Empfingen · Digitalisierung

Senioren-App soll Brücken ins Leben bauen

Die Kreis-Volkshochschule hat Empfingen als Partner gewonnen für ein Projekt, bei dem 60 000 Euro vom Land fließen, unter anderem für eine Senioren-App. Mit ihr soll Einsamkeit überwunden und Nachbarschaftshilfe organisiert werden.

14.08.2019

Von Frank Wewoda

Digital die Einsamkeitüberwinden – besonders wichtig für Menschen, die nicht (mehr)mobil sind. Archivbild: Kuball

Digital die Einsamkeit
überwinden – besonders wichtig für Menschen, die nicht (mehr)
mobil sind. Archivbild: Kuball

In Empfingen setzt die Kreis-Volkshochschule ein Pilotprojekt um, das älteren Menschen über die Vermittlung von digitaler Medienkompetenz eine nachhaltige Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen soll. „dativ – digital und aktiv“ heißt das Konzept (siehe Kasten), unterstützt mit 60 000 Euro aus dem Förderprogramm des Landes namens „Quartier 2020 – Gemeinsam.Gestalten.“ Unter anderem entsteht dabei eine App, für die die VHS in der Gemeinde Empfingen einen Partner gefunden hat, bei dem sie offene Türen einrannte, wie Vogt erzählt. So stelle die Gemeinde ihren Ratssaal für Sitzungen der Projektgruppe bereit, Seniorenrat der Gemeinde wird ins Projekt eingebunden.

Mit diesen Beteiligten entsteht eine App, die es künftig älteren Menschen ermöglichen soll, unkompliziert, also bedienungsfreundlich Kontakt zu Mitmenschen aus dem Wohnort aufzunehmen, um Fahrdienste, Einkaufshilfe oder sonstige Unterstützung im häuslichen Umfeld zu organisieren. „Das geht nur in Kooperation mit einer Kommune“, erklärt Marc Vogt. „Wir bauen die App dann so, dass sie die Empfinger Bedürfnisse erfüllt.“

Die Digitalisierung soll so Brücken aus der Einsamkeit bauen, um die Lebensqualität älterer und oft mobilitätseingeschränkter Menschen vor Ort zu erhöhen. Marc Vogt ist zudem überzeugt: „Es braucht neue Formen des gesellschaftlichen Zusammenlebens.“ Die Großfamilie sei nun einmal verschwunden und komme auch nicht mehr zurück. Angesichts einer wachsenden Zahl von Patchwork- und Kleinfamilien sowie Alleinstehenden reiche es für die Volkshochschulen heute längst nicht mehr, nur Kurse in öffentlichen Gebäuden anzubieten. Vielmehr sei aufsuchende Bildungsarbeit das Gebot der Stunde. Die Fördergelder des Landes würden dafür die entsprechenden Rahmenbedingungen und Freiheiten schaffen, weil es möglich werde, auch Dinge auszuprobieren. Sonst sei es unmöglich, öffentliche Gelder für Projekte mit ungewissem Ausgang einzusetzen. Er schätze die enge Tuchfühlung zu den Akteuren vor Ort. „Wir können nah an und mit der Zielgruppe entwickeln“, so Vogt. In Empfingen wird dies der Seniorenrat als vorrangiger Ansprechpartner und Bindeglied zu den älteren Empfingern sein. Den Auftrag für die App-Programmierung hat die Karlsruher Firma „Nubedian“ erhalten. Sie hat bereits die Software „KommmiT“ entwickelt als eine Art Schwarzes Brett für ein Stadtviertel, im Einsatz als Quartiers- und Dienstleistungsapp.

Strategien gegen Vereinsamung

Strategien zu finden gegen die Vereinsamung der Menschen, stehe letztlich als Antrieb hinter der Förderung der Landesregierung als Teil der Landesstrategie „Quartier 2020“. Sie unterstützt Formen des generationenübergreifenden Zusammenlebens. Das Projekt in Empfingen beschränke sich aber nicht rein aufs Digitale, betont Marc Vogt. So soll auch das traditionelle Angebot der Volkshochschule vor Ort ausgebaut werden, um Kurse anzubieten zu Gesundheit, Kultur und Sprachen. Dazu gehören auch Angebote für Ältere zur Digitalisierung.

Ziele des Projekts „dativ – digital und aktiv“

Ziele sind: Der Aufbau eines lokalen Netzwerks aus Dozenten für Ältere, Etablierung einer altersgruppengerechten App, Gewinnung lokal ansässiger Dienstleister und Ehrenamtlicher für Angebote und Aktivitäten wie Abhol- und Lieferdienste, Mitfahrgelegenheiten, Pflegedienste, ärztliche Betreuung, Essensangebote, die in der App veröffentlicht werden. Planung und Durchführung eines altersgerechten Fortbildungsprogramms in den Bereichen Digitalisierung, Kultur, Gesundheit, das über die App abrufbar ist. Die Einrichtung und Nutzung dieser digitalen Plattform dient als Katalysator für vielfältige Teilhabe. In einem weiteren Schritt soll über die ältere Generation hinaus ein „gesamtkommunales generationenübergreifendes Netzwerk“ entstehen.

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Erstellt:
14.08.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 38sec
zuletzt aktualisiert: 14.08.2019, 01:00 Uhr

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