Sulz · Kirchen

Projekt hängt an dünnem Faden

Die Nähwerkstatt schließt Ende März. Der Verbundkirchengemeinderat hat dies kürzlich beschlossen. Hauptgründe sind fehlende Mittel und zu wenige MItarbeiter. Die Hausaufgabenbetreuung geht im evangelischen Gemeindehaus weiter.

11.01.2020

Von Cristina Priotto

Immer häufiger blieb es in jüngster Zeit hinter den Fenstern der Sulzer Nähwerkstatt dunkeln. Ende März folgt das Aus. Bild: Cristina Priotto

Nur drei Jahre lang hat sich die Nähwerkstatt in der Brühlstraße gehalten: Anfang März 2017 war das Integrationsprojekt der evangelischen Verbundkirchengemeinde Sulz/Holzhausen, der Diakonie und der Stadt Sulz eröffnet worden, Ende März 2020 soll damit wieder Schluss sein.

Der Kirchengemeinderat der evangelischen Verbundkirchengemeinde Sulz-Holzhausen hat kürzlich einstimmig beschlossen, den Mietvertrag für die Räume in der Brühlstraße zum 31. März 2020 zu kündigen.

Zur Begründung erklärte Mit-Initiator Karl Götz am gestrigen Freitag auf Nachfrage der SÜDWEST PRESSE: „Die Situation ist personell ganz anders als am Anfang“. Die Schneider Mohamed Hamo aus Syrien und der Nigerianer Olokodana Jamiu, die zu Beginn praktisch täglich in der Nähwerkstatt arbeiteten, haben mittlerweile Vollzeitanstellungen auf dem ersten Arbeitsmarkt gefunden. Auch für zwei weitere Mitarbeiterinnen ergaben sich anderweitige Berufsperspektiven. Erschwerend hinzu kam, dass die Fördermittel Ende 2019 ausgelaufen sind und ein neues Projekt hätte initiiert werden müssen, um Zuschüsse zu erhalten. Bei einem Treffen hatte Götz dem Sulzer Dekan Ulrich Vallon vorgeschlagen, die Öffnungszeiten in der Nähwerkstatt wieder auszudehnen und dort einen Regionalladen für Fair-Trade-Produkte oder ein inklusives Geschäft mit der Stiftung St. Franziskus aus Heiligenbronn zu eröffnen. Laut Götz scheiterte dies jedoch mangels Interessierten: Drei wären nötig gewesen, keiner meldete sich. „Ich wollte es weiterführen, musste mich aber überzeugen lassen, dass es ohne Mindesthelferkreis keinen Sinn macht“, sagte Karl Götz .

Bei einem Termin im Laufe diesen Monats möchten die Verbundkirchengemeinde und die Diakonie überlegen, wie die Abwicklung erfolgen soll. „Der Bedarf an Näharbeiten und Reparaturen ist nach wie vor da“, weiß Götz. Da das Inventar und die Materialien größtenteils gespendet wurden, hoffen die einstigen Initiatoren der Nähwerkstatt, dass es an anderer Stelle und eventuell in anderer Form damit weitergehen kann.

Denn das Projekt mit dem Ziel, Stoffteile, aber vor allem auch Flüchtlinge und Einheimische zu verbinden, war nach einer Idee des Arbeitskreises Flucht und Asyl im Herbst 2016 mit Fördermitteln aus dem „Gemeinsam in Vielfalt“-Topf für lokale Bündnisse für die Flüchtlingshilfe voller Enthusiasmus, Elan und mit prominenter Unterstützung gestartet.

Zur Einweihung waren im März 2017 sogar eigens Frank Otfried July, Bischof der Evangelischen Landeskirche Baden-Württemberg und ein Vertreter des Oberkirchenrats nach Sulz gekommen, schließlich handelte es sich um ein landesweit einmaliges Projekt.

Die Renovierung der Räume, die sich im Besitz der einstigen Schlosser-Familie Kübler befinden, hatten Ehrenamtliche in Eigenleistung übernommen.

Sprachkurse und Lernbetreuung

Die Räume wurden aber längst nicht nur zum Nähen genutzt: Die Sprachgruppe des AK Asyl initiierte Gesprächskreise, Deutschkurse und eine Hausaufgaben-Betreuung für Flüchtlingskinder. Bis zu zwölf Jungen und Mädchen auf einmal nehmen daran seither zweimal pro Woche teil.

Wenn die Räume in der Brühlstraße in zweieinhalb Monaten aufgegeben werden, soll es zumindest für die Hausaufgabenbetreuung woanders weitergehen: Den Helfern wurde in Aussicht gestellt, Räume im evangelischen Gemeindehaus nutzen zu dürfen.

Über die mögliche Zukunft der Nähwerkstatt will die Verbundkirchengemeinde Ende Januar die Öffentlichkeit bei einem Pressegespräch informieren.