Tennis

Tränen nach Finaldrama

Was für ein spannendes Match in New York: Nach einer 2:0-Satzführung verliert Alexander Zverev noch das Endspiel der US Open in fünf Durchgängen. Der Österreicher Dominic Thiem triumphiert.

15.09.2020

Von DPA

Fairer Verlierer: Mit Tränen in den Augen gratuliert Alexander Zverev (links) dem Österreicher Dominic Thiem zu dessen Erfolg. Foto: MATTHEW STOCKMAN

Fairer Verlierer: Mit Tränen in den Augen gratuliert Alexander Zverev (links) dem Österreicher Dominic Thiem zu dessen Erfolg. Foto: MATTHEW STOCKMAN

Nach der Niederlage im nervenaufreibenden US-Open-Finale und dem geplatzten Traum vom ersten Grand-Slam-Titel seiner Karriere kamen Alexander Zverev die Tränen. Als der 23 Jahre alte Hamburger nach dem spektakulären und hochklassigen Fünf-Satz-Krimi bei der Siegerehrung an seine Eltern dachte, stockte ihm die Stimme. „Es sind einige wichtige Leute, die heute fehlen. Ich möchte meinen Eltern danken“, sagte Zverev, ehe er anfing zu weinen. Sein Vater und seine Mutter waren positiv auf Corona getestet worden und hatten die Reise nach New York deshalb nicht wie sonst üblich mitgemacht.

Trotz einer 2:0-Satzführung musste sich Zverev in New York seinem österreichischen Kumpel Dominic Thiem nach 4:01 Stunden 6:2, 6:4, 4:6, 3:6, 6:7 (6:8) geschlagen geben. „Ich war super nah dran, Grand-Slam-Champion zu sein. Ich war ein paar Spiele, vielleicht ein paar Punkte weg“, sagte Zverev, als er mehr als zwei Stunden nach dem Matchball zur Video-Pressekonferenz erschien. „Ich hatte im fünften Satz viele Chancen und habe sie nicht genutzt. Aber ich bin 23 Jahre alt, ich denke nicht, dass es meine letzte Chance war. Ich glaube, dass ich eines Tages einen Grand Slam gewinnen werde“, sagte Zverev.

Für den 27 Jahre alten Thiem war es im vierten Anlauf der erste Grand-Slam-Sieg. Er ist der erste Spieler seit 16 Jahren, der in einem Grand-Slam-Endspiel nach einem 0:2-Satzrückstand noch den Titel holte. Im Tiebreak nutzte der von Krämpfen geplagte Österreicher seinen dritten Matchball. „Ich wünschte, es könnte heute zwei Sieger geben“, sagte Thiem. Doch Zverev vergab trotz eines herausragenden Starts und enormer Kämpferqualitäten die große Chance auf den ersten deutschen Titel bei einem der vier wichtigsten Turniere seit Boris Becker 1996 bei den Australian Open.

„Ich habe schon Tausende Matches gesehen. Aber sowas noch nie“, sagte Becker im TV-Sender Eurosport. Nachdem Thiem den Satzausgleich geschafft hatte, ging er im entscheidenden fünften Durchgang mit einem Break in Führung. Doch Zverev zeigte wie so oft ein großes Kämpferherz und nahm Thiem postwendend ebenfalls den Aufschlag ab.

Die deutsche Nummer eins ging wieder in Führung. Zum 5:3 schaffte er das Break, kassierte aber sofort wieder das Re-Break zum 5:4 – anstatt bei eigenem Aufschlag zum 6:3 und zum Titelgewinn zu vollenden. Es ging in den Tiebreak. Beide Spieler hatten mit Krämpfen zu kämpfen. Beim dritten Matchball landete eine Rückhand von Zverev im Aus.

Am Ende der ließ sich Thiem auf den Platz fallen und schlug die Hände vors Gesicht. Zverev ging auf die andere Seite des Netzes, gratulierte seinem Kontrahenten fair und umarmte ihn nicht ganz Corona-kompatibel.

Dominic Thiem ist der erste Grand-Slam-Champion seit dem Schweizer Stan Wawrinka bei den US Open 2016, der nicht Novak Djokovic, Rafael Nadal oder Roger Federer heißt. Nadal und Federer hatten in diesem Jahr auf einen Start in Flushing Meadows verzichtet, Djokovic war, wie berichtet, im Achtelfinale disqualifiziert worden, weil er eine Linienrichterin im Frust mit dem Ball abgeschossen hatte.

Bei Zverev gingen nach der komfortablen 2:0-Satzführung Aggressivität und Selbstverständlichkeitn verloren, die Fehlerquote stieg. Thiem profitierte und holte sich Satz drei und vier. Beide Spieler steigerten sich am, Ende deutlich und lieferten sich einen packenden Schlagabtausch – mit dem besseren Ende für Thiem. dpa

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Erstellt:
15.09.2020, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 41sec
zuletzt aktualisiert: 15.09.2020, 06:00 Uhr

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