American Football

Tom Brady und seine große Liebe

Die Zukunft des Quarterbacks bei den New England Patriots steht in den Sternen.

07.01.2020

Von SID

Foxborough. Tom Brady starrte in den Vorhang aus Nieselregen, als wäre vor seinen Augen die Welt eingestürzt. Eine Minute lang kauerte der Superstar des Footballs allein auf der Bank der New England Patriots und ertrug, wie in seinem Ballsaal die Titanen tanzten. War es das etwa? Der schmucklose, furchtbar bittere Abgang des größten Spielers in 100 Jahren NFL-Geschichte?

Vielleicht. Oder, besser gesagt: eher nicht. „Ziemlich unwahrscheinlich“ sei es, dass er nach dem Playoff-Aus gegen die Tennessee Titans (13:20) seine Karriere beende, sagte der 42-Jährige mit blauer Wollmütze auf seinem Kopf: „Hoffentlich unwahrscheinlich. Ich werde die Zukunft nicht vorhersagen. Wer weiß schon, was sie bringt?“

Niemand weiß es – aber jeder will es wissen. Dutzende Fotografen und Kameraleute drängelten sich um das beste Bild des Quarterbacks nach einem Wild-Card-Spiel, das zu allem Überfluss mit einer Brady-Interception neun Sekunden vor Ablauf der Zeit geendet hatte. Ausgerechnet! Ein Fehlwurf der „Maschine“ in die Arme des Gegners, beim 11?615. Passversuch seiner 20-jährigen NFL-Karriere.

Brady nahm es mit der Milde eines Mannes, der seine Hände als einziger Spieler mit sechs gleißenden Super-Bowl-Ringen schmücken kann. „So ist das, wenn man den Ball wirft“, sagte er lächelnd, „ein 99-Yard-Touchdown wäre schöner. Das wäre cool gewesen.“

Dass er auch diese Niederlage so cool nimmt, ist nicht anzunehmen. Brady gilt als erfolgsbesessen, als Teamplayer und Ehrgeizling, der dem Sieg alles unterordnet – auch sein glamouröses Privatleben mit drei Kindern an der Seite des Supermodels Gisele Bündchen, das im Gillette Stadium bei Popcorn aus der Tüte vergeblich bangte. Die gemeinsame Bostoner 1100-Quadratmeter-Villa steht für 39,5 Millionen Dollar zum Verkauf, was ebenfalls Gerüchte aller Art blühen lässt.

Stets hat Brady betont, spielen zu wollen, bis er 45 ist. Doch im Football bricht ein neues Zeitalter an. Ältere, langsamere, fast nur passenden Quarterbacks wie Brady, Drew Brees (40), Philip Rivers (38) oder Aaron Rodgers (36) sind in die Jahre gekommen – und in dieser Saison führten sie ihre Teams auch nicht zum Erfolg. Eine neue Generation ist bereit, das Erbe anzutreten: Dynamische Spielmacher wie Lamar Jackson (22) von den Baltimore Ravens, die auch im Laufspiel eine Bedrohung sind. Die meisten Teams suchen Franchise-Quarterbacks, die über viele Jahre prägend sein können, niemanden, der zur neuen Saison 43 sein wird.

„Ich liebe die Patriots“, sagte er nach seiner ersten Playoff-Heimniederlage seit acht Jahren. Ob er zu seiner Liebe zurückkehrt, ist offen. sid

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Erstellt:
07.01.2020, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 16sec
zuletzt aktualisiert: 07.01.2020, 06:00 Uhr

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