Empfingen · Nachruf

Trauer um Gabriele Reich: Anderen Frauen ein Vorbild sein

Der Tod von Gabriele Reich hat in Empfingen Bestürzung ausgelöst. Mit ihr verliert die Gemeinde eine sehr engagierte und kreative Person.

25.03.2024

Von Emil Henger

Viel Lob und Abschiedsgeschenke erhielt Gabriele Reich 2014 bei ihrer Verabschiedung in der Empfinger Schulaula. Archivbild: wbr

Viel Lob und Abschiedsgeschenke erhielt Gabriele Reich 2014 bei ihrer Verabschiedung in der Empfinger Schulaula. Archivbild: wbr

Gabriele Reich, die in Empfingen nur Gabi genannt wurde, hat den Kampf gegen die schwere Krankheit verloren. Es gab immer wieder Höhen und Tiefen. „Sie war eine Kämpferin bis zuletzt und hatte viele Pläne“, erzählt ihre Tochter Anja. Gabi Reich ist am Montag, 18. März, im Alter von 76 Jahren zu Hause im Kreise ihr Familie gestorben. Wichtig war ihr der Familienzusammenhalt. Ihr Wunsch mit der Familie, ihrem Ehemann Rudolf, den sie im September 1970 geheiratet hatte, den Kindern Anja und Daniel und den Enkeln Christian, Katrin, Philipp und Klara noch einmal nach Steibis zu fahren, wurde nicht erfüllt. Die Gemeinde im Oberallgäu nahe Oberstaufen war ihr zur zweiten Heimat geworden.

Traumberuf Lehrerin

Sie habe immer eine positive Grundstimmung gehabt und wollte Frauen Vorbild sein. „Wenn du willst, dann geht das“, war ihre Devise.

Nach der Wahl von Angela Merkel zur Kanzlerin sagte sie in einem Interview mit der NECKAR-CHRONIK im November 2005; sie freue sich, dass eine Frau in diese Führungsposition gekommen ist und zeigen kann, dass auch Frauen fähig sind, dieses Amt auszufüllen. Frauen hätten ihren Stellenwert, weil sie konstruktiv arbeiten und in vielen Feldern kompetent sind.

Seit Weihnachten ging es mit Gabi Reichs Gesundheit bergab. Die wenige Kraft, die sie hatte, musste sie sich einteilen und sich Ruhepausen verordnen. Das hielt sie nicht davon ab, wie seit vielen Jahren, mit einem Team für die Empfinger Schule Fasnetsküchle zu backen. Bis vor ein paar Wochen gab sie noch drei Stunden pro Woche an der Grundschule Deutschunterricht für Kinder mit Migrationshintergrund.

Am 5. Dezember 1947 in Göppingen geboren und mit dem Bruder Hans-Georg aufgewachsen, entschied sie sich für ihren Traumberuf, der ihr Leben prägen sollte und in dem sie aufging: Sie wurde Lehrerin. Ihre Ausbildung begann 1968 mit einem Fachseminar in Rottweil, wo sie als 20-Jährige den Abschluss machte. Die erste Station als Pädagogin absolvierte sie an der Grund- und Hauptschule in Rottenacker (Kreis Ehningen), ein Jahr später unterrichtete sie an der Grund- und Hauptschule und im Progymnasium Haigerloch. Nach der zweiten Dienstprüfung 1971 wechselte sie in die Empfinger Schule, gab Hauswirtschafts- und Sportunterricht und blieb dort bis zu ihrer Pensionierung im August 2014.

Einsatz für die Geflüchteten

Gabi Reich hat auf vielfältige Art und Weise das Schulleben der Empfinger Schule geprägt. Sie war als Klassen- und Fachlehrerin, als Verbindungslehrerin und als Mentorin an der Schule tätig, hat die Kooperation mit den Vereinen, die Suchtprävention sowie den Austausch von Schülerinnen und Schülern mit der Empfinger Partnergemeinde La Roche Blanche organisiert. Die Themenschwerpunkte waren die Gestaltung und Weiterentwicklung der Schule, zuletzt etwa die künstlerische Gestaltung der Mensa.

Reich initiierte eine Integrationsgruppe für Aussiedler und Aussiedlerkinder im Jahre 2001. Ihr Anliegen war stets die Förderung der Kinder im sozialen und schulischen Bereich. Als im Jahre 2015 die ersten Syrer nach Empfingen kamen, setzte sie sich für die Belange der Geflüchteten ein.

Nach ihrer Pensionierung engagierte sie sich im Rahmen der Ganztagsschule mit der Arbeitsgemeinschaft „PC und Schwimmen“. Die jetzige Schulleiterin Susanne Kökert bezeichnete Gabi Reich als eine starke Persönlichkeit, umsichtige Pädagogin, Gestalterin und Netzwerkerin.

Gabi Reich war eine passionierte Sportlerin, sie spielte Tennis, fuhr Ski und entdeckte zuletzt den Golfsport. Die aktive Spielerin gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Tennisclubs, war Vorsitzende, Jugendreferentin und Schriftführerin.

Im Jahre 1989 trat sie in die CDU ein und erlangte kreisweit großen Bekanntheitsgrad als Vorsitzende der Frauen-Union von 1993 bis 2017 sowie als stellvertretende CDU-Kreisvorsitzende von 1999 bis 2017. Darüber hinaus war sie mehrmalige Zweitkandidatin für den Landtag. Zudem führte sie den Empfinger CDU-Gemeindeverband seit 2007 als Vorsitzende an.

Die Trauerfeier ist am Donnerstag, 28. März, um 13.30 Uhr in der Aussegnungshalle, anschließend die Urnenbeisetzung auf dem Empfinger Friedhof.

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Erstellt:
25.03.2024, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 58sec
zuletzt aktualisiert: 25.03.2024, 12:00 Uhr

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