Digitalisierung

Politik in 280 Zeichen

Der Kurznachrichtendienst ist bei den Abgeordneten in Land- und Bundestag sehr beliebt. Viele sind regelmäßig aktiv und nutzen ihn als Möglichkeit, ihre Standpunkte kurz und bündig zu verbreiten.

30.08.2018

Von Pascal Kopf

Screenshots: www.twitter.com; Montage: Fuchs

Screenshots: www.twitter.com; Montage: Fuchs

Für den US-Präsidenten Donald Trump ist Twitter ein wichtiges Medium, obwohl es die Länge der Mitteilungen auf 280 Zeichen beschränkt. Trumps Kurznachrichten erzeugen viel Aufmerksamkeit, und in aller Regel findet er immer jemanden, den er kritisieren kann. Über 38000 Tweets hat er unter @realDonaldTrump schon abgeschickt, 54 Millionen Menschen folgen ihm. Die Zahl derer, die seine Nachrichten erreichen, dürfte noch weit höher liegen.

Die Land- und Bundestagsabgeordneten aus der Region sind in anderen Größenordnungen unterwegs, trotzdem teilweise sehr aktiv, was die Twitter-Nutzung betrifft. Am besten venetzt ist Saskia Esken (@EskenSaskia), Bundestagsabgeordnete der SPD. Ihrem Account, der seit Mai 2013 existiert, folgen 6000 Nutzer („Follower“). 21000 Tweets und Retweets (vervielfältigte Beiträge anderer Nutzer oder Seiten) hat Esken bereits abgesetzt: „Ich bin täglich mehrmals auf Twitter. Es dient mir auch als Informationsquelle, man sieht sofort die neusten und wichtigsten Meldungen“, so Esken. Zudem ermögliche es einem, mit vielen Menschen ins Gespräch zu kommen. Im Vordergrund steht es nicht als Mittel, um die Menschen in ihrem Heimatwahlkreis Calw/Freudenstadt anzusprechen. „Es gibt die Möglichkeit, mit einem Fachpublikum zu kommunizieren. Ich bin zum Beispiel in einer Community Datenschutz und einer Community Digitale Bildung, in der viele Lehrer sind. Wenn man eine Frage hat, bekommt man hier richtig gute Antworten.“ Aktiv ist sie immer wieder zwischendurch und wenn sie eine Antwort erwartet.

Michael Theurer (@EUTheurer), der für die FDP im Bundestag sitzt, hat knapp 3400 Twitter-Follower und bisher 1700 Tweets gesendet. Er ist seit Januar 2013 aktiv. Bei ihm halten sich Tweets und Retweets die Waage. Theurer betont, dass die Plattform in Deutschland noch nicht die Bedeutung wie in den USA hat: „Ich nutze sie, um aktuelle Positionierungen oder Meinungen bekannt zu geben. Speziell während der Jamaika-Diskussion war es eine gute Grundlage, um sich umzuhören.“ Die Nutzung ist bei ihm sehr anlassabhängig. Es kommt auch vor, dass er den ganzen Tag nicht online ist. Er selbst folgt vor allem Kommentatoren, Korrespondenten und anderen Politikern. Für mehr reiche die Zeit nicht.

Timm Kern (@timmkern), Landtagsabgeordneter der FDP, hat seit seinem Twitter-Beitritt im November 2010 über 700 Follower gesammelt und mehr als 1000 Tweets verfasst. Wenn er nicht selbst schreibt, retweetet er Beiträge der FDP/DVP-Fraktion. Er sieht Twitter als eine Ergänzung etablierter Kommunikationsformen, schränkt aber ein: „Aus meiner Sicht kann Twitter keine Bürgersprechstunden, öffentliche Dialogangebote vor Ort, Pressemitteilungen oder Ähnliches ersetzen. Wenn sich der US-Präsident weitgehend über Twitter äußert und unangenehmen Fragen aus dem Weg geht, kann so was demokratiegefährdend sein.“

Ihm, Kern, diene Twitter dazu, um auf Erfolge und Missstände in seiner politischen Arbeit hinzuweisen und vor allem dafür, vertrauenswürdige Quellen und weitere Kanäle zu stärken. Die abonnierten Seiten schaut er sich täglich an, eigene Tweets verfasst er je nach Aktualität.

Nicht bei alllen Abgeordneten stößt Twitter auf Begeisterung. CDU-Mann Hans-Joachim Fuchtel (@fuchtel), Bundestagsmitglied und Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, bezeichnet sich selbst als „nicht gerade ein Twitter-Enthusiast“. Sein Account besteht seit August 2009. Fuchtel schaut vier bis acht mal die Woche in seinen Account, bei aktuellen Themen auch öfter. Er hat 2000 Follower und 1100 Tweets publiziert, die allermeisten davon sind Retweets. Fuchtel sieht dennoch die positiven Seiten: „Twitter ergänzt ideal meine anderen Kommunikationsaktivitäten. So erreiche ich schnell und unmittelbar die Leute, die sich für meine Arbeit als Staatssekretär und Bundestagsabgeordneter interessieren.“

Es geht auch ohne Twitter

Der langjährige Bürgermeister von Baiersbronn und jetzige Landtagsabgeordnete Norbert Beck (CDU) hingegen pflegt keinen Twitter-Account und will dies auch nicht ändern: „Ich gebe ungern Dinge preis, die nicht sowieso schon klar sind.“ Damit steht er nicht alleine: Für Bundeskanzlerin Angela Merkel gibt es zwar einen Twitter-Account (@AngelaMerkelCDU), der allerdings seit Januar 2017 nichts mehr veröffentlicht hat. Dieses Feld überlässt sie dem Regierungssprecher Steffen Seibert (@regsprecher) Bei allen denkbaren Vorteilen und Möglichkeiten, die Twitter bietet, kann man also offenbar auch ohne dieses Medium politisch tätig sein.

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Erstellt:
30.08.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 04sec
zuletzt aktualisiert: 30.08.2018, 01:00 Uhr

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