unterstützt von der Sulzer Fotografin Larissa Heindel. Wer das Video von der digitalen Webkonferenz vom Dreikönigstag verpasst hat, kann es über die neue Homepage anschauen.

Das Video wurde bis am gestrigen Dienstagabend bereits über 2500 Mal angeklickt.

Wer bei den klassischen Sulzer Fasnetssprüchle nicht textsicher ist, kann die teils derben Verse auf der Website nachlesen. Zudem steht der Text für das „Württemberger Lied“ online, einschließlich Melodie zum Nachhören.

Für Menschen mit sehr viel Zeit hält die Zunft Puzzles verschiedener Zunftfiguren zum online Zusammenlegen bereit. Alle drei Tage gibt es ein neues Motiv.

Zum Start stehen drei Varianten von Optimist und Pessimist auf der Ruine Albeck bereit, wahlweise mit 60, 104 oder 300 Teilen.

In der Rubrik „Narrablädle“ ist neben Zeitungsberichten auch ein Beitrag von SWR4 über das närrische Ersatzpaket für die Jüngsten der Zunft zum Hören eingestellt.

Virtueller Breagler-Abend

Gespannt sein darf man auf das, was als „kommt no“ angekündigt wird: Die Zunft stellt ein „Film Retro-Highlight“ mit dem Titel „Die Bierkutscher“ in Aussicht, das die zwei Gerstensaft-Lieferanten beim Ausliefern der ersten Ladung „Fasnetsbierle“ zeigt. In der ersten Tranche wurden bereits über 80 Kästen Bier bestellt, weshalb die Narrenzunft bei der Brauerei Alpirsbacher bereits weiteren Nachschub bestellt hat. Darüber hinaus sollen in den nächsten Wochen digitale Malbuchseiten zum Herunterladen ins Netz gestellt werden, die sich laut Narren für den Narrensamen ebenso eignen wie für große Künstler, die sich an einem eigenen „Kleidle“ versuchen wollen.

Auf die Eröffnung mit Promiraten und das Maskenabstauben mussten die Sulzer Narren bereits verzichten, zudem fallen sämtliche Umzüge, Bälle, Schlüsselübergaben und Auswärtstermine aus.

Am Breagler-Abend, einem der Höhepunkte des gesellschaftlichen Lebens in der fünften Jahreszeit in der Neckarstadt, möchten die närrischen Spötter jedoch festhalten. Da alle sonst beteiligten Innenstadt-Lokale wegen der Corona-Pandemie geschlossen sind und dichtes Aufeinandersitzen in geschlossenen Räumen derzeit ohnehin undenkbar wäre, verlegen die Breagler ihren Showdown von Pleiten, Pech und Pannen bekannter Mitbürger kurzerhand ins Internet (wir berichteten). Übers Jahr haben die Breagler wieder einiges an Material zusammengetragen, das auf Video präsentiert und am Samstag, 6. Februar, freigeschaltet wird.

Bei den vielseitigen Aktivitäten im Internet belässt es die Sulzer Narrenzunft jedoch nicht: Große Banner, auf denen üblicherweise auf Termine hingewiesen wird, sollen in den nächsten Tagen an verschiedenen Stellen im öffentlichen Raum aufgestellt werden, um sichtbar für die alternative Corona-Fasnet 2021 zu werben.