Geldanlage

Rendite mit Klimaschutz

Noch ist es nicht zu spät, die Erderwärmung aufzuhalten. Dafür muss aber Kapital in Technologien fließen. Wie Anleger dabei verdienen können.

04.10.2021

Von Gerd Hübner

Vermögensverwalter Dyrk Vieten sieht Anlagechancen im Energiesektor. Foto: V-Bank AG

Vermögensverwalter Dyrk Vieten sieht Anlagechancen im Energiesektor. Foto: V-Bank AG

Wohl noch nie war der Klimawandel so hautnah spürbar, wie in diesem Jahr. Überschwemmungen und Waldbrände in nicht dagewesenem Ausmaß – und das mitten in Europa. Den Prognosen der Forscher nach dürften solche extremen Wetterereignisse eher zunehmen. Die Mehrheit an wissenschaftlichen Studien zu diesem Thema geht davon aus, dass wir bis Ende dieses Jahrhunderts auf eine Erwärmung von 3,6 Grad zu steuern – wenn wir nichts dagegen unternehmen. Das läge deutlich über dem beim Pariser Gipfel vereinbarten Zwei-Grad-Ziel.

Ausweglos aber ist die Situation nicht. Das zeigt ein Klima-Szenario-Simulator, der auf eine Initiative der MIT Sloan Business School in Cambridge zurückgeht (siehe Infokasten). Würde zum Beispiel der Preis pro ausgestoßener Tonne CO2 auf 120 Dollar erhöht werden, würde dies den Temperaturanstieg auf 2,8 begrenzen.

Megathemen im Energiesektor

Dies erscheint zwar viel, da ein EU-Emissionszertifikat derzeit rund 25 Euro kostet. In Schweden liegt der Preis bereits bei rund 115 Euro. Für Anleger sind solche Informationen wichtig. „Sie sollten davon ausgehen, dass es in den nächsten Jahren verstärkte Regularien und politische Maßnahmen geben wird wie eine höhere Bepreisung des CO2-Ausstoßes“, sagt Vermögensverwalter Stephan Albrech. „Bei Unternehmen, die sich nicht darauf einstellen, werden die Kosten steigen.“

Andersherum formuliert: „Es macht für Anleger Sinn, sich auf Aktien von Firmen zu konzentrieren, die etwas gegen den Klimawandel unternehmen, die zukunftsorientiert sind und Innovationen entwickeln“, so Albrech weiter. Für Dyrk Vieten stehen dabei unter anderem Firmen aus dem Energiesektor im Fokus: „Egal ob Stadtentwicklung, Immobilien oder Verkehr, Energieeffizienz und emissionsarme oder klimaneutrale Energieträger sind die Zukunft und unabdingbar im Kampf gegen den Klimawandel.“

Ein Beispiel ist Wasserstoff. „Er ist sauber, sicher und fast unbegrenzt verfügbar. Die jährlich mit Wasserstoff erzielten Umsätze könnten laut dem Hydrogen Council bis 2050 auf 2,5 Billionen US-Dollar steigen“, sagt Vieten. „Deshalb kann es sich lohnen, Unternehmen wie ITM Power zu beobachten.“ Die Firma stellt integrierte Wasserstoff-Energieanlagen her und ist unter anderem auf Wasserstoff für Brennstoffzellenprodukte spezialisiert. Ein anderes Beispiel ist PowerCell AB, eine schwedische Firma, die Brennstoffzellen für die Stromerzeugung entwickelt, die nur minimale Auswirkungen auf die Umwelt haben. „Oder der Dax-Konzern Linde, der bei Wasserstoff die gesamte Wertschöpfungskette von der Produktion über die Speicherung bis hin zum Vertrieb abdeckt“, sagt Vieten.

In Sachen Gebäudeeffizienz können Dämmstoff-Spezialisten wie Sto oder Steico interessant sein. Ein anderes Beispiel ist Wacker Neuson. Der Baumaschinenhersteller profitiere von staatlichen Infrastrukturmaßnahmen und biete emissionsfreie Baustellen an. Allerdings sollte niemand blind auf diese Firmen setzen. „Nachhaltigkeit muss auch mit gesunden Fundamentaldaten, einer angemessenen Bewertung und guten Wachstumsaussichten einhergehen“, sagt Albrech.

Wacker Neuson zum Beispiel weist auf Zehn-Jahressicht ein Umsatzwachstum von sieben Prozent pro Jahr auf, ist im Branchenvergleich günstig bewertet, bietet aktuell eine Dividendenrendite von etwa 2,6 Prozent und hat zudem Wachstumspotenzial in Asien und den USA. Damit ist die Firma ein gutes Beispiel dafür, wie Anleger ihr Geld im Kampf gegen den Klimawandel einsetzen können und Chancen auf langfristige Erträge haben.

Stellschrauben in 18 Handlungsfeldern

Der Simulator der MIT Business School listet 18 verschiedene potenzielle Handlungsfelder auf, an denen der Nutzer Veränderungen vornehmen kann. Neben einem höheren CO2-Preis ist Energieffizienz in Gebäuden und der Industrie eine weitere Stellschraube. Eine Verdopplung der Sanierungsquote pro Jahr und eine Erhöhung des Zuwachses bei der Energieeffizienz von derzeit 1,2 auf 4 Prozent pro Jahr würden die Erderwärmung um 0,2 Grad verringern.

Eine deutliche Reduzierung des Methanausstoßes um 50 Prozent, was eine Einschränkung beim Fleischkonsum bedeuten würde, würde weitere 0,2 Grad bringen, ebenso wie eine erhöhte technologische CO2-Entnahme. Eine geringerer Ölverbrauch ein sofortiger Kohle-Ausstieg würden eine Absenkung der Erwärmung um weitere 0,2 Grad bringen. Dies sind nur einige Beispiele, insgesamt könnten man so das Zwei-Grad-Ziel tatsächlich erreichen.

Zum Artikel

Erstellt:
04.10.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 56sec
zuletzt aktualisiert: 04.10.2021, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Newsletter Wirtschaft: Macher, Moneten, Mittelstand
Branchen, Business und Personen: Sie interessieren sich für Themen aus der regionalen Wirtschaft? Dann bestellen Sie unseren Newsletter Macher, Moneten, Mittelstand!