Nordstetten · Chormusik

Rein mit den Stimmen überzeugt

Isenburgs „Vocalmania“ lieferte mit seinem „Nordlichter“-Projekt eine beeindruckende Darstellung in der vollen St. Mauritius-Kirche in Nordstetten ab. 2020 geht es mit ihrem A-cappella-Programm auf Tour.

23.12.2019

Von Willy Bernhardt

Schauspieler Carlo Kitzlinger moderierte mit seiner warmen Bass-Stimme durch das Programm.

Schauspieler Carlo Kitzlinger moderierte mit seiner warmen Bass-Stimme durch das Programm.

In der an musikalisch-kulturellen Höhepunkten wahrlich nicht armen Stadt Horb steuerte der Isenburger Chor „Vocalmania“ am Samstagabend in der proppenvollen Nordstetter St.-Mauritius-Kirche mit seiner „Nordlichter“-A-cappella-Darbietung kurz vor dem Jahreswechsel einen weiteren glanzvollen Mosaikstein hinzu. Es war eine Welt-Premiere, denn erstmals trat der 47 Mitglieder umfassende „Vocalmania“-Chor gleichzeitig als „A-Cappella-Chor“ auf, also ohne Instrumentalbegleitung. Nur das Weihnachts-Schlussstück „Oh du fröhliche...“ wurde an der Orgel von Denis Wiechert und an der Querflöte von Nadine Günther begleitet.

Das beeindruckende, 75 Minuten dauernde Konzert war gleichzeitig beste Eigenwerbung für „Vocalmania“ hinsichtlich der für 2020 geplanten „Different-Places-Tour“, die auf Einladung von Überlingens Oberbürgermeister Jan Zeitler (SPD) am 8. Juli auch auf die dortige Seebühne im Rahmen der Landesgartenschau führen wird, betonte Chorleiter Rolf Wiechert.

Es war in der voll besetzten Nordstetter St. Mauritius-Kirche nicht nur beeindruckend, was der Chor dort in Sachen A-cappella-Gesang in gleich drei Sprachen (Englisch, Deutsch, Latein) geboten hat, sondern auch die ausgefeilte Licht- und Tontechnik von Stefan Lachenmaier, der das „Nordlichter“-Motiv in dezenten und zurückhaltenden Farbtönen an die Kirchendecke und -wände zauberte.

Mystische Atmosphäre

Rolf Wiechert wies gleich eingangs darauf hin, dass man dieses komplette A-cappella-Programm „an unterschiedlichsten Orten und Räumlichkeiten erklingen lassen kann und der Chor dabei rein nur mit den Stimmen überzeugen möchte.“

Zu der mystischen Atmosphäre mit ihren „Nordlichtern“ passte zudem die warme und beruhigende Bass-Stimme des aus Sulz stammenden Wahl-Berliners und Schauspielers Carlo Kitzlinger, was in der Summe mit dem A-cappella-Vortrag von „Vocalmania“ erst dieses Gesamtkunstwerk ermöglichte. Mit etwas Fantasie ausgestattet konnte durchaus der Eindruck entstehen, man befände sich inmitten einer Polarnacht draußen.

Dazu passend gab es achtstimmige Gesangsstücke „aus den Federn berühmter Komponisten, die das Wunder besingen und aus dem Hohenlied Salomons“, erklärte Rolf Wiechert. Auch der Engel Gabriel wird besungen und das „goldene Licht“. Ins A-cappella-Programm geschickt und der Jahreszeit entsprechen eingestreut, waren auch die Weihnachtslieder „Es ist ein Ros‘ entsprungen“ oder – am Schluss – „Oh du fröhliche...“.

Nach der kurzen Begrüßung durch Isenburgs Ortsvorsteher und Sänger Stefan Blank wurde über ein Gedicht von Heidi Schmitt-Lermann über die Faszination des phosphoreszierenden Nordlicht-Grüns ein geschickter Einstieg gewählt, der vom Chor dann mit „Es ist ein Ros‘ entsprungen“ aus dem 16. Jahrhundert vom 1926 geborenen Briten Donald Cashmore in drei Sätzen neu arrangiert wurde.

