Schlüsselübergabe

„Noch ist nichts verloren“

Ahldorf erlebt eine einzigartige Feier vor dem Rathaus: Die Nachricht war eindeutig: „Wir werden niemals weichen!“

09.02.2018

Von Gerd Braun

Ahldorf macht in der Fasnet mobil: Von Eichhörnchen-Transparent mit hängender Wäsche im Hintergrund über Lucia und Justus Ruggabers Warnung vor Hinkelsteinen und Dolinen bis hin zum Holzhammer neben dem Plakat „Waldgebenix“ scheint Ahldorf im Protest vereint. Bilder: Kuball

Ahldorf macht in der Fasnet mobil: Von Eichhörnchen-Transparent mit hängender Wäsche im Hintergrund über Lucia und Justus Ruggabers Warnung vor Hinkelsteinen und Dolinen bis hin zum Holzhammer neben dem Plakat „Waldgebenix“ scheint Ahldorf im Protest vereint. Bilder: Kuball

Die Fasnet des Jahres 2018 wird in Ahldorf wohl unvergesslich bleiben. So viele Menschen haben sich seit Jahren nicht mehr zur Schlüsselübergabe am Ahldorfer Rathaus eingefunden, und was die Ahldorfer zu diesem närrischen Termin initiiert haben, sucht wohl auch in der Region seinesgleichen. Die Gallier – oder in diesem Fall besser die „GAHLier“ gegen die Römer – das ist das Motto, das gestern Abend die Massen bewegte. Rund 200 Ahldorfer Bürger wohnten der symbolischen Machtübernahme durch die Narren bei.

Auslöser: die Reaktion auf die Bestrebungen der Stadt Horb, in der Ahldorfer Peripherie ein Wald- und Ackergebiet der angedachten Fläche von rund 25 Hektar zu Gewerbefläche umzuwandeln. Die Reaktionen waren schon zuvor bekannt: Unter anderem formierte sich die Bürgerinitiative „Hau und Holzwiese“ – die aber gar keinen so unmittelbaren Einfluss auf diese Aktion im Fasnetsfinale hatte. Vielmehr entwickelte sich in einem großen Teil des Orts eine beeindruckende Solidarität.

„Dieses Dorf ist ein Zeichen…“

„Es herrscht die Krise, sie wellet den Hau und die Holzwiese“, schmetterte der Schlüssel abgebende Ortsvorsteher Hartmut Göttler vom ersten Obergeschoss des Rathauses herab. Später tauchte auf einem Schild Majestix auf und betonte: „Dieses Dorf ist ein Zeichen, wir werden niemals weichen!“

Eine Organisatorin der Fasnets-Aktion betonte, dass diese konkrete Initiative gar nichts mit der Bürgerinitiative zu tun habe, sondern sich aus der Ahldorfer Bevölkerung
heraus entwickelt habe. „Fast alle machen mit“, freute sich die junge Dame, die ihren Namen lieber nicht in der Zeitung lesen möchte. Und tatsächlich: Unzählige Häuser an der Ahldorfer Ortsdurchfahrt sind mit Transparenten ausgestattet, die meisten davon in Anlehnung an Asterix-Comics: „Erzählmirnix“, steht da auf einem Banner, auf einem anderen „hierläuftnix“, aber auch „Waldgebenix“, „mitunsnix“ oder „Haunix“ sprechen eine relativ deutliche Sprache für die Stimmung in Ahldorf.

„Römer haben natürlich keinen Zutritt“, hatte eine Ahldorfer Sprecherin bereits im Vorfeld betont. Wichtig war ihr: „Die Ahldorfer treffen sich zum Zaubertranktrinken, um sich gegen die Römer zu wappnen.“

Einer musste beim Drang nach Zaubertrank natürlich, dem Comic folgend, leer ausgehen. Obelix, erstklassig verkörpert durch Harald Göttler, zog die Blicke vom
ersten Moment seiner Anwesenheit im weiß-blau gestreiften Kostüm auf sich. Er aber war ja schon als Kind in den Zaubertrank-Kessel gefallen…

Anders als in vielen Comic-Ausgaben nicht geknebelt wurde Barde Troubadix, der für einen stimmungsvollen Harfengesang auf das friedliebende Völkchen Ahldorf viel Applaus erntete. Der Dorfoberste Majestix stimmte zudem dazu ein: „Lasst uns den Zaubertrank nehmen, damit wir es den Römern geben!“ Ahldorf – sympathisch-kämpferisch in der einzigartigen Fasnetssaison 2018.

Ganz links eingehakt: Ortsvorsteher Hartmut Göttler gab den Schlüssel und damit die Macht ab an die Narren, vertreten durch Zunftmeister Stefan Lachenmaier (vorne, Vierter von links).

Ganz links eingehakt: Ortsvorsteher Hartmut Göttler gab den Schlüssel und damit die Macht ab an die Narren, vertreten durch Zunftmeister Stefan Lachenmaier (vorne, Vierter von links).

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Erstellt:
09.02.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 19sec
zuletzt aktualisiert: 09.02.2018, 01:00 Uhr

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