Tübingen · Ausstellung

Robotervögel zwischen Palmen

In den Gewächshäusern des Botanischen Gartens trifft elektronische Kunst auf Grün. „Plants and Arts“ wird am kommenden Sonntag eröffnet.

02.01.2020

Von ST

Ein Synthesizer im Grünen. Bild: Botanischer Garten

Ein Synthesizer im Grünen. Bild: Botanischer Garten

Gezwitscher von hybriden und künstlichen Vögeln ist von Sonntag, 5. Januar, an im Tropicarium des Botanischen Gartens zu hören. Grund ist die Installation „Beyond The Water – Jenseits des Wassers“ des Linzer Komponisten und Medienkünstlers Wolfgang Dorninger. Sie ist Teil der Ausstellung „Plants and Arts – Elektronische Kunst“, die am 5. Januar um 14 Uhr eröffnet wird.

„Beyond The Water“ kommt in ihrer siebten Version nach Tübingen, nachdem sie in den letzten Jahren schon an Islands Küste, am Elbufer, am Donaustrand und weiteren Orten zu hören war. Die Komposition und das Klangmaterial werden dabei an die jeweiligen lokalen Gegebenheiten angepasst. Dorninger bevorzugt Orte „meist an Gewässern und Bäumen gelegen, in einer ruhigen Umgebung rund um die Dämmerung“. Zu dieser Zeit künstlichen Vögel von „Jenseits des Wassers“ hervor und vermischen sich mit den lokalen Vogelarten. „Insofern scheint das Tropicarium in den dunklen Wintermonaten ein idealer metaphorischer Ort, um mit künstlichen Vogelkulturen in einer geschlossenen künstlichen Natur, die Entfernung des Menschen zwischen Natur- und Medienerleben zu thematisieren“, schreibt die Alexandra Kehl, Kustodin des Botanischen Gartens, in der Ankündigung.

Der Kölner Künstler Ralf Schreiber arbeitet mit Elektronik, Motoren, Mikrofonen und Kleinstlautsprechern. Damit entstehen kinetische Klang- und Lichtinstallationen sowie elektronische Musik. Seine Arbeiten haben einen spielerischen und experimentellen Ansatz. Es geht um minimale Robotik, um zufällige Prozesse und selbsterhaltende Systeme. Für die Stromversorgung kommen häufig kleine Solarzellen zum Einsatz, mit denen er niederenergetische Umwandlungsprozesse von Licht in Bewegung und Klang erforscht. Der Output seiner Installationen ist meist minimal, das heißt die Klänge sind sehr leise, die Bewegungen bisweilen an der Grenze der Wahrnehmung. Darüber hinaus wirbt er für freie Hardware und bietet regelmäßig Workshops mit Schaltungskonzepten und Bauplänen seiner Arbeiten an.

Daniel Reichmuth, Medienkünstler und Performer, lebt und arbeitet in Basel. Kinetische Licht- und Soundobjekte, interaktive Installationen und Forschung im Bereich Mensch-Maschinen-Interaktion sind Teil seiner künstlerischen Arbeit. Außerdem ist er als engagierter Netzwerker in regem Austausch mit Vereinen, Communities und Kommissionen der regionalen Kunstszene.

Willi Sauter ist Musiker und Instrumentenbauer für Elektronische Instrumente (KlangbauKöln). Er beschäftigt sich mit der sogenannten klassischen elektronischen Musik seit langen Jahren und hat sich mit den Anfängen dieser Musik in Köln intensiv auseinandergesetzt. Das Wissen über die Anfänge dieses Musikstiles führt zu einem Vortrag, der die klassischen Rhythmen- oder Melodievorgaben überwindet und eine eigene Ästhetik versucht, die an die Idee der Anfänge der Elektronischen Musik erinnert: Der „Klang“ ist emanzipiert!

Peter Schäfer arbeitet seit den 1980er Jahren konsequent an seinen bunten und zuweilen bizarren Klangcollagen. Sein Handwerkszeug sind analoge und digitale Synthesizer, die er wie eine Farbpalette einsetzt. Bei seinen Experimenten entsteht ein Konglomerat aus lebendigen Klangskulpturen und exotischen Klangarchitekturen, jenseits der Kommerzialität.

Jördis Drawe aus Dußlingen experimentiert mit Licht- und Klangkunst, Malerei, Foto- und Materialcollage. Als Dozentin gibt sie Workshops in der kreativen Jugend- und Erwachsenenbildung. Mit ihren Objekten übt sie Kritik am unreflektierten Konsum der Gesellschaft, dem sie durch „Selbermachen“-Alternativen entgegenwirkt.

Der Eintritt zur Ausstellung, die bis 9. Februar in den Gewächshäusern des Botanischen Gartens zu sehen ist, ist frei. Der Garten freut sich aber über Spenden.

Workshop mit Drawe

Im „MotörBörd“-Workshop zur Ausstellungseröffnung am Sonntag, 5. Januar, zeigt Jördis Drawe von 15 bis 16.30 Uhr, wie aus wenigen elektronischen Bauteilen eine künstliche Vogelstimme gebaut wird. Ein kleiner Elektromotor dient hierbei als handbetriebener Dynamo zur batteriefreien Stromversorgung und gleichzeitig zur Modulation der Vogelstimme. Mitmachen können alle über 10 Jahre. Löterfahrung ist nicht erforderlich. Die Materialkosten betragen 5 Euro Vogel. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

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Erstellt:
02.01.2020, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 02.01.2020, 01:00 Uhr

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