Mit Leib und Seele

Uli Hoeneß‘ Rückkehr als FC-Bayern-Präsident

Uli Hoeneß kehrt heute nach 987 Tagen als Präsident zu den Münchnern zurück. Die Machtverhältnisse in den Reihen des Rekordmeisters werden neu geordnet.

25.11.2016

Von SID

Rückkehr des Klubpatriarchen: Im März des Jahres 2014 trat Uli Hoeneß als Präsident des FC Bayern München zurück, heute Abend stellt er sich den Mitgliedern wieder zur Wahl. Foto: dpa

Rückkehr des Klubpatriarchen: Im März des Jahres 2014 trat Uli Hoeneß als Präsident des FC Bayern München zurück, heute Abend stellt er sich den Mitgliedern wieder zur Wahl. Foto: dpa

München. Das war?s noch nicht“, rief Uli Hoeneß den Mitgliedern von Bayern München am 2. Mai 2014 bei einer außerordentlichen Sitzung im Audi Dome trotzig und bestimmt zu. 987 Tage später wird seine Ankündigung wahr: Der 64-Jährige kehrt als Präsident zu „seinem“ FC Bayern zurück, es ist das meist beachtete Comeback im deutschen Fußball. Hoeneß will sein Lebenswerk beim deutschen Rekordmeister vollenden.

Es gilt als sicher, dass Hoeneß am heutigen Abend bei der Jahreshauptversammlung der Münchner gewählt wird. Trotzdem bekundete er unlängst, „angespannt“ zu sein. Auf seine Antrittsrede bereitet er sich deshalb schon seit Wochen vor.

Mit klaren und emotionalen Botschaften wird Hoeneß nach verbüßter Haftstrafe wegen Steuerhinterziehung versuchen, abermals im Audi Dome zu punkten. „Das deutliche Wort wird weiter mein Markenzeichen sein, ich werde sicher nicht herumeiern“, sagte Hoeneß zu Beginn der Woche dem Fachmagazin Kicker. Die „Abteilung Attacke“ ist offensichtlich beim FC Bayern zurück.

Es ist eine Rückkehr, die von allen Seiten begrüßt wird. „Ich freue mich riesig, dass Uli Hoeneß wieder auf die Bundesliga-Bühne zurückkommt. Er wird der gesamten Bundesliga gut tun – nicht nur Bayern München“, sagte etwa Sky-Experte Ottmar Hitzfeld. „Da kracht es auch mal wieder“, so meinte Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Die Liga erhalte „ein Gesicht zurück, das ihr gefehlt hat“, unterstrich Leverkusens Sportchef Rudi Völler. Und auch Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge betonte, „dass er herzlich willkommen sein wird“.

Dabei dürfte es gerade für Rummenigge ein Einschnitt werden. Er wird sich an der Seite von Alphatier Hoeneß, der bei Meinungsverschiedenheiten schon mal die Türen knallen lässt, neu orientieren und die Macht im Klub wieder teilen müssen. „Ich denke, dass Karl-Heinz Rummenigge und ich Bayern noch stärker machen. Ich könnte mir vorstellen, dass Karl-Heinz mehr fürs Geld verantwortlich ist und ich fürs Herz“, so hatte Hoeneß im September mit einem Schmunzeln erklärt.

Probleme erwartet Rummenigge nicht mit seinem langjährigen Wegbegleiter, der mit großer Wahrscheinlichkeit auch wieder Chef des mächtigen Aufsichtsrates werden wird. „Ich kenne ihn jetzt seit 42 Jahren und habe zu Spielerzeiten mit ihm zusammen im Doppelbett geschlafen. Wir haben ein total intaktes, freundschaftliches, sauberes Verhältnis“, sagte Rummenigge der Sport Bild. Es sei „fruchtbar für den Klub“, fügte er im Handelsblatt an, „dass wir beide eine eigene Meinung haben“.

Wirtschaftlich wird der FC Bayern heute erneut beeindruckende Zahlen vorlegen. „Die Mitglieder können sich darauf freuen“, sagte Rummenigge bereits. Sportlich bot der FC Bayern in den letzten Wochen unter Trainer Carlo Ancelotti allerdings ungewohnte Angriffsflächen – nicht zuletzt beim blamablen 2:3 in der Champions League bei FK Rostow. Hoeneß hat sich dazu (noch) nicht geäußert. Wird er es vielleicht heute Abend tun? Rummenigge erwartet eine „spektakuläre“ und „stimmungsvolle“ Versammlung. Es wird auf jeden Fall wieder ein anderer Wind beim FC Bayern wehen.

Der streitbare Hoeneß, der rund 50 Millionen Euro hinterzogene Steuern inklusive Strafen zurückgezahlt hat, ist nach seiner Haft zwar demütiger geworden. Er lebt bewusster und verbrachte zuletzt möglichst viel Zeit mit der Familie. Doch von seinem Ehrgeiz und seinem Tatendrang hat er nichts eingebüßt. Er fühle sich trotz der für ihn schwierigen letzten Jahre noch zu jung für das Altenteil, sagte er bestimmt.

Mann für das Familiäre

Hoeneß kündigte bereits an, die Jugendarbeit beim FC Bayern forcieren zu wollen. Auch mit den Basketballern hat er Großes vor. Zugleich will Hoeneß beim oft kühl agierenden FC Bayern „das Familiäre leben“. Aber das, im Gegensatz zu früher, nicht mehr „sieben Tage die Woche 24 Stunden lang“.

Trotzdem: Die Rückkehr von Hoeneß wird auch bei den Stars sehnsüchtig erwartet, wie Franck Ribéry unlängst verdeutlichte: „Uli ist so wichtig für den Verein. Bayern hat so viel Power, aber Uli kann dem Verein trotzdem noch einmal mehr geben. Er hat so viel Kraft, so viel Euphorie. Uli ist das Herz des Vereins.“ sid

Kritik vor der Hauptversammlung

Jérôme Boateng musste an einem auch persönlich völlig missglückten Fußballabend zusätzlich noch einen erstaunlich harten Tadel seines Chefs einstecken. Karl-Heinz Rummenigge ermahnte den Weltmeister nach dem 2:3 beim FK Rostow im Fernsehsender Sky dazu, sich wieder mehr auf seinen Job beim FC Bayern zu konzentrieren. „Jérôme muss wieder ein bisschen mehr zur Ruhe kommen. Seit dem Sommer ist mir das ein bisschen zu viel“, sagte Rummenigge mit einem unausgesprochenen Verweis auf Boatengs vielfältige Aktivitäten abseits des Platzes. „Es wäre im Sinne von ihm und dem ganzen Klub, wenn er ein bisschen back to earth runterkommt!“ ?dpa

Zum Artikel

Erstellt:
25.11.2016, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 20sec
zuletzt aktualisiert: 25.11.2016, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Newsletter Wirtschaft: Macher, Moneten, Mittelstand
Branchen, Business und Personen: Sie interessieren sich für Themen aus der regionalen Wirtschaft? Dann bestellen Sie unseren Newsletter Macher, Moneten, Mittelstand!