Tübingen · Polizei

Schmierereien auf den Straßen – Zeugen gesucht

Nach dem Aktionstag zur Grenzöffnung für Flüchtlinge am Sonntag ermittelt nun die Polizei: Die Tübinger Altstadt war gefüllt mit politischen Parolen auf den Straßen, am Sternplatz seien Durchfahrtsbarrieren errichtet worden.

06.04.2020

Von ST

Symbolbild: ©Heiko Küverling - stock.adobe.com

Symbolbild: ©Heiko Küverling - stock.adobe.com

Unbekannte hatten am Sonntagabend mit blau beschmierten Schuhen unzählige Abdrücke auf dem historischen Granitpflaster vor dem Tübinger Rathaus hinterlassen. Die Spuren führten nach Polizeiangaben auch über die Buntsandsteintreppe des Rathauses, deren Stufen sich mit der Farbe vollsaugten. Der Sachschaden kann noch nicht beziffert werden. Mitarbeiter des Ordnungsdienstes hatten die Spuren gegen 20 Uhr entdeckt. Auf mehreren am Rathaus angebrachten Plakaten und Transparenten fanden sich zudem politische Parolen, die unter anderem die Grenzöffnung für Flüchtlinge forderten. Am Sonntag waren verschiedene Gruppen in der Altstadt am Aktionstag „Leave no one behind“ beteiligt. Durch die Aktion sollte auf die Lage der Menschen an den EU-Außengrenzen aufmerksam gemacht werden.

Rund um den Sternplatz stellten die Einsatzkräfte weitere Transparente mit gleichen Parolen fest. Wie die Polizei berichtet, hatten Unbekannte an zwei Seiten des Sternplatzes mit Kleidungsstücken bestückte Barrieren aus Maschendrahtzaun und Stacheldraht errichtet. Die Polizei entfernte die Drähte und Transparente, welche die Protestierenden vielmehr als Kunstwerk oder Mahnmahl für die Geflüchteten denn als Barriere verstanden wissen wollen. Die Aktivisten widersprechen der Darstellung der Polizei: Die Installation sei so angebracht gewesen, dass ein reibungsloser Ablauf des am Sternplatz üblicherweise vorhandenen Fußgänger- und Fahrradverkehrs gewährleistet werden konnte. „Zu keinem Zeitpunkt wurde durch die Installation beabsichtigt oder in Kauf genommen, dass Menschen zu Schaden kommen oder die Sicherheit des Straßenverkehrs beeinträchtigt wird. Auch aus eben diesen Gründen wurde die Installation mit Absperrband versehen“, heißt es in der Stellungnahme.

Vom Grundstück eines Gebäudes in der Ludwigstraße aus, an dem ebenfalls entsprechende Transparente angebracht waren und wo sich mehrere Personen aufhielten, wurde das Handeln der Polizeibeamten teils mittels eines Megaphons missbilligend kommentiert, wie die Beamten mitteilen.

Weitere Farbschmierereien wurden am Montagmorgen im Bereich der Karlstraße / Mühlstraße auf dem Asphalt festgestellt.

Die Kriminalpolizei bittet unter Telefon 0 70 71 / 972-86 60 um Zeugenhinweise. Ermittelt wird wegen des Verdachts der politisch motivierten Sachbeschädigung und des gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr.

Am Morgen hatte sich auch bereits Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer über Facebook zu Wort gemeldet:

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Erstellt:
06.04.2020, 12:32 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 03sec
zuletzt aktualisiert: 06.04.2020, 12:32 Uhr

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