Engagement

Trotz Regen und Hund von Tür zu Tür

Von Anekdoten in Rohrdorf wie springenden Hunden oder Fasnetsschichten können Maria und Hubert Schäfer berichten. Sie tragen seit 40 Jahren die Zeitungen in Rohrdorf aus und wurden nun dafür von der IHK und unserer Zeitung geehrt.

16.01.2019

Von Alexandra Feinler

Hubert und Maria Schäfer tragen seit 40 Jahren die SÜDWEST PRESSE in Rohrdorf aus. Bild: Alexandra Feinler

Hubert und Maria Schäfer tragen seit 40 Jahren die SÜDWEST PRESSE in Rohrdorf aus. Bild: Alexandra Feinler

Maria Schäfer hatte sich 1978 überlegt, im Gasthaus „Löwen“ in Rohrdorf als Bedienung zu arbeiten. Die Mutter und Hausfrau suchte jedoch noch eine weitere Beschäftigung. In Rohrdorf trug seit vielen Jahren Liselotte Kaltenmark die Zeitungen aus, musste aber alters- und gesundheitshalber aufhören. Der Außendienstleiter suchte dringend einen Austräger, besuchte Frau Kretz und die hatte gleich eine Idee: „Da hieß es, du kannst das doch machen“, erinnert sich Maria Schäfer. Damals waren ihre Töchter zwei und vier Jahre alt, doch die
Tante habe ihre Unterstützung zugesagt. „Ich dachte: ,Ok, probier es mal, aber mehr als fünf Wochen werden es sicher nicht’“, erzählt Maria Schäfer mit einem Lächeln.

Ihr Mann Hubert musste um 5.30 Uhr auf den Bus, um zum Daimler nach Sindelfingen zu kommen. Früh begann für Maria Schäfer der Tag, doch deshalb früher ins Bett gehen? Nicht mit ihr: „Mir reichen ein paar Stunden Schlaf.“ Anfangs habe sie gebraucht, bis sie die Zeitungen der SÜDWEST PRESSE überall verteilt habe. Unterstützung erhielt sie von ihrem Mann, der die halbe Siedlung noch vor der Arbeit und am Samstag austrug.

„Damals war Rohrdorf noch nicht so groß“, erinnern sich die beiden, dass sich alles rund um die Kirche befand. Das Gebiet „Im Grund“ gab es damals noch nicht. Dieses sei ziemlich verzweigt und vom Wetter in Mitleidenschaft gezogen. „Wenn es bei uns leicht regnet, dann kommt man ,Im Grund’ fast nicht mehr weiter. Ich stehe dann immer unter, Hubert macht das nichts aus“, sagt Maria Schäfer und lacht.

Auf Taschenlampe verzichtet

Sie habe einmal eine Zeitlang Schutz gesucht, während ihr Mann munter weiter ausgetragen habe. „Awa, das macht doch mir nichts“, erklärt der heutige Rentner, für den das Zeitungsaustragen vor der Arbeit nie eine Belastung gewesen sei: „Der Doktor sagt, das viele Laufen
tut mir gut. Ich soll das ja beibehalten“, erklärt der 72-Jährige, dass er die Zeitung noch austragen wolle, solange es die Gesundheit zulasse.

Rund sieben bis acht Kilometer läuft Hubert Schäfer am Tag. Neben starken Regen würde ihm auch die Dunkelheit nichts ausmachen: „Ich trag die Zeitung immer ohne Taschenlampe aus. Die Augen gewöhnen sich an die Dunkelheit.“ Wichtig sei ihm, dass er genügend Schlaf erhalte, weshalb er zeitig ins Bett gehe. Das störe wiederum Maria Schäfer nicht, die sich an stressige Zeiten erinnern kann: „Als die Kinder noch klein waren oder auch später, bin ich Bedienen
gegangen. Bei der Fasnet ging
es immer lang. Manchmal bin ich nur wenige Stunden oder
gar nicht ins Bett. Geschwind heim und dann austragen.“ Sie habe auch nach dem Austragen nicht geschlafen. „Wenn ich wach bin, bin ich wach“, lacht die 69-Jährige.

So manch lustige, aber auch nervenaufreibende Geschichte habe sie beim Austragen erlebt. Einmal sei ihr in der Ortsmitte ein Hund hinterhergerannt. „Der war an der Kette, hat sich aber losgerissen und ist mir bis zum Hirsch hinterher und hat dann in meine Tasche gebissen“, berichtet die Austrägerin, dass sie seither noch stärkere Angst vor Hunden habe. „Wenn ich wohin komme, sage ich immer: Bitte leinen sie den Hund an“, weiß die Rohrdorferin, dass sie dieses Erlebnis geprägt habe.

Früher noch Abkassieren müssen

Ansonsten wären morgens um die Austrägerzeit nur selten Menschen unterwegs. In den vergangenen 40 Jahren habe sich einiges verändert, so musste Maria Schäfer anfangs noch die Zeitung kassieren. „Damals hat die Zeitung 7,90 DM im Monat gekostet. Da bist du zu manchen Leuten fünf Mal hin, bis du das Geld bekommen hattest“, erklärt sie, dass diese Aufgabe nun nicht mehr bestehe.

Früher hätten jedoch mehr Rohrdorfer die Zeitung gehabt, die auch nicht so viel Werbung enthielt. Eigentlich wollten die Schäfers mit Rentenbeginn von Hubert Schäfer mit dem Austragen aufhören, doch die beiden sind sich einig: „Wir machen das noch so lange wir können.“

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Erstellt:
16.01.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 00sec
zuletzt aktualisiert: 16.01.2019, 01:00 Uhr

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