Nagold · Fußball-Landesliga

„Panik-Michel“ holt noch einen Punkt

Der Holzhauser Torjäger wird in der langen Nachspielzeit zum Nagolder Schreckgespenst und rettet dem FC beim 2:2 noch einen Punkt. Nagolder sind stinksauer auf den Schiedsrichter.

09.09.2019

Von Jürgen A. Klemenz

Enges Spiel, später Höhepunkt – Holzhausen, hier Marc Wissmann (links), holt einen Punkt gegen Nagold mit Niklas Schaeuffele.Bild: Ulmer

Enges Spiel, später Höhepunkt – Holzhausen, hier Marc Wissmann (links), holt einen Punkt gegen Nagold mit Niklas Schaeuffele.Bild: Ulmer

Das macht Torjäger aus: In 90 Minuten fast nicht zu sehen, aber immer für ein Tor gut. In diesem Fall sogar für zwei. 88 Minuten lang schien der VfL Nagold vor 600 Zuschauern einen sicheren Sieg gegen den – vor allem in der ersten Halbzeit – enttäuschenden Tabellenführer Holzhausen einzufahren. Dann jedoch gelang Janik Michel, zu seinen Ulmer Regionalligazeit auch „Panik-Michel“ genannt, der Anschlusstreffer zum 2:1. Und in der sechsten Minute der Nachspielzeit schoss er mit einem gewaltigen Hammer Nagolds guten Keeper Matthias Müller fast mit ins Tor. Verbandsliga-Schiedsrichter Bahri Kurz (TSV Wiernsheim) pfiff gar nicht mehr an. Holzhausen war im Freudentaumel, Nagold am Boden zerstört – und in VfL-Trainer Armin Redzepagic brodelte es.

Redzepagic in Rage

„Das ist für mich die größte Frechheit eines an sich gut leitenden Schiedsrichters. Erstens muss er keine fünf Minuten nachspielen lassen. Und dann noch immer weiterspielen lassen. Das ist ein total unverdienter Punkt für Holzhausen, weil die fußballerisch nichts auf dem Kasten haben. Ich weiß gar nicht, wie die in der Tabelle da vorne stehen. Wenn ich mit der kompletten Kapelle spielen kann, schießen wir die aus dem Stadion.“ Dieses erste Statement Redzepagics, ansonsten ein eher ruhiger Zeitgenosse, spiegelt wider, wie es in dem VfL-Trainer ausgesehen hat. „Natürlich ist Holzhausen gefährlich, aber sie hatten überhaupt keine Ideen. Wir hatten das Spiel total im Griff, hätten aber halt das 3:0 machen müssen“, sagte Redzepagic.

Holzhausens Trainer Martin Kiefer sah die lange Nachspielzeit als durchaus berechtigt an. „Es gab verschiedene Unterbrechungen und der Torwart blieb auch noch nach einer Ecke lange liegen. Wenn man das so provoziert, ist das normal, dass der Schiedsrichter das bestraft.“ Nagolds Keeper Matthias Müller war in der Nachspielzeit zu Boden gesunken, blieb liegen und hatte sich behandeln lassen. „Das ist aber doch in so einer Situation normal“, sagte Müller, der am Freitag 30 Jahre alt wurde und den das nachfolgende 2:2 die Geburtstagslaune vollends verhagelte. Der Keeper war beim Schuss Michels noch mit der Hand am Ball. „Ich werfe mich in den Schuss, aber der hatte so viel Power. Michel ist halt ein Torjäger, der nimmt den Ball und haut irgendwie drauf. Da ist aus so kurzer Distanz nichts zu halten“, erklärte Müller.

Übrigens war auch Holzhausens Torwart Kevin Fritz an diesem 2:2 beteiligt, denn der eilte vor einem Einwurf von der linken Seite in den dann mit 22 Mann bevölkerten Nagolder Strafraum. Den weiten Einwurf von Sven Ramic verlängerte Fritz mit dem Kopf zu Riccardo Spataro. „Ich hab aus den Augenwinkeln gesehen, dass hinter mit zwei von uns stehen“, sagte Spataro, der das Leder dann eher „blind“ Richtung langer Pfosten weiterleitete. Da nahm Janik Michel dann Maß.

Das 2:2 war nicht nur wegen des späten Zeitpunkts für die Nagolder sehr unglücklich. Denn der VfL musste schon vor der Partie einen Nackenschlag hinnehmen: Innenverteidiger Valentin Asch liegt mit Nierenproblemen auf der Intensivstation im Krankenhaus. Damit fehlten Redzepagic sechs Stammspieler der ersten Elf. Nicolai Brugger spielte zusammen mit Matthias Rebmann in der Innenverteidigung. Und beide ließen die FC-Sturmspitzen lange Zeit nicht zur Geltung kommen.

Nagold machte das, was Redzepagic angekündigt hatte: Holzhausen den Platz und die Spielfreude nehmen. Taktisch hervorragend eingestellt, liefen die Nagolder immer wieder sämtliche Passwege zu, attackierten die FC-Spieler frühzeitig und meist in Überzahl. Die Folge war, dass das Kombinationsspiel des FC total unterbunden und stattdessen weite Bälle geschlagen wurden, die meist im Nichts landeten. Nagold war deutlich zweikampfstärker und aggressiver. Typisch war die Ballgewinnung von Bubacarr Sanyang im Mittelfeld, der zweimal nachsetzte, bis er das Leder von Marc Wissmann erobert hatte. Dominik Pedro legte dann quer auf Berk Özhan, der ungehindert zum 1:0 traf (26.). Kurz vor dem Seitenwechsel klärte Nicolai Brugger die erste wirklich gefährliche Situation im VfL-Strafraum mit einem ganz langen Bein vor Pascal Schoch, der von Michel bedient worden war.

Nagold wird leichtfertig

In der 53. Minute dann der erste Schuss aufs Nagolder Tor, als sich Bentele bis zur Grundlinie durchspielte und auf Wissmann zurücklegte. Aber Holzhausen wurde nun etwas stärker und in der 66. Minute schien das 1:1 fällig, als Fabio Pfeifhofer Schoch schickte, aber Keeper Müller war zur Stelle. Ein Bilderbuchkonter über die starken Berk Özhan und Dominik Pedro führte in der 70. Minute zum 2:0 für die Gastgeber. Pedro vollendet mit einem satten Schuss ins lange Ecke.

Holzhausen hatte zwar nun ein spielerisches Übergewicht, auch weil sich Nagold mehr aufs Kontern verlegte. Allerdings rächte es sich in der Schlussphase, dass der VfL die Konter ein bisschen leichtfertig gegen eine in den letzten Minuten vollends aufmachende FC-Hintermannschaft nicht richtig zu Ende spielte. In der 88. Minute führte eine Hereingabe von Bentele durch Michel zum 2:1, in der 96. Minute waren die Nagolder durch das eingangs geschilderte 2:2 vollends bedient, während der FC den kam mehr für möglich gehaltenen Punktgewinn euphorisch feierte.

VfL Nagold: Müller, Pedro, Brugger, Rebmann, Halimi, Nebert, Vegelin, Schäuffele, Özhan (82. Berisha, Kravoscanec (90. Andelic), Sanyang (71. Leding).

FC Holzhausen: Fritz, Ramic, Gericke (58. Marius Oberle), Spataro, Plocher (72. Seil), Bentele, Wissmann, Mosca (58. Julian Oberle), Pfeifhofer (90. Zwetsch), Michel, Schoch.

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Erstellt:
09.09.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 44sec
zuletzt aktualisiert: 09.09.2019, 01:00 Uhr

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