Skispringen · Vier-Schanzen-Tournee

Luca Roth: Karriere made im Schwarzwald

Luca Roth vom SV Meßstetten gehört zu den besten Nachwuchsathleten der Vierschanzentournee. Sein Erfolg scheint von langer Hand geplant.

31.12.2019

Von MANUELA HARANT

Im Rampenlicht: Luca Roth nutzt seine wenigen Fernsehminuten selbstbewusst. Foto: Joachim Hahne

Im Rampenlicht: Luca Roth nutzt seine wenigen Fernsehminuten selbstbewusst. Foto: Joachim Hahne

Oberstdorf. Gib jedem Tag die Chance, der erfolgreichste deines Lebens zu sein. Das ist nicht nur der „Willensspruch“ von Luca Roth, wie der 19-Jährige sagt. Es ist auch der Leitsatz, der für den Skispringer des SV Meßstetten bei der 68. Vierschanzentournee ganz besonders gilt. Sowohl die Qualifikation von Oberstdorf als auch der Wettkampf selbst waren die erfolgreichsten Tage in der jungen Karriere von Luca Roth: Mit Sprüngen auf 124 und 119,5 Meter schlug er seinen Gegner Antti Aalto aus Finnland klar und sammelte als 27. des Auftaktspringens gleich seine ersten Weltcup-Punkte. „Ja, heute ist so ein Tag“, hatte Roth schon nach seinem 33. Platz in der Qualifikation gesagt – bei seinem Debüt gegen weitere 70 Weltklasse-Skispringer wohlgemerkt.

So frei wie der Polizeianwärter aus dem Zollernalbkreis von der Schanze springt, so sprudelt es vor der Presse aus ihm heraus. Dass für ihn gerade ein Traum wahr wird, dass er seine Stärken eigentlich auf den kleineren Schanzen hat und er seit der Nacht vor dem ersten Tournee-Sprung ziemlich aufgeregt ist. Dabei wirkt der junge Mann aus der Skispringer-Schmiede des SV Meßstetten so fokussiert, dass die jüngsten Erfolge trotz der großen Konkurrenz an Nachwuchsleuten in Deutschland wie von langer Hand geplant erscheinen.

Das wird auch beim Blick auf Luca Roths Lebenslauf deutlich. Im Alter von drei Jahren stand er zum ersten Mal auf zwei Brettern, mit Sechs ging es schon eine 20-Meter-Schanze hinab, ein Jahr später bestritt er seinen ersten Wettkampf – und siegte. Den Dreh in die professionelle Richtung bekam seine Skisprung-Karriere bereits nach der Grundschulzeit. „Als ich im Deutschen Schülercup auch immer vorne dabei war, war klar, ich könnte es schaffen. Dann habe ich mir gesagt: Das zieh' ich jetzt durch“, erinnert sich der Teenager, „und es hat funktioniert.“ Luca Roth machte auf dem Sportinternat in Furtwangen sein Fachabitur und kann nun bei der Bundespolizei Sport und beruflichen Werdegang gut miteinander kombinieren. „Vier Monate im Jahr mache ich meine Ausbildung in Bad Endorf, die restliche Zeit trainiere ich am Stützpunkt in Hinterzarten“, erklärt der deutsche Juniorenmeister von 2017. Skisprung-Karriere made im Schwarzwald.

Dort, wo auch Bundestrainer Stefan Horngacher inzwischen zu Hause ist – und die Entwicklung des jungen Meßstetters intensiv verfolgt. „Luca ist einer der absprungstärksten Athleten in unserem Team“, lobte der Bundestrainer. Das brachte dem 19-Jährigen von der Alb bei der Junioren-WM Anfang des Jahres gleich drei Medaillen ein: Gold mit der Mannschaft, Silber im Einzel und Bronze mit dem Mixed-Team. „Mein Vorteil ist zwar auf einer 90-Meter-Schanze etwas größer als auf einer 120er. Aber man sieht, es funktioniert auch“, sagte Luca Roth nun mit einem Augenzwinkern nach seinen starken Leistungen auf der großen Schattenbergschanze.

Sollte er dieses Niveau auch in Garmisch-Partenkirchen bestätigen, stünde ihm möglicherweise sogar ein dauerhafter Platz im Weltcup-Kader offen. Denn nach dem Aus für Richard Freitag ist trotz der Reduzierung nach dem Neujahrsspringen (14 Uhr/ZDF und Eurosport) auf sechs Athleten wieder eine Position frei geworden. Insbesondere, da Moritz Baer (22) beim Tournee-Auftakt hinter Roth landete.

Doch der Jungspund verhält sich auch beim Hoffen auf den nächsten großen Schritt clever. „Ich denke gar nicht daran, ob ich im Weltcup-Team bleibe oder nicht. Das würde mich nur verrückt machen“, weiß der 1,90 Meter-Mann. „Entweder es passiert, oder es passiert nicht. Dann kommt der Sprung vielleicht ein anderes Mal.“ Mit einer Leichtigkeit wie dieser fliegt es sich auch von den großen Schanzen dieser Welt offenbar ganz gut.

Richard Freitag ist aus dem Weltcup-Team aussortiert worden. Foto: Daniel Karmann/dpa

Richard Freitag ist aus dem Weltcup-Team aussortiert worden. Foto: Daniel Karmann/dpa

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Erstellt:
31.12.2019, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 50sec
zuletzt aktualisiert: 31.12.2019, 06:00 Uhr

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