Basketball

Schröder sorgt vor dem „Endspiel“ für Unruhe

Nach der Kritik an seiner Spielweise lässt der NBA-Star seine Zukunft in der deutschen Nationalmannschaft offen. Gegen Kanada soll ein versöhnlicher Abschluss her.

09.09.2019

Von DPA

Shanghai. Dennis Schröder stand in den Katakomben des Shanghai Oriental Sports Centers und wirkte gereizt. Statt dem „Endspiel“ um den Olympia-Traum alle Kraft zu widmen, teilte der Topstar der deutschen Basketballer erst einmal kräftig aus. Er nahm seine Kritiker aufs Korn, bezeichnete die Vorgänge in seinem Heimatklub als „Schande“ und ließ mit Aussagen zu seiner Zukunft im Deutschland-Trikot aufhorchen.

„Ein Commitment“, also eine feste Zusage für die kommenden Aufgaben, „gibt es gar nicht“, sagte Schröder vor dem Duell mit Kanada am heutigen Montag (14 Uhr/MagentaSport). Vor einer Partie, die für den Deutschen Basketball Bund (DBB) zukunftsweisend ist. Ein Sieg garantiert einen Platz im Quali-Turnier für Tokio 2020 und würde den halbwegs versöhnlichen Abschluss einer insgesamt schwer enttäuschenden WM in China bedeuten.

Schon jetzt gibt es für den DBB viele Diskussionsansätze zur schonungslosen Aufarbeitung: Der (zeitweise) Absturz des auf Schröder ausgerichteten Systems, eine offensichtlich unzureichende Vorbereitung, das Fehlen eines Sportdirektors.

Ärger in Braunschweig

Einen weiteren kritischen Tagespunkt für die anstehende Sitzung will das Team von Henrik Rödl unbedingt vermeiden. „Es ist unsere Mission, die Partie zu gewinnen und mit einem halbwegs guten Gefühl für die letzten drei Spiele rauszugehen“, sagte der Bundestrainer. Er braucht gegen Kanada wieder einen starken Schröder, und sein Führungsspieler kündigte an, dass das Team „ready“ dafür sein werde, „in den Krieg zu ziehen“. Anschließend will Schröder nach Hause fahren „und dann schauen, was in der Zukunft weiter so passiert.“

Sein Unverständnis über die Diskussionen bei der WM um seine Spielweise klang nach der starken Vorstellung (24 Punkte/12 Assists) beim 89:78-Erfolg gegen den Senegal am Samstag klar durch. Beeinflussen lassen will er sich davon aber nicht. „Ich spiele immer noch für mein Land, egal, ob sie mich kritisieren oder nicht“, sagte er: „Wenn ich fit bin, alles gut läuft und ich Zeit dafür habe, dann spiele ich. Wenn nicht, dann nicht.“

Womöglich war Schröder auch der Streit um Liviu Calin aufs Gemüt geschlagen, der ihn am Rande der WM beschäftigt. Seinem Entdecker ist beim Bundesligisten Braunschweiger Löwen gekündigt worden. Schröder ist Anteilseigner bei dem Klub und kündigte nun „Konsequenzen“ an.

Bei der WM hatte der Anführer mit dem DBB-Team nach den stark durchwachsenen Auftritten gegen Frankreich (74:78) und beim bitteren Aus gegen die Dominikanische Republik (68:70) eine laut Rödl „sehr gute“ Reaktion gezeigt. Gegen Jordanien (96:62) und nun zum Auftakt der Runde um die Plätze 17 bis 32 stimmte die Einstellung. „Wir sind in einer Situation, in der es nur noch ums Überleben geht. Um Kampf, um Stolz, ums Charakter zeigen“, sagte Robin Benzing: „Wir wissen, dass wir salopp gesagt in der Scheiße sind.“

Gegen das „Team Canada“ um NBA-Meistercoach Nick Nurse bedarf es einer weiteren spielerischen Steigerung, um nicht noch nach einer Niederlage mit Blick auf das Qualifikationsturnier für Tokio 2020 den Rechenschieber rausholen zu müssen. sid

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Erstellt:
09.09.2019, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 30sec
zuletzt aktualisiert: 09.09.2019, 06:00 Uhr

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