WM

Schlaflos in Berlin

Die deutschen Spieler haben vor dem letzten Vorrundenspiel turbulente Stunden hinter sich. Zwei Unentschieden sorgen für ein Wechselbad der Gefühle.

17.01.2019

Von SEBASTIAN SCHMID

Die Szene, die den deutschen Spielern eine schlaflose Nacht bescherte: Timothey N'Guessan erzielt den Ausgleich für Frankreich. Foto: Eibner

Die Szene, die den deutschen Spielern eine schlaflose Nacht bescherte: Timothey N'Guessan erzielt den Ausgleich für Frankreich. Foto: Eibner

Serbien. Nach dem Adrenalinschub fiel es den DHB-Spielern schwer, in den Schlaf zu finden. Zu aufgewühlt waren sie nach dem umkämpften und hochklassigen Remis (25:25) gegen Frankreich. Wie Torhüter Andreas Wolff ging es anschließend allen im Team. „Ich bin etwas müde, da ich erst um vier Uhr einschlafen konnte“, sagte er am Tag nach der Handball-Schlacht. Wie geht es für den WM-Gastgeber nun weiter?

Situation Die deutsche Mannschaft steht in der Hauptrunde. Nach dem 22:22 gegen Russland hatten viele befürchtet, dass Deutschland dort mit 1:3 Punkten startet und kaum Halbfinal-Chancen haben wird. Doch dank brasilianischer Schützenhilfe und des Remis gegen Frankreich, wird das DHB-Team voraussichtlich mit 3:1 Punkte im Gepäck nach Köln umziehen. Zudem hat das Duell mit dem Titelverteidiger für Co-Trainer Alexander Haase eine wichtige Erkenntnis gebrach: „Wir können mit den absoluten Spitzenteams mithalten.“

Schlussphase Zweimal hat das DHB-Team in den Schlusssekunden den Sieg verschenkt. Ein mentales Problem in engen Spielen befürchtet Wolff allerdings nicht: „Ganz im Gegenteil. Wir haben uns in der Mannschaft erfolgreich eingeredet, dass unsere Pechsträhne damit aufgebraucht ist.“ Auch Prokop ist sich sicher: „Wir werden uns bei dieser WM noch in engen Spielen belohnen.“

Stimmung Trotz der verpassten Siege ist die Stimmung im Team super. Der erste Frust nach dem 25:25 ist dem Stolz gewichen. „Wir haben eine gute Team-Chemie und eine tolle Atmosphäre“, berichtet Rückraumspieler Steffen Fäth. Auch DHB-Vize Bob Hanning erkennt den Unterschied zur EM vor einem Jahr, wo es intern immer wieder zu Querelen gekommen war: „Wir sind zuletzt 2016 so als Team aufgetreten. Damals haben alle so ein Kribbeln gefühlt – und das hat man gegen Frankreich nun auch zum ersten Mal hier gefühlt.“

Rampenlicht Nach dem Russland-Spiel waren wieder die Stimmen lauter geworden, die anzweifelten, dass Martin Strobel als Zweitliga-Akteur (Balingen) Deutschland gegen Topteams anführen kann. Gegen Frankreich hat der 32-Jährige unter anderem mit Treffern seine Klasse unter Beweis gestellt. „Um es mit einem Wort zu beschreiben: großartig!“, sagte DHB-Vize Bob Hanning zu Strobels Auftritt.

EM-Held Gestern ist Kai Häfner zum Team gestoßen. Der 29 Jahre alte Linkshänder vom TSV Hannover/Burgdorf steht als Reserve für Steffen Weinhold parat, der sich gegen Frankreich eine Adduktorenzerrung zugezogen hat. Ob der aus Schwäbisch Gmünd stammende Häfner zum Einsatz kommt, hängt von Weinholds Genesung ab. Bei der WM 2016 war der Rückraumschütze ebenfalls nachgereist und warf Deutschland zum Titel.

Der letzte Vorrundengegner hat heute (18 Uhr/ARD) nur noch theoretische Chancen auf die Hauptrunde. Für Deutschland geht es eigentlich nur noch darum, als Wievielter man in die Hauptrunde einzieht und wie dann der Spielplan aussieht. Trotzdem nehmen alle Akteure die Partie ernst. „Es ist enorm wichtig, dass wir im Rhythmus bleiben und das Spiel als Vorbereitung auf die schweren kommenden Aufgaben sehen“, sagte Wolff. In der Hauptrunde warten dann unter anderem Kroatien und Europameister Spanier auf die DHB-Auswahl.

Kurios Gegen Frankreich ertönte zweimal bei Ballbesitz des Weltmeisters der „Buzzer“, mit dem das Spiel unterbrochen wird und die Teams eine Auszeit nehmen können. Da es keiner gewesen sein wollte, ging man von einem technischen Defekt aus, der „Buzzer“ wurde in der Halbzeit abgebaut und die altmodischen „Grünen Karten“ an die Trainer verteilt. Wie herauskam, war allerdings Steffen Fäth der Übeltäter – wenn auch unabsichtlich, wie er tags darauf beteuerte. Glück für Deutschland: Die Schiedsrichter hätten für das wiederholte Unterbrechen des Angriffs eine Zeitstrafe aussprechen können. Fäth versprach jedenfalls Besserung: „Ich stelle das Ding einfach von mir weg.“

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Erstellt:
17.01.2019, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 50sec
zuletzt aktualisiert: 17.01.2019, 06:00 Uhr

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