Ortshistorie

Stets mit dem Wasser verbunden

Auf großes Interesse stieß die zweite Themenführung von Ortsvorsteher Hermann Friedrich durch seine Heimatgemeinde Aach.

13.08.2018

Von Monika Schwarz

Aachs Ortsvorsteher Hermann Friedrich am Startpunkt bei der Flößerstatue mit einigen Teilnehmern der Themenführung. Bild: Schwarz

Aachs Ortsvorsteher Hermann Friedrich am Startpunkt bei der Flößerstatue mit einigen Teilnehmern der Themenführung. Bild: Schwarz

Unterwegs mit dem Ortsvorsteher den Gaisberg nauf“ lautete das Motto der zweiten Themenführung, die Ortsvorsteher Hermann Friedrich im Rahmen des Dornstetter Freizeitsommers auf Anregung der Touristinfo in seiner Heimatgemeinde Aach angeboten hat. Das Interesse daran war groß: Etwa 20 Personen unterschiedlichsten Alters vom Kleinkind bis zu den Großeltern- aus Aach, aber auch aus den Nachbargemeinden Klosterreichenbach, Böffingen, Dornstetten und Freudenstadt fanden sich am Startpunkt ein.

Friedrich hatte dafür die im Jahr 2017 vom Aacher Verkehrsverein gespendete Flößerstatue des Künstlers Klaus Olenik aus Sasbachwalden als Startpunkt gewählt. „D’r Jockele Flößer“ steht dort stellvertretend und symbolisch für eine prägende Zeit in der Geschichte des Dorfes für den Flößerruf „Jockele sperr, Jockele sperr“, der jahrhundertelang durch das Tal geschallt ist. Insoweit verwundert nicht, dass Aach schon vom Ursprung des Namens mit dem Wort „Wasser“ verbunden ist – was man ebenfalls auf der Wanderung durch den Ort erfuhr. Die älteste bekannte Schreibung des Ortes aus dem 12. Jahrhundert ist nämlich „Aha“ (lateinisch aqua) und bedeutet fließendes Wasser, erläuterte Friedrich am Start der gut anderthalbstündigen Wanderung mit unterschiedlichen Stationen.

In Aach spielt Wasser auch deshalb eine wichtige Rolle, weil sich dort die drei Quellflüsse Ettenbach, Stockerbach und Kübelbach zur Glatt vereinigen, die ab der Aacher Brücke bis hin nach Neckarhausen fließt. Ob über die Distanz von 34 oder 36 Kilometer- darüber gehen die Meinungen offenbar auseinander, schmunzelte Friedrich. Letztlich sei das aber auch egal.

Nur die „Oberen“ verdienen gut

Bei solchen Rahmenbedingungen entwickelte sich die Flößerei in Aach schnell zum Handels- und Erwerbszweig. Der Flößerberuf spülte dem Ort und einem Teil der Bevölkerung deshalb auch viel Geld in die Kasse. Es war aber nicht die breite Masse die verdiente, es waren in der Hauptsache „die oberen 10 000“, die profitierten.

Ab dem Jahr 1504 war für die Glatt dann auch der Haupteinbindeplatz „in der Aach“. Der Weiher war dort, wo heute die Kirche und das Rathaus stehen. Im November 1536 ließ Herzog Ullrich eine „Floß- und Holzordnung im Schwarzwald „ob und unter Dornstetten“ ausarbeiten, um eine ordnungsgemäße Waldnutzung zu sichern. Die Flößerei sei nicht einfach gewesen, weil es viele Menschen gegeben habe, die sich um das Wasser gestritten hätten und mit Wasserrechten und ähnlichem zu kämpfen hatten, erzählte Friedrich.

Zu Anschauungszwecken hatte er auch eine so genannte „Wiede“ mitgebracht, die Vertreter der Flößerzunft Calmbach beim letzjährigen „Aacher Fleckafest“ aus einer Fichte gedreht hatten. Solche Wieden konnten – sofern warm und feucht – sehr gut gebogen und dafür verwendet werden, die Flöße zusammenzubinden, erfuhr man im Verlauf der Wanderung.

In dieser streifte Friedrich auch die Historie des ehemaligen Gasthofes „Brücke“ mit Metzgerei und eigenem Schlachthaus, welches einstmals einen Bekanntheitsgrad bis über Stuttgart hinaus genossen hat. „Viele haben ihren Schinken dort abgeholt“, wusste der Ortsvorsteher zu berichten. An den Sonntagen strömten die Besucher auch aus den umliegenden Dörfern, um die Spezialitäten wie die „Russischen Eier“ zu genießen. Vom Glanz der alten Zeiten ist aber nur noch wenig übrig geblieben. Das Gasthaus wurde nach diversen Wechseln längst geschlossen und das Gebäude dient im Moment nur noch als Wohnhaus und Unterkunft.

Stattlicher Bau aus der Flößerzeit

An der zweiten Station am Weiherweg beim heutigen „Tonitron“-Elektrofachmarkt, erinnerte Friedrich an die Historie und die ehemalige „Waltersche Mühle“, die in diesem Bereich von Aach früher gestanden hat und dem „Flößerbaron“ als zuhause diente. Die letzte Familie, die dort gelebt habe, sei die Familie Donder gewesen.

Ein einstmals imposanter und noch immer beeindruckender Bau ist darüber hinaus das nur wenige Meter davon entfernt liegende im Jahr 1808 gebaute „Ziefle Haus“ , an welchem Friedrich ebenfalls Station machte. Das stattliche Anwesen ist eines der wenigen heute noch erhaltenen Häuser aus der Flößerzeit, das einstmals von Johannes Rehfuß, dem Sohn des mächtigen und in der gesamten Region bekannten Aacher Flößers Adam Rehfuß, neben der väterlichen Mühle gebaut wurde. Das Gebäude war nicht nur ein Bauernhaus und Flößerhaus, es beherbergte einst auch eine Gerberei. Johannes Rehfuß war übrigens, wie bereits sein Vater, der Dorfschultheiß.

Aufgrund der Einbrüche im Holzhandel und der dadurch erlittenen Einbußen wurde das Gebäude von Christian Ziefle, dem jüngsten Sohn von Johannes Ziefle, verkauft und – nach weiteren Besitzern – schließlich von Frieda Schaible und ihrem Mann Wilhelm Ziefle übernommen. Seit jener Zeit spricht man vom Ziefle-Haus. Bis zum Jahr 2015 blieb es im Besitz der Familie Ziefle und wurde erst dann verkauft. Der Plan des damaligen Käufers, dort Ferienwohnungen einzubauen und einen Reiterhof zu installieren, scheiterte an den gesetzlichen Vorgaben. Ein neuer Besitzer aus dem Remstal plant aber nun, das Haus ohne jeden Zeitdruck wieder herzurichten und bewohnbar zu machen, erfuhren die Teilnehmer der Führung.

Friedrich streifte im Laufe derselben dann auch das verheerende Hochwasser im Jahr 1990 und die nachfolgenden Schutzmaßnahmen, den Bau des neuen Friedhofs und am Ende die Historie des Waldgerichts.

Zum Artikel

Erstellt:
13.08.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 33sec
zuletzt aktualisiert: 13.08.2018, 01:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Newsletter Wirtschaft: Macher, Moneten, Mittelstand
Branchen, Business und Personen: Sie interessieren sich für Themen aus der regionalen Wirtschaft? Dann bestellen Sie unseren Newsletter Macher, Moneten, Mittelstand!