Dem folgte, abgeleitet aus dem Hebräischen, das „Alleluja“ als Ruf vor dem Evangelium in der katholischen Messe, komponiert im Jahr 1987 durch den US-Amerikaner Ralph Manuel im Alter von nur 36 Jahren. „Maria durch ein Dornwald ging“ ist ein ursprüngliches Wallfahrtslied, das aus dem 19. Jahrhundert überliefert ist und in einem achtstimmigen Arrangement in drei Sätzen von Stefan Class aus Bayreuth arrangiert wurde.

Song aus Herr der Ringe

Anschließend stand „Stars“ im A-cappella-Programm von „Vocalmania“, ein im englischen Original achtstimmig gesungenes Stück aus der Feder von Sara Tasdale und dem lettischen Komponisten Eric Esenvalds.

Mit dem „In dulci jubilo“, arrangiert durch den US-Amerikaner Audrey Snyder mit Bezug zu dem weihnachtlichen Kirchenlied „In süßer Freude“ aus der Feder von Michael Pretorius, gesungen in einem Mix aus Deutsch, Latein und Englisch, setzte der Chor zum Ende des ersten Programmteils einen Höhepunkt.

Teil zwei wurde mit „May it be“, einem Song aus „Herr der Ringe – die Gefährten“ eröffnet. Komponiert und arrangiert von Mark Brymer (USA) wurde dieses Lied in Englisch und „Elbisch“, einer der von Tolkien entwickelten Sprachen, gesungen.

Dem „Little drummer Boy“, einem bekannten, sechsstimmig arrangierten amerikanischen Weihnachtslied der A-cappella-Gruppe „Pentatonix“ , folgte mit „Only in sleep“ ein weiteres achtstimmiges Stück aus der Feder von Sara Tasdale und Eric Esenvalds mit bestechendem und glockenklaren Solopassagen von Lara-Marie Wiechert.

Der dritte Konzertteil wurde mit dem Liedtext zum Stück „Lux aurumque“ eröffnet, von Eric Whitacred achtstimmig für je zwei Sopran, Alt-, Tenor und Bassstimmen geschrieben. Das Stück wurde im Internet als virtueller Chor mit 185 Stimmen aus zwölf Ländern aufgeführt und befasst sich mit dem Thema „Licht“.

Vierter Teil startet auf Latein

Mit dem „Ubi Caritas“ wurde dann in lateinischer Sprache der vierte und letzte Programmteil eingeleitet. Dabei geht es um Liebe und Güte, ein antiphonisches Stück aus dem ersten Johannesbrief „Wo die Liebe“. Das dann folgende „Abendlied“ geht zurück auf „Drei geistliche Gesänge“ op. 69,3 aus dem Jahre 1855 von Joseph Gabriel Rheinsberger, welches Bezug auf Lukas 24, 29 nimmt („Bleib bei uns, denn es will Abend werden“).

Mit „Gabriels Message“ leitete der Chor dann ins große Finale ein. Komponiert vom Briten Jim Clement, im Original ebenfalls für acht Stimmen geschrieben, bestachen dabei mit ihren Soli Julia Voss und Denis Wiechert beeindruckend. Auch hierzu wurde mit „The Angel Gabriel from heaven came“ ein passender Text dazu geliefert.

Nicht minder spektakulär war das „Oh magnum mysterium“, das „große Weihnachtswunder“ aus der Feder des US-Amerikaners Morton Lauridsen (76), welches er für neun Stimmen (darunter drei Bässe) schrieb.

Gegen Ende führten die Sängerinnen und Sänger ihr eigenes Geschenk auf: „Until we meet again“ von Michael John Trottas, hatte „Vocalmania“ in Rom vom dortigen Freund und Chorleiter Stephano Puri als Geschenk erhalten – „Bis wir uns wieder treffen.“ Beim Finale mit „Oh du fröhliche“ sangen dann Chor und Besucher gemeinsam.

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Erstellt:
23.12.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 42sec
zuletzt aktualisiert: 23.12.2019, 01:00 Uhr

